Grundsätzlich wird zuerst nicht die Appetitlosigkeit selber, sondern vielmehr die auslösende Grunderkrankung behandelt.
Die Behandlung psychischer Ursachen von Appetitlosigkeit
Liegt eine psychiatrische Grunderkrankung vor, muss diese nicht nur wegen der Appetitlosigkeit dringend behandelt werden. Gegen Depressionen hilft eine spezielle Verhaltenstherapie in Kombination mit Medikamenten. Bei Letzteren ist aber Vorsicht geboten: Viele Antidepressiva sorgen ihrerseits für eine Hemmung der Nahrungsaufnahme. Dasselbe gilt für weitere Erkrankungen aus dem Formkreis der Psychiatrie. Auch eine Sucht gehört in die fachkundigen Hände eines Spezialisten.
Stress als Ursache
Gegen starken Stress wiederum kann man oftmals selber eine Menge tun. Der Tagesablauf sollte kritisch hinterfragt werden; vielleicht hilft eine besserer Strukturierung bei der Vermeidung von Stresssituationen. Sport baut Stresshormone ab, Entspannungsverfahren (z. B. Autogenes Training) sind ebenfalls empfehlenswert. Partnerschaftliche Probleme können durch eine Paartherapie gebessert werden, Liebeskummer muss man eine Zeit lang aushalten. Danach kehrt mit der Lebensfreude auch der Appetit zurück.
Die Behandlung körperlicher Ursachen von Appetitlosigkeit
Für die große Bandbreite an körperlichen Auslösern steht glücklicherweise eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Infektionen aller Art können je nach Ursache mit Antibiotika, Antimykotika oder Virostatika therapiert werden. Gegen eine Magenschleimhautentzündung helfen Wirkstoffe aus der Gruppe der Protonenpumpenhemmer. Gleichzeitig gilt es Nikotin und Alkohol ebenso zu meiden wie fette Speisen. Gegen beinahe jede Nahrungsmittelunverträglichkeit helfen spezielle Diäten, das Gleiche gilt für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Bei Morbus Crohn und Colotis ulcerosa helfen außerdem Medikamente. Ein Diabetes mellitus muss genauso gut eingestellt werden wie Hormonstörungen. Für jede auslösende Grunderkrankung stehen Therapien zur Verfügung. Ist die Ursache behandelt, kehrt auch meist der Hunger in alter Form zurück. Auch eine Chemotherapie im Rahmen von Krebs findet nur phasenweise statt.Sind Medikamente für den fehlenden Hunger verantwortlich, sollte gemeinsam mit dem Arzt nach einem anderen Präparat gesucht werden. Keinesfalls darf eine Medikation eigenhändig verändert oder gar abgebrochen werden.
Essverhalten
Auch Änderungen im Essverhalten können zu einer Normalisierung führen. Manchmal verändert eine Erkrankung die Speisegewohnheiten so nachhaltig, dass der Patient Unterstützung durch einen professionellen Ernährungsberater braucht. Dies gilt vor allem bei schweren Nahrungsmittelunverträglichkeiten, chronischen Darmerkrankungen und nach Teilresektionen von Magen und/oder Darm. Der Spaß am Essen kann auch dadurch zurückkehren, indem die Mahlzeiten eine Art sozialen Charakter bekommen. Gemeinsame Familienessen oder ein Restaurantbesuch mit einem Freund sind nur einige Beispiele. In jedem Fall sollte mit kleineren Mahlzeiten begonnen werden, um den Organismus entsprechend daran zu gewöhnen. Unterstützend können bestimmte Hausmittel (z. B. Sellerie, Fenchen, Ingwer, Hagebutten-Tee) oder Medikamente mit Wirkung auf das „Hungerzentrum“ verabreicht werden. Arzneimittel dieser Art enthalten meist Gesatagene, also Hormone mit anregender Wirkung auf die appetitvermittelnden Hirnareale.
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Quellenangaben:
- Ernährungsmedizin und Diätik (Heinrich Kaspar), Urban & Fischer
- Klinische Gastroenterologie (Helmut Messmann), Thieme-Verlag
- Ernährungsmedizin: Prävention und Therapie (P. Schauder & G. Ollenschläger), Urban & Fischer
- Innere Medizin 2016 (G. Herold), Selbstverlag
- Ernährungsmedizin (H.-K. Biesalki, S.-C. Bischoff, C. Puchstein), 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Thieme-Verlag