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Cluster-Kopfschmerz: Ursachen
Cluster-Kopfschmerz: Ursachen BlurryMe / shutterstock.com

Cluster-Kopfschmerz: Ursachen

Ursache ungeklärt

Der Cluster-Kopfschmerz gehört zu den Krankheitsbildern, deren Ursache noch weitestgehend unerforscht ist. Zwar ist die Schmerzerkrankung  - abgesehen von der immensen psychischen Belastung – nicht lebensbedrohlich, durch den enormen Leidensdruck der Patienten ist es dennoch sehr wichtig der Ursache auf den Grund zu gehen. Ausdiesem Grund wird die Entstehung des Cluster-Kopfschmerzes intensiv erforscht. Erst wenn die genaue Pathophysiologie bekannt ist, besteht Hoffnung auf eine ursächliche Therapie. Bis dahin können nur die Syptome behandelt werden.

Vaskuläre Ursache mittlerweile ausgeschlossen

Viele Jahre hielt sich in der Medizin hartnäckig das Gerücht, Cluster-Kopfschmerz würde durch entzündliche Prozesse der Blutgefäße im Gehirn ausgelöst. Nach damaliger Meinung führten diese Störungen in der Gefäßwand entweder direkt zu den Schmerzattacken oder diese seien die sekundäre Folge von Durchblutungsstörungen. Mittlerweile sind sich die Experten aber zumindest einmal in dem Punkt einig, dass es keinesfalls an entzündeten Gefäßen liegen kann.

Entzündliche Prozesse in der Blutbahn – wie beispielsweise bei der Arteriosklerose – führen ja gerade nicht zu irgendwelchen spürbaren Symptomen. Insbesondere aber das mitunter streng regelmäßige Auftreten der Schmerzen zu einer bestimmten Tages- oder Jahreszeit, sowie die teilweise jahrelangen beschwerdefreien Intervalle schließen eine vaskuläre Ursache ganz klar aus. Der typische Cluster-Kopfschmerz häuft sich außerdem oft in der Nacht und den frühen Morgenstunden. Auch dem wäre nicht so, läge eine Erkrankung der cerebralen Blutgefäße vor.

Wahrscheinlichste Ursache: Gestörte circadiane Rhythmik

Unser Organismus folgt Tag für Tag einer Art Tagesperiodik, die in der wissenschaftlichen Fachsprache als circadiane Rhythmik bezeichnet wird. D. h. im Laufe von 24 Stunden gibt es ein relativ festgelegtes Muster an physiologischen und biochemischen Vorgängen, das dem Körper stets eine optimale Funktionalität garantieren soll. Reguliert werden u. a. die Ausschüttung von Hormonen, die Körpertemperatur und der Schlaf-Wach-Rhythmus. Es gilt nach heutiger Meinung vieler Neurowissenschaftler, Schmerzforscher und Endokrinologen als sehr wahrscheinlich, dass die Ursache für Cluster-Kopfschmerz in einer Störung genau jener circadianen Rhythmik liegt.

Dafür spricht u. a. das periodische Auftreten der Schmerzen zur immer gleichen Zeit. Auch die vielfache Beobachtung von Clusterpatienten, dass die Attacken sich im Frühling und Herbst häufen, ist ein gewichtiges Argument für diese Theorie. Als möglicherweise auslösende Hirnregion gilt hierbei der Hypothalamus – der hormonelle Taktgeber in unserem Zwischenhirn. Hier wird neben vielen anderen Dingen auch der Schlaf-Wach-Rhythmus gesteuert. Wie genau es zu den Schmerzen kommt ist aber weiter unklar. Vollkommen im Dunkeln tappt die Wissenschaft auch derzeit noch bei der Frage, warum deutlich mehr Männer als Frauen betroffen sind.

Genetische Ursachen wahrscheinlich

Wie bei vielen anderen Krankheitsbildern auch ist bei dem Cluster-Kopfschmerz von einer genetischen Prädisposition auszugehen. Die Veranlagung daran zu erkranken befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in unseren Genen. Allerdings ist auch hiefür bisher kein eindeutiger molekularbiologischer Beweis erbracht worden. Dennoch: Die Kopfschmerzen treten auffällig oft familiär gehäuft auf. Berechnungen zu Folge ist bei einem vom Cluster-Kopfschmerz betroffenen Verwandten ersten Grades das eigene Risiko um bis zu 20-fach erhöht. Je geringer der Verwandtschaftsgrad, desto kleiner die eigene Erkrankungswahrscheinlichkeit.

Auch exogene Faktoren lösen Schmerzattacken aus

Die vernichtenden Kopfschmerzen überfallen viele Patienten wie aus heiterem Himmel. Dennoch ist mittlerweile eine Reihe von Faktoren bekannt, die das Auftreten begünstigen:

  • Als besonders kritisch erweisen sich sämtliche Arzneimittel, die eine Vasodilatation (Blutgefäßerweiterung) hervorrufen. Bekanntes Beispiel hierfür ist Nitrospray, das zur Akuttherapie einer Angina pectoris oral angewendet wird. Kaum ein Wirkstoff führt mit so hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Clusterattacke wie Nitroglycerin. Problematisch wird diese Tatsache insbesondere dann, wenn ein Patient sowohl unter Cluster-Kopfschmerz als auch unter einer Koronaren Herzkrankheit leidet. Ebenfalls kritisch ist die Anwendung von Sildenafil. Auch dieser Arzneistoff wirkt gefäßerweiternd und wird gegen die erektile Dysfunktion eingesetzt.
  • Ähnlich einer Epilepsie kann auch flackerndes Licht – wie es beispielsweise im Kino vorkommt – zu einer Schmerzattacke führen.
  • Grundsätzlich begünstigen Alkohol und Nikotin die Entstehung von Cluster-Kopfschmerzen. Bei Alkohol ist es interessanterweise so, dass geringe Mengen eher zu einem Schmerzschub führen als eine große Menge. Keinesfalls sollte dies allerdings dazu ermuntern übermäßig viele alkoholische Getränke zu konsumieren.
  • Atemluft mit einem geringen Sauerstoffpartialdruck ruft teilweise auch eine Akutphase hervor. Konkret bedeutet dies, dass das Risiko in großer Höhe – etwa im Hochgebirge und teilweise bei einer Flugreise – größer ist.
  • Eine plötzliche oder länger andauernde große körperliche Belastung gilt ebenfalls als Risikofaktor.

Eine Sonderform ist der sekundäre Cluster-Kopfschmerz. Dabei löst eine andere Grunderkrankung die Schmerzen aus. Hier kann es sich beispielsweise um einen Hirntumor handeln. Weitere Ursachen können eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung oder diverse Zahnerkrankungen sein. Ist das schmerzauslösende Gesundheitsproblem behoben, verschwinden in der Regel auch die Kopfschmerzen.

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