Gerade Sportler kennen das Problem: Eine falsche Bewegung, eine unsanfte Kollision mit dem Gegner und schon zerplatzen die sportlichen Träume der nächsten Wochen. Schmerzvolle Gesichter von Bundesligaprofis sind ein Sinnbild dafür. Auch sportlich inaktive Menschen kann es treffen. Unsere Muskulatur enthält viele Nervenfasern für die Schmerzweiterleitung. Leicht vorstellbar also, dass Verletzungen dieser Art zu starken Muskelschmerzen führen.
Stärkste Muskelschmerzen durch Faserriss
Falsche Bewegungen oder starke Überbelastungen können einen Muskelfaserriss verursachen. Dies ist eine der häufigsten Sportverletzungen überhaupt. Faserrisse sind sehr schmerzhaft und bedürfen einer intensiven Therapie. Um einen Muskelfaserriss zu verstehen, muss die Anatomie unserer Muskulatur bekannt sein. Jeder Muskel ist von einer Bindegewebshülle (Faszie) umgeben. Ein gesamter Muskel gliedert sich in verschiedene Muskelbündel, die wiederum von Bindegewebe umhüllt sind. Die nächstkleinere Einheit sind die Muskelfasern.
In den Bindegewebshüllen verlaufen Blutgefäße und Nerven. Die Nervenbahnen verursachen den Muskelschmerz. Bis zu zwölf Muskelfasern bilden ein Muskelbündel. Bei einem Muskelfaserriss werden genau diese kleinen Elemente zerstört. Anders als es der Name der Verletzung vermuten lässt, zerreißt nicht nur eine sondern mehrere Muskelfasern. Wird eine Vielzahl der Muskelfasern zerstört, sprechen Mediziner vom Muskelbündelriss. Dieser ist wesentlich schwerwiegender und verlangt eine lange Trainingspause. Meistens ist auch eine Operation notwendig.
Sportarten mit großer Gefahr für Muskelfaserrisse
Folgende Sportarten sind mit einem hohen Risiko für Muskelfaserrisse verbunden:
- Fußball
- Handball
- Sprint
- American Football
- Tennis
- Hockey
Wade und Oberschenkel sind am häufigsten betroffen.
Prellungen: Harmlos aber sehr schmerzhaft
Prellungen (Kontusionen) entstehen, wenn Sie einen starken Schlag oder Stoß gegen den Muskel erleiden. Schwere Verletzungen entstehen zwar nicht, die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) werden aber zerstört. Hierdurch tritt Blut aus und fließt ins Gewebe, ein Bluterguss (Hämatom) entsteht. Prellungen können Sie meist selber behandeln. Kühlen Sie die betroffene Stelle für einige Stunden mit Eis. Sowohl Schwellung als auch Bluterguss werden so vermindert. Anschließend empfiehlt sich ein Verband mit entzündungshemmender und schmerzlindernder Salbe.
Schmerzgele auf Arnika-Basis sind sehr gut geeignet. Die aus den Blüten gewonnenen Wirkstoffe ziehen ins Gewebe ein und lindern die Muskelschmerzen. Eventuelle Entzündungen werden effektiv bekämpft und Ihre Beschwerden lassen nach. Auch Ibuprofen und Diclofