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Müdigkeit & Erschöpfung
Müdigkeit & Erschöpfung Tom Wang / shutterstock.com

Müdigkeit & Erschöpfung

Müdigkeit und Erschöpfung sind zunächst einmal normale Signale des Körpers. Sie zeigen uns die Grenzen der Belastbarkeit auf und mahnen zum „Kürzertreten“. Es handelt sich somit nicht um eigenständige Erkrankungen, sondern vielmehr um Symptome. Im Normalfall lassen sich Müdigkeit und Erschöpfung durch einfache Maßnahmen wie Entspannung und ausreichend Schlaf rasch beheben. Nicht selten wird diese unangenehme Symptomatik aber zu einer wahren Belastung für das alltägliche Leben. Fühlt man sich ständig ausgelaugt, kann hierfür eine fehlerhafte Lebensweise verantwortlich sein. So führt permanenter Schlafmangel zwangsläufig zu nachlassender Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und einem Verlust der Lebensqualität. Lassen sich die Beschwerden auch durch eine umfangreiche Änderung der Lebensqualität nicht bessern, können zahlreiche Erkrankungen als Ursache dahinterstehen. Wer sich permanente müde fühlt, sollte in jedem Fall von einem Arzt durchgecheckt werden.  

Die Ursachen sind sehr vielfältig

Der persönliche Lebenswandel hat einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Es gibt eine große Bandbreite an Faktoren, die eine permanente Ermattung begünstigen.

Hierzu zählen insbesondere:

  • Permanenter Schlafmangel: Wer immer zu wenig schläft, wird automatisch müde und büßt Konzentrations- und Leistungsfähigkeit ein. Auch die seelische Verfassung leidet unter zu wenig Schlaf. Das Positive: Das Defizit lässt sich rasch korrigieren. Schon eine geruhsame Nacht führt zu einer Besserung des Befindens.
  • Stressiger Alltag: Hier muss zwischen positivem und negativem Stress unterschieden werden. Wer aber ständig unter Hochspannung steht, dem gelingt auch kein effektives Abschalten mehr. Der Körper arbeitet ständig am Limit und wird zunehmend ausgelaugt.
  • Psychische Belastung: Wer ständig Sorgen hat, mutet seinem Körper eine enorme Belastung zu. Die Gedanken kreisen ständig um dieses „eine Problem“ – das kostet viel Kraft.
  • Ständige Überanstrengung: Sport gehört zu den besten Dingen, die man seinem Körper bieten kann. Wird die persönliche Leistungsgrenze aber immer wieder überschritten, schadet dies dem Organismus.
  • Lange Reisen: Interkontinentalflüge führen zum sogenannten Jetlag. Dabei ist Müdigkeit eines der Leitsymptome. Das Phänomen gibt sich aber nach kurzer Zeit wieder.

Verschwindet die permanente Erschöpfung auch nach Änderung der Lebensumstände nicht, spricht dies für einen organischen Auslöser.

