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Kaffee senkt Risiko für Schlaganfall

Kaffee senkt Risiko für Schlaganfall

Bislang war man eher vom Gegenteil ausgegangen: Kaffee als wirksames Aufputschmittel steigert nachhaltig Blutdruck und Herzfrequenz und sorgtso auch für eine Erhöhung des Schlaganfallrisikos. Entwarnung gaben nun Wissenschaftler der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): Bis zu fünf Tassen Kaffee am Tag schaden überhaupt nicht, zumindest nicht in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Das individuelle Schlaganfallrisiko war bei Kaffeetrinkern sogar teilweise erheblich geringer als bei Personen, die auf das beliebte Heißgetränk komplett verzichteten. Zur wissenschaftlichen Ursache gibt es bislang nur Theorien. Dennoch lassen die Studienergebnisse aus Singapur und den USA aufhorchen.

Verzicht auf Kaffee zeigt keinen präventiven Effekt

„Nach jahrzehntelanger Diskussion und Verunsicherung ist dies sicher eine gute Nachricht für unsere Patienten“. Prof. Dr. med. Hans-Christoph Wiener, Direktor der Neurologischen Klinik der Uniklinik Essen, bringt es auf den Punkt. Kaum ein Getränk ist in Deutschland so beliebt wie der Kaffee. Schier unerschütterlich lastet dem Gebräu aber der Ruf an, v. a. für Herz und Kreislauf ungesund zu sein. Forscher der Universitäten Singapur und Harvard (USA) unter der Leitung des Epidemiologen Frank Hu werteten unlängst 36 Studien zu dem Thema Kaffeekonsum und seinen gesundheitlichen Folgen aus. Dabei wurden insgesamt rund 1,3 Millionen Probanden genauestens in Bezug auf Kaffeegenuss und ihren gesundheitlichen Zustand beobachtet.

Moderater Konsum senkt Risiko am stärksten

Die Auswertungen der Metaanalyse ergab, dass Personen mit einem Genuss von durchschnittlich 3,5 Tassen Kaffee am Tag ein bis zu 20 % geringeres Risiko für einen Schlaganfall aufwiesen als die Teilnehmer, die überhaupt keinen Kaffee tranken. Die Probanden mit einem geringeren Kaffeedurst kamen mit etwa 1,5 Tassen täglich auf eine Risikoreduktion von immer noch 11 %. Und auch die fleißigen Kaffeetrinker konnten mit rund fünf Tassen am Tag ihr persönliches Schlaganfallrisiko um immerhin 5 % gegenüber den Nicht-Trinkern reduzieren.

Besonders interessant: Die Gefahr eines Schlaganfalls steigt erst bei einem Genuss von über 10 Tassen täglich auf das Niveau eines Kaffeeverweigerers. Es sei aber darauf hinzuweisen, dass es sich bei allen Probanden um weitestgehend gesunde Menschen handelte. Liegt ein schwer medikamentös einstellbarer Bluthochdruck oder eine schwere kardiovaskuläre bzw. neurologische Erkrankung vor, sollte ein zu hoher Kaffeekonsum unbedingt vermieden werden. Auch in der Schwangerschaft sollte Kaffee, wenn überhaupt, nur in geringen Maßen genossen werden.

Möglicherweise gefäßschützende Substanzen im Kaffee

So positiv die Nachricht für Liebhaber des schwarzen Gebräus ist, eine naturwissenschaftlich fundierte Erklärung für die recht eindeutigen Studienergebnisse aus Asien und Amerika gibt es bislang nicht. Dass Kaffee eine gewisse blutdrucksteigernde Wirkung aufweist, ist unbestritten. Allerdings scheinen sich in den Bohnen bestimmte chemische Verbindungen zu befinden, die oxidative Prozesse an Blutgefäßen hemmen. Will heißen: Kaffee schützt möglicherweise die Blutgefäße vor Schäden, wie sie beispielsweise bei einer Arteriosklerose auftreten.

Außerdem vermuten Forscher, dass Kaffee Entzündungen abbaut und die Insulinempfindlichkeit des Organismus steigert. All dies sind zweifellos erfreuliche Fakten. Nicht unerwähnt bleiben sollte aber die Tatsache, dass Kaffee alleine kaum zur Schlaganfallprophylaxe taugt. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, der Verzicht auf Nikotin und zu viel Alkohol bleiben die wirksamsten Methoden, um das individuelle Erkrankungsrisiko zu minimieren. Die Tasse Kaffee zwischendurch mag aber in Zukunft noch intensiver genossen werden.

