Zwischen 50 und 80 % der Bevölkerung macht einmal im Leben eine HPV-Infektion durch. Die meisten Menschen merken davon überhaupt nichts – in vielen Fällen verläuft eine solche Infektion nahezu symptomfrei. 124 verschiedene Typen des HP-Virus konnten bislang durch die Wissenschaft eindeutig identifiziert werden, vermutlich gibt es noch wesentlich mehr Vertreter. Zwei von ihnen gelten als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Bei fast allen Fällen dieser zweithäufigsten Krebserkrankung der Frau kann ein Befall mit dem HP-Virus nachgewiesen werden. Eine Impfung gegen das Humane Papillom-Virus ist möglich und kann somit diese Form von Krebs erheblich eindämmen.
Zwei Hochrisiko-Vertreter unter den HP-Viren
Wissenschaftler schätzen die Gesamtzahl der HPV weit höher ein, als die 124 bisher eindeutig bekannten. Letztere besitzen ein völlig unterschiedliches Potential, Gebärmutterhals auszulösen. Ausgehend von ihrem Gefahrenpotential werden die Viren in verschiedene Risikogruppen eingeteilt:
- High-risk-Viren: Die mit Abstand am häufigsten in Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs auftretenden HPV sind die Typen 16 und 18. Gegen sie sind auch die heute verwendeten Impfstoffe in erster Linie gerichtet. Weitere Vertreter dieser Gruppe sind 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 68, 73 und 82. Letztgenannte werden jedoch ungleich seltener als Krebsauslöser identifiziert. High-risk-Viren können auch einige Krebserkrankungen, v. a. am Anus und am Mund auslösen. Noch nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte die Gefährlichkeit der Virus-Typen 26, 53 und 66; eine Aufnahme in die Gruppe der High-risk-Viren gilt aber als sehr wahrscheinlich.
- Low-risk-Viren: Hierbei handelt es sich um jene HPV-Vertreter, die keine krebsauslösenden Effekte auf das Gewebe haben. Sie gelten als Verursacher der sog. Feigwarzen, eine der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Die bekanntesten Low-risk-Viren sind die Typen 6 und 11.
- Daneben existiert noch eine ganze Reihe von Viren, deren Gefährlichkeitspotential noch nicht untersucht ist.
Impfungsschema vom Alter der Frau abhängig
Bei jeder sexuell aktiven Frau ist eine HPV-Impfung sinnvoll – am Günstigsten findet sie aber vor dem ersten Geschlechtsverkehr statt. Nur dann ist sichergestellt, dass noch keinerlei virale Belastung des Gewebes vorhanden ist. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) eine HPV-Impfung bei Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Bis zum 18. Geburtstag sollte die Immunisierung jedoch spätestens erfolgt sein. Aber auch außerhalb dieser Altersklassen kann eine HPV-Impfung noch sinnvoll sein. Im Zweifelsfall sollte dies individuell mit dem behandelnden Frauenarzt abgesprochen werden. Sofern die Impfung in die empfohlene Altersklasse der STIKO fällt, sind die gesetzlichen Krankenkassen zur vollständigen Kostenübernahme verpflichtet. Was die Bezahlung von Impfungen außerhalb dieser empfohlenen Altersklasse angeht, sollte jeder beiseiner Krankenkasse nachfragen. Gleiches gilt für private Krankenversicherungen: Hier ist die Übernahme vom jeweiligen Versicherungsvertrag abhängig.
Die Durchführung der Immunisierung bzw. der verwendete Impfstoff ist abhängig vom Alter der zu behandelnden Person. Bei Mädchen im Alter zwischen neun und 13 Jahren kommt ein Serum mit dem Namen Gardasil zum Einsatz. Geimpft wird hierbei intramuskulär nach dem sog. Zweidosen-Schema. D. h. nach der ersten Impfung wird im Abstand von etwa einem halben Jahr noch einmal der genannte Wirkstoff verabreicht. Dies genügt für eine nachhaltige Immunisierung. Für Mädchen bis 14 gilt das gleiche Prinzip, nur wird hier bereits ein anderer Impfstoff (Cervarix) eingesetzt. Ab einem Alter von 14 Jahren ist eine dreistufige Impfung notwendig. Für die Erstinjektion kommt Gardasil zum Einsatz. Bei 14-järhigen Mädchen wird dann im Abstand von zwei und sechs Monaten mit Cervarix nachgeimpft, mit 15 gilt das Gleiche, nur findet hier die zweite Impfung bereits einen Monat nach der Erstinjektion statt.
