Medizin Logo

Agent Orange fördert Prostatakrebs
Agent Orange fördert Prostatakrebs Everett Historical / shutterstock.com

Agent Orange fördert Prostatakrebs

Agent Orange begünstigt besonders aggressive Form von Prostatakrebs.

Zwischen 70 und 80 Millionen Liter des Entlaubungsmittels Agent Orange versprühten die Amerikaner während des Vietnamkrieges über dem südostasiatischen Dschungel. Der ansonsten immergrüne Regenwald wurde durch die hochgiftige Chemikalie auf einmal durchsichtig und die amerikanischen Soldaten konnten die verfeindeten Kämpfer des Vietcongs ausspähen. 2 Millionen Menschen starben direkt an den Folgen des Vietnamkrieges. Aber der Einsatz von Agent Orange wirkt bis heute nach: Zahlreiche Vietnamesen leiden bis heute unter den Ergebnissen der kriegerischen Auseinandersetzung. Aber auch unter den amerikanischen Vietnam-Veteranen wird bei jedem dritten besonders aggressiver Prostatakrebs diagnostiziert. Späte Auswirkung von Agent Orange.

Agent Orange giftiger als vermutet

Offiziell enthielt Agent Orange eine Kombination aus speziellen Herbiziden, also Unkrautvernichtungsmitteln. Die von den amerikanischen Streitkräften offiziell bekanntgegebenen Herbizide tragen die chemischen Namen 2,4-D und2,4,5-T. Diese organischen Verbindungen sind für sich genommen zwar schon recht schädlich, die kanzerogene Wirkung ist allerdings relativ gering. Anders verhält es sich mit einer dritten chemischen Substanz, von der erst nach dem Vietnamkrieg bekannt wurde, dass sie in Agent Orange enthalten ist: Es handelt sich um das hochgradig krebserregende und gesundheitsschädliche Dioxin.

Neben der kanzerogenen Wirkung von Dioxin verursacht es auch starke Hautschäden. Insbesondere Chlorakne gelten als typische Langzeitfolge einer intensiven Exposition mit Dioxin. Prominentes Beispiel ist hier der ehemalige Präsident der Ukraine Viktor Juschtschenko. Im September 2004 wurde er Opfer eines Giftanschlages mit Dioxin. Bis heute sind die Folgen im Gesicht zu sehen. In Vietnam selber leiden aktuell über eine Million Menschen unter den direkten Folgen von Agent Orange.

Zunehmend US-Soldaten erkrankt

Forscher der Oregon Health & Science University in Portland (US-Bundesstaat Oregon) untersuchten über viele Jahre die direkten Auswirkungen von Agent Orange auf den Gesundheitszustand der damals in Vietnam kämpfenden Soldaten. Lange Zeit schienen diese relativ wenige Schäden durch Agent Orange davongetragen zu haben. Mittlerweile befinden sich die Veteranen in einem Alter, in dem das Risiko für Prostatakrebs naturgemäß ansteigt. Die Beobachtungen der amerikanischen Wissenschaftler um Mark Garzotto sind erschreckend: Jeder dritte der Vietnam-Veteranen erkrankte in der näheren Vergangenheit an Prostatakrebs. Damit ist die Krebsrate bei dieser Gruppe um 52 % höher als bei jenen Soldaten, die keinerlei Kontakt mit Agent Orange hatten.

Tumore sind besonders aggressiv

Die vermutlich in Zusammenhang mit dem Agent Orange stehenden Karzinome sind in vielen Fällen besonders aggressiv und neigen zu stark infiltrativem Wachstum und früher Metastasenbildung. Besonders diese schlecht zu heilenden Vertreter von Prostatakrebs kamen unter den betroffenen Soldaten doppelt zu häufig vor wie in Vergleichsgruppen. Eine vollständige Heilung ist hier nur möglich, wenn der Prostatakrebs sehr früh erkannt wird.

Idealerweise erfolgt die Diagnose zu einem Zeitpunkt, in dem noch keine Nachbarstrukturen befallen und v. a. noch keine Metastasen vorhanden sind. Daher gilt die Empfehlung: Betroffene sollten besonders engmaschig zur Vorsorgebehandlung gehen. Übrigens scheint Agent Orange nicht nur das Auftreten von Prostatakrebs zu fördern: Auch Myelome, Parkinson und Herzinfarkte scheinen sich in der Zielgruppe zu häufen. Gleiches gilt für Cholrakne.


Quellenangaben:

  • Pressemitteilung der US-Veteranenbehörde zur Auswirkung von Agent Orange
  • Veröffentlichung des Vietnamesischen Roten Kreuzes (14.03.2002)
  • Presseveröffentlichung des Journals WILEY (13.05.2013)
  • Abstract: Agent Orange as a risk factor for high-grade prostate cancer (13.05.2013)
  • Dt. Ärzteblatt (13.05.2013)
  • Chemie für Mediziner (Axel Zeeck), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH
  • Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie (Klaus Aktories, Ulrich Förstermann, Franz Bernhard Hofmann, Klaus Starke), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH

© 2013-2018 medizin.de (Gunnar Römer) zuletzt aktualisiert 11/2017