© medizin.de 2014-2018 (Gunnar Römer)

Quellenangaben:

  • Abstract der Fachzeitschrift Circulation
  • Dt. Ärzteblatt (25.03.2014)
  • Kurzlehrbuch Physiologie (Kerstin Walter, Jens Huppelsberg), Thieme-Verlag Stuttgart
  • Biochemie des Menschen (Florian Horn), Thieme-Verlag Stuttgart
Kaffee: Die zehn größten Irrtümer

Kaffee: Die zehn größten Irrtümer

Das beliebteste Getränk in Deutschland

Er ist der Deutschen liebstes Getränk. Für viele Menschen gehört zum perfekten Start in den Tag eine duftende Tasse Kaffee. Seit Jahrtausenden wird das Heißgetränk in aller Welt reichlich und zu jeder Gelegenheit konsumiert. Allein in Deutschland trinkt jeder Bürger pro Jahr durchschnittlich 165 Tassen Kaffee. Innerhalb einer Sekunde werden in der Bundesrepublik 2.315 Tassen des koffeinhaltigen Gebräus getrunken. Macht im Jahr deutschlandweit 73 Milliarden Tassen. Und dabei sind wir nicht einmal Weltmeister im Kaffeekonsum, ebenso wenig wie die Amerikaner oder die Italiener. Nirgendwo wird mehr Kaffee getrunken, als in Finnland. Kein Wunder, dass bei so einer Prominenz unter den Getränken viele Gerüchte aufkommen. Einige stimmen, aber in vielen Dingen tut man dem duftenden Genuss Unrecht. Erfahren Sie hier von den zehn größten Kaffee-Irrtümern.

1. Kaffee schadet dem Herzen und löst Bluthochdruck aus

Klar ist: Kaffee enthält Koffein. Und Koffein wirkt anregend. Der Gehalt ist je nach Kaffeesorte und Zubereitung verschieden. 100 ml Filterkaffee enthalten ungefähr 80 mg des vielfach genutzten Wachmachers. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Cola bringt es auf gerade einmal 10 mg. Dennoch haben zahlreiche Studien herausgefunden, dass Kaffee das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, nicht erhöht. Im Gegenteil: Bei moderatem Genuss soll das Schlafanfallrisiko sogar gesenkt werden. Gleiches gilt für das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2. Auch ein erhöhtes Krebsrisiko in Zusammenhang mit Kaffee konnte bisher nicht festgestellt werden. Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen (z. B. Bluthochdruck) sollten jedoch vorsichtig sein, für sie kann Kaffee durchaus schädlich sein.

2. Kaffee ist ungesund für den Magen

Nicht der Kaffee selber ist ungesund für den Magen, es kommt vielmehr auf die Röstung an. Werden die Kaffeebohnen – wie von vielen Großkonzernen praktiziert – bei sehr hoher Temperatur und gleichzeitig kurzem Zeitraum (etwa 90 Sekunden) geröstet. Problematisch ist hierbei, dass sich bei dem Prozess verschiedene Bitterstoffe bilden. Diese sind es letztendlich, die den Magen angreifen. Eine längere und schonendere Röstung bringt einen sehr magenfreundlichen und bekömmlichen Kaffee hervor. Alternative bei kurzgerösteten Bohnen: Milch im Kaffee macht ihn verträglicher für die Magenschleimhaut.

3. Kaffee entzieht dem Körper Wasser

Hierbei handelt es sich wohl um einer der hartnäckigsten Mythen – und mehr als ein Mythos ist es nicht. Im Gegenteil: Es ist ein wahrer Kaffee-Irrtum! Alleine die Tatsache, dass der Kaffee selber fast ausschließlich aus Wasser besteht, weist schon auf die falsche Fährte hin. Koffein wirkt lediglich über komplexe molekulare Mechanismen im Körper harntreibend; aber auch nur dann, wenn man es sehr selten trinkt. Und selbst dieser Effekt wird von unserem Körper mittels spezieller Hormone abgefangen. Im Hochsommer ein heißer Kaffee in der prallen Sonne führt natürlich zu vermehrtem Schwitzen, eine direkte Wasserausscheidung wirkt durch Kaffee – konstant genossen – aber nicht vermittelt. Trinkt man eine Kanne auf einmal, sieht es natürlich anderes aus. Das wäre bei Hagebuttentee aber nicht anderes…

4. Kaffee verursacht Schlafprobleme und macht wach

Diese Aussage ist weder einfach zu bestätigen noch zu widerlegen. Koffein hat zwar eine anregende Wirkung, jedoch weitet er auch die Gefäße. Zunächst stimuliert die chemische Verbindung spezielle Vorgänge an den Synapsen, wodurch es tatsächlich zu einer Anregung kommt. Dieser Effekt hält jedoch nicht sonderlich lange, sofern lediglich ein bis zwei Tassen getrunken werden. Die koffeinvermittelte Gefäßerweiterung (Vasodilatation) sorgt dann aber rasch für eine Erniedrigung des Blutdruckes und ein Absinken der Herzfrequenz. Insofern kann Kaffee sogar beruhigend und konzentrationsfördernd wirken. Ist jemand allerdings keinen Kaffee gewohnt, sind Schlafstörungen durchaus möglich. Auch dass Kaffee nervös macht, kann nicht generell gesagt werden. Jeder Mensch reagiert anderes.