Nach derzeitigem Wissensstand hält die Wirkung einer HPV-Impfung mindestens fünf Jahre an – wahrscheinlich aber sogar wesentlich länger. Untersuchungen haben gezeigt, dass 86 % der untersuchten Frauen auch nach achteinhalb Jahren noch genügend Antikörper gegen HPV besitzen. Ob durch die frühzeitige Impfung im Kindes- bzw. frühen Jugendalter ein dauerhafter Schutz besteht und inwieweit Wiederholungsimpfungen notwendig sind, ist bisher nicht bekannt. Genauere Erkenntnisse hierzu stehen noch aus.
Nebenwirkungen einer HPV-Impfung
In den meisten Fällen wird die HPV-Impfung gut vertragen. Der Impfstoff besteht aus nicht-infektiösen Virushüllen und kann somit keine Erkrankung bzw. Infektion auslösen. Dennoch kann es mitunter zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
- Schmerzen, Juckreiz oder Brennen an der Einstichstelle
- Magen-Darm-Beschwerden
- Übelkeit
- Erbrechen
- Muskelschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen
- Allergische Reaktionen (Nesselsucht, Hautausschlag Atembeschwerden, extrem selten anaphylaktischer Schock)
Aufgrund fehlender wissenschaftlicher Untersuchungen sollte bei einer bekannten HIV-Infektion oder einer bestehenden Krebserkrankung keine HPV-Impfung durchgeführt werden. Auch eine Erkältung, Grippe oder sonstiger kürzlich überstandene Krankheit gilt als vorübergehende Kontraindikation. Ebenso sollte bei einer Allergie gegenüber den Impfstoffen auf die Immunisierung verzichtet werden. Inwiefern sich die HPV-Wirkung auf eine bestehende Schwangerschaft auswirkt, ist ebenfalls bisher nicht ausreichend untersucht.
Impfung ersetzt Vorsorgeuntersuchungen nicht
Zwei Typen von Impfstoffen kommen bei der HPV-Impfung zum Einsatz:
- Ein sog. bivalenter HPV-Impfstoff: Dieser wirkt speziell gegen die bekanntesten High-risk-Viren 16 und 18.
- Dann existiert ein sog. tetravalenter HPV-Impfstoff, der außerdem gegen die Feigwarzen-auslösenden HPV-Typen 6 und 11 wirksam ist.
Teilweise besteht auch eine Wirksamkeit gegen andere krebsauslösende Virustypen, wie beispielsweise 31 und 45. Obwohl sich der Impfstoff nicht direkt gegen sie richtet, bedingt die große genetische und morphologische Ähnlichkeit der Viruspartikel, dass sich das Immunsystem auch gegen sie richtet. In nahezu 100 % der Fälle kann durch die o. g. Impfschemata ein langfristiger und umfassender Schutz vor einer chronischen und damit potenziell krebsauslösenden HPV-Infektion durch die Typen 16 und 18 erreicht werden. Dennoch: Die heute verfügbaren Impfstoffe richten sich nicht gegen alle High-risk-Viren. Außerdem sind noch längst nicht alle HPV-Vertreter in ihrer Gefährlichkeit eingeordnet. Daher bleibt eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung notwendig. Mittels Pap-Abstrich können evtl. atypische Zellenschon früh erkannt werden. Selbst wenn die anschließende Biopsie eine Krebserkrankung anzeigt, kann nachgeimpft werden. Meistens wird Gebärmutterhalskrebs nur durch einen Hochrisiko-Typ ausgelöst. Zumindest für den anderen Vertreter wäre die Frau geschützt. In jedem Fall lohnt sich eine konsequente Bekämpfung der krebsauslösenden HPV-Viren. Noch immer erkranken alleine in Deutschland rund 4.600 Frauen am Zervixkarzinom.
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