Zahlreiche Störungen kommen hierfür in Frage:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Durchblutungsstörungen oder eine Funktionseinschränkung des Herzens führen zu einer mangelnden Sauerstoffversorgung des Gewebes. Auch niedriger Blutdruck (Hypotonie) ist eine häufige Ursache.
  • Schlafapnoe-Syndrom: Häufige Atemaussetzer führen zu einer ständigen Unterbrechung des erholsamen Schlafs.
  • Schilddrüsenunterfunktion: Diese Hormonstörung sorgt dafür, dass der gesamte menschliche Stoffwechsel auf Sparflamme läuft und man sich somit kaum leistungsfähig führt.
  • Diabetes mellitus: Egal ob Typ I oder II – der Organismus ist nicht mehr in der Lage, den zugeführten Zucker effektiv zu verwerten. Ohne Brennstoff aber keine Energie.
  • Depressionen oder Burnout-Syndrom: Leidet die Seele, leidet automatisch auch der Körper. Dabei kann es sich um einen Teufelskreis handeln: Wer depressiv ist, schläft oft viel. Zuviel Schlaf macht jedoch wiederum depressiv.
  • Infektionskrankheiten & Immunschwäche: Von einer Erkältung über Pilzinfektionen bis hin zu HIV. Tobt im Körper eine Infektion, raubt dies dem Körper sehr viel Energie. Die verbleibende Kraft benötigt das Immunsystem. Ist Letzteres geschwächt, verschlimmert das die Symptome weiter.
  • Schwangerschaft: Keine Krankheit sondern äußerst positiv, aber trotzdem belastend für den Körper der werdenden Mutter.
  • Krebserkrankungen: Der Tumor und seine evtl. vorhandenen Tochtergeschwülste (Metastasen) kosten den Organismus zunehmend Kraft. Bei einigen Formen von Krebs beginnt die Symptomatik gar mit Müdigkeit, so z. B. bei der Leukämie.
  • Mangelerscheinungen: Jegliche Form von Mangel stört die gesamte Physiologie und löst eine nachhaltige Erschöpfung aus. Am bekanntesten ist hier die sogenannte Blutarmut (Anämie). Auch Vitaminmangelerkrankungen kommen in Frage.
  • Medikamente: Eine ganz Reihe an Arzneistoffen machen erwiesenermaßen müde. Besonders gefürchtet: Bestimmte Psychopharmaka und Zytostatika.
  • Ernährungsprobleme: Wer sich ständig ungesund ernährt, zu wenig Wasser oder zu viel Alkohol konsumiert, schädigt seinen Körper nachhaltig. Besonders dramatisch: Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht.
  • Allergien: Bei einer Allergie befindet sich das Immunsystem permanent im Zustand höchster Aktivität. Hierfür benötigt es mengenweise Energie, die dem Organismus dann an anderer Stelle verlorengeht.

Bei andauernder Erschöpfung ist Diagnostik entscheidend

Bewirkt auch eine Änderung der Lebensgewohnheiten keine Besserung, sollte unbedingt nach der Ursache geforscht werden. Erster Ansprechpartner hierfür ist der Hausarzt oder ein Internist. Aufgrund des sehr breiten Spektrums an möglichen Auslösern steht eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) am Beginn der Diagnostik. Dabei gilt es, bestimmte Vorerkrankungen oder aktuelle Medikamente genau zu benennen. Auch ist von Interesse, wie lange die aktuellen Beschwerden bereits bestehen oder ob sie einer bestimmten Regelmäßigkeit folgen. Allgemeinmedizinische Untersuchungen wie Messungen von Blutdruck, Körpertemperatur und Sauerstoffsättigung sind obligatorisch. Häufig erlaubt eine umfangreiche Blutuntersuchung bereits eine erste Verdachtsdiagnose. Weitere Untersuchungen sollten dann – je nach wahrscheinlicher Ursache – durch den entsprechenden Facharzt getätigt werden.

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache

Das große Spektrum an Auslösern verrät es bereits: Es gibt nicht die eine Therapie gegen Erschöpfung und Müdigkeit. Liegt die Ursache in der eigenen Lebensweise ist der Fall klar: Mehr Schlaf, Stress vermeiden, weniger Überanstrengung, etc. Oft sind solche Zustände auch nur von vorübergehender Natur und lassen von selber wieder nach. Eine gesunde Lebensweise und regelmäßige Erholung helfen bei der Bekämpfung und der Vermeidung von chronischer Erschöpfung. Ausreichend Schlaf ist dabei der Königsweg. Ausreichend bedeutet aber nicht zu viel! Mehr als acht bis zehn Stunden Schlaf können sich auch gegenteilig auswirken und man wird gar nicht erst richtig wach. Jeder Mensch hat ein individuelles Schlafbedürfnis, dass es für sich selber herauszufinden gilt.

Bei einer medizinischen Ursache muss diese gezielt behandelt werden. Gegen sämtliche o. g. Erkrankungen gibt es Therapien. So kann eine Anämie beispielsweise durch Substitution von Eisen behandelt werden. Bakterielle Infektionen lassen sich durch Antibiotika bekämpfen, die Kardiologie kennt Antworten auf sämtliche Herzerkrankungen. Löst ein Medikament die Müdigkeit aus, sollten Sie mit Ihrem Arzt über mögliche Alternativen sprechen und keinesfalls eigenmächtig handeln. Dies gilt selbstverständlich auchfür alle weiteren möglichen Auslöser einer chronischen Erschöpfung.

© medizin.de 2017 (Gunnar Römer)