5. Espresso enthält mehr Koffein als Kaffee

Falsch! Espresso wirkt lediglich durch seine Zubereitungsart „stärker“. Das liegt daran, dass wesentlich mehr Geschmacksstoffe aus den Bohnen herausgepresst und in das Getränk gelangen. Filterkaffee beispielsweise enthält deutlich mehr Koffein als Espresso. Der geringere Koffeingehalt kommt daher, dass die Espressobohnen zeitlich viel kürzer mit dem heißen Wasser in Berührung kommen. Außerdem ist eine Tasse Espresso ja viel kleiner als eine gewöhnliche Kaffeetasse.

6. Kaffee macht süchtig

Nein, nicht direkt. Kaffee ist kein Suchtmittel im eigentlichen Sinn, stark hochdosiertes Koffein (z. B. in Tablettenform) dagegen schon. Der Koffeingehalt im schwarzen Gebräu ist aber viel zu niedrig, um eine Abhängigkeit hervorzurufen. Und doch: Wer über Wochen und Monate täglich sehr viel Kaffee trinkt braucht irgendwann immer mehr, um die gewünschte (wenn auch wie erwähnt ohnehin sehr kurzzeitige) anregende Wirkung zu erlangen. Das liegt daran, dass das Nervensystem bei starkem Koffeinkonsum die Zahl der entsprechenden Rezeptoren erhöht. Unterbricht der fleißige Kaffeetrinker seine Gewohnheit für einige Tage, können Kopfschmerzen und Müdigkeit die Folge sein. Wenn man so will, also leichte Entzugserscheinungen. Eine psychische Abhängigkeit ist aber allenfalls herbeigeredet („Ohne meine Tasse Kaffee gehe ich nicht aus dem Haus.“) und nicht mit Alkohol, Nikotin oder Drogen vergleichbar.

7. Kaffee sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden

Diese Aussage ist absolut falsch. Durch seine poröse Oberflächenstruktur neigt Kaffee dazu, sämtliche andere Gerüche (und davon gibt es im Kühlschrank einige) aufzunehmen. Das eigene Aroma hingegen wird immer schwächer. Verschärfend kommt hinzu, dass der Kaffee sehr viel Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnimmt. Die Kondensation würde einen weiteren Geschmacksverlust bedeuten und im ungünstigsten Fall kommt es zu Schimmelbefall.

8. Kaffee hilft beim Ausnüchtern

Eine Tasse Kaffee nach einer durchzechten Nacht kann allenfalls kurz anregend wirken, sodass man sich etwas frischer fühlt. Auch gegen Kopfschmerzen kann das Heißgetränk mitunter wirken. Dass Kaffee aber den Alkoholabbau im Körper beschleunigt ist falsch und gehört zu recht in die Liste der größten Kaffee-Irrtümer.

9. Kaffee schadet der Potenz und der Fruchtbarkeit

Kaffee schadet der Potenz in keinster Weise, im Gegenteil: Er sorgt für eine gesteigerte Lust und regt die Manneskraft zusätzlich an. Schmerzfreie Laboruntersuchungen an männlichen Ratten konnten nachweisen, dass Kaffee bei ihnen Wirkung wie ein Potenzmittel erzeugte. Zahlreiche Studien konnten außerdem nachweisen, dass Kaffeetrinker sexuell besonders aktiv sind. Auch der Kinderwunsch braucht nicht hinten anzustehen: Wissenschaftler aus Brasilien konnten unlängst nachweisen, dass regelmäßiger Kaffeekonsum die Beweglichkeit der Spermien erhöht. Auch Schwangere brauchen nicht auf Kaffee zu verzichten, allerdings sollten hier nicht mehr als zwei Tassen pro Tag genossen werden. Voraussetzung ist allerdings das Fehlen jeglicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei der werdenden Mutter. Auch während der Stillzeit sind zwei bis drei Tassen unbedenklich.

10. Schwarzer oder kalter Kaffee machen schön

Es braucht keine ausgedehnten naturwissenschaftlichen Kenntnisse, um diese Aussage ins Reich der Mythen zu verbannen. Nicht nur, dass der Begriff „schön“ reine Ansichtssache ist – es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege für die Tatsache. Um aber auch diesen letzten Kaffee-Irrtum ernst zu nehmen, hier zwei Erklärungsversuche: Schwarzer Kaffee ist völlig kalorienfrei und regt den Stoffwechsel an – insbesondere auch vor dem Sport. Insofern hilft er in gewisser Weise beim Abnehmen. Dass kalter Kaffee schön machen soll, ist ein Mythos aus der Zeit des Barocks: Damals galt eine dezente Blässe als Schönheitsideal. Um diesem nachzukommen, wurden das Gesicht hell und die Lippen knallrot geschminkt. Der Kaffee wurde ausschließlich kalt getrunken. Heiß genossen hätte er die Schminke verlaufen lassen.

© medizin.de 2014-2018 (Gunnar Römer)

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