Der Mensch nimmt mit der Nahrung täglich viele Millionen Keime zu sich. Diese sind meist völlig harmlos bzw. werden im Magen oder spätestens im verdaut und unschädlich gemacht. Möglicherweise bedenkliche Keime werden durch die Zubereitung der Mahlzeit, Waschen, Schälen und Reinigen der Zutaten und das Kochen und Braten schon vor dem Verzehr eliminiert.
Lebensmittelvergiftung
Dennoch kommt es aufgrund einer unsachgemäßen Lagerung oder Bearbeitung von Lebensmitteln immer wieder zu einer akuten Lebensmittelvergiftung. Unter diesem Begriff werden nur akute Beschwerden (innerhalb von Stunden bis einem Tag) bezeichnet; eine Infektion z.B. mit Würmern, die erst Jahre später entdeckt wird, zählt nicht dazu.
Erreger einer Lebensmittelvergiftung sind fast ausschließlich Bakterien. An erster Stelle stehen Staphylokokken und Salmonellen. An nächster Stelle mit deutlichem Abstand folgen Clostridien.
Typische Symptome einer Lebensmittelvergiftung sind ein plötzlich aus heiterem Himmel beginnender starker Durchfall, dazu kommt ein ebenso unerwartetes Erbrechen. Beides kann, muss aber nicht zusammen auftreten. Fieber und Kopfschmerzen fehlen meist, nach den Attacken ist der Körper verständlicherweise erschöpft. Meist ist nach einigenStunden alles vorbei. Kleinkinder und geschwächte Personen sind wegen des Flüssigkeits- und Kräfteverlustes mehr gefährdet.
Clostridium botulinum
Die meisten Clostridien sind Erreger von Durchfall. Die Art Clostridium botulinum dagegen erzeugt unter günstigen Bedingungen ein sehr wirksames Gift (Toxin), das die Nerven lähmt. Dieser Botulismus ist aufgrund der Gefahr einer Atemlähmung lebensgefährlich und bedarf einer Intensivtherapie in einer Klinik.
Das Bakterium Clostridium botulinum ist weltweit verbreitet und findet sich auf und im Boden. Die Sporen gelten als außerordentlich widerstandsfähig und langlebig. Unter anaeroben Bedingungen (Luftabschluss) bilden die Clostridien das gefährliche Toxin.
Infektionsquellen
Der klassische Übertragungsweg für den Menschen besteht darin, dass er befallenes Konservenfleisch oder Fisch zu sich nimmt, in dem sich massenhaft Bakterien und das Toxin befinden. Eine andere Quelle von Botulismus sind selbstgemachte Wurst und Marmelade.
Einzelfälle berichten von einer Infektion über Wildhonig, in dem sich einzelne Sporen befinden. Dadurch sind vor allem Kleinkinder mit noch ungenügendem Immunsystem betroffen.
Beschwerden und Behandlung
Die Beschwerden einer Vergiftung beginnen mit einer leichten Lähmung der Augenmuskeln mit verschwommen Doppelbildern. Später kommen Ausfälle der feinen Muskeln im Mund- und Rachenberech hinzu, daraus folgen Sprach- und Schluckstörungen und Mundtrockenheit. Schließlich kommen Erbrechen, Durchfall, noch später Verstopfung und die tödliche Lähmung der Herz- und Atemmuskulatur dazu. Ein eigentliches Krankheitsgefühl oder Fieber fehlt meist völlig, der Patient ist bei klarem Bewusstsein.
Ganz wichtig ist das frühzeitige Erkennen des Botulismus. Dann kann mit modernen Gegengiften das Toxin neutralisiert werden, die Lähmungen müssen mit Intensivmaßnahmen behandelt werde. Durch diese Möglichkeiten sank die Sterblichkeit des Botulismus auf ca. 10%, früher verstarben mehr als 90%.
Nützliches Botulinustoxin
Das Botulinustoxin und seine Abkömmlinge werden auch als Therapeutikum eingesetzt. Aufgrund ihrer nervenlähmenden Wirkung können sie bei bestimmten neurologischen Beschwerden eingesetzt werden. Weitläufig bekannt sind sie auch in der Schönheits- und Anti-Aging-Medizin zur Behandlung störender Falten und Hautunregelmäßigkeiten.
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