Fadenwürmer auf dem Fisch
Wer gerne rohen Seefisch konsumiert, der in vielen Ländern Asiens, Nordamerikas und des pazifischen Raums als Delikatesse gilt, setzt sich einem erhöhten Risiko zum Erwerb einer Anisakiasis aus. Die Erreger sind Fadenwürmer, Verwandte der Spulwürmer, die im Fisch parasitieren. Je nach Art der befallenen Fische unterscheidet man den Kabeljauwurm, Heringswurm und Tilapiawurm. Beim Menschen kommt am häufigsten eine Infektion mit Larven des Askariden Anisakis simplex oder marina vor.
Ansteckungsquellen
Am verbreitetsten sind Infektionen mit Anisakis-Arten in Ländern, in denen der Verzehr von rohem oder unzureichend gekochtem Fisch quasi zur Volksküche gehört. Dazu zählen neben Japan, den USA und Kanada, Neuseeland und den pazifischen Inseln auch die Niederlande. Mangeht weltweit von nur wenigen Hundert Erkrankungsfällen von Anisakiasis pro Jahr aus, vermutet aber eine hohe Dunkelziffer. Wichtige Ansteckungsquellen sind die auch in Europa immer beliebter werdenden Fischgerichte Sushi, Sashumi sowie Matjesheringe. Die ersten Symptome treten etwa zwölf bis 24 Stunden nach der Infektion mit den Anisakis-Larven auf.
Verlauf der Infektion
Typischerweise kommt es zu heftigen Bauchschmerzen, Schwindelgefühl, Übelkeit mit Erbrechen und Durchfall. Die Infektion kann auch auf die Speiseröhre beschränkt bleiben. Dann werden die Larven häufig ausgehustet und lassen sich im Speichel nachweisen. Im weiteren Krankheitsverlauf leidet der Betroffene unter Beschwerden im Magen-Darm-Trakt bei Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und einem generellen Schwächegefühl. Klinisch kommt es bei Anisakiasis zu Geschwüren (Ulzerationen) im Magen-Darm-Trakt, so genannten eosinophilen Granulomen. Die Beschwerden dauern meist über die Lebenszeit der Larven an (rund drei Wochen) und gehen durch den Abbau der Larven in chronische Beschwerden im Unterbauch über. Schlimmstenfalls drohen ein Darmverschluss oder Darmdurchbruch als mögliche Komplikationen.
Diagnostik und Therapie
Die Diagnostik der Anisakiasis umfasst Laboruntersuchungen (Blutwerte) und die Endoskopie (Magen- und Darmspiegelung), mit der sich sowohl die an der Darmwand angehefteten Anisakis-Larven als auch Granulome nachweisen lassen. Auch röntgendiagnostisch lassen sich Hinweise auf eine Infektion mit den ungebetenen Parasiten erzielen. Direkt im Stuhl sind die Anisakiasis -Erreger hingegen nicht identifizierbar. Zu den therapeutische Maßnahmen gehören die Gabe von Anti-Wurmmitteln ebenso wie in schweren Fällen die Entfernung der Larven durch das Gastroskop.
Wie schützt man sich?
Einzige Möglichkeit, sich vor einer Infektion mit den Anisakis-Larven und verwandten Keimen zu schützen ist der Verzicht auf den Verzehr von rohem Fisch in den bekannten Endemiegebieten. Das Tiefgefrieren der Fische bei Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius für mindestens zehn bis 24 Stunden tötet die Larven sicher ab. Seit sich diese Maßnahme in den Niederlanden durchgesetzt hat, kam es dort nicht mehr nennenswert zu neuen Anisakiasis-Fällen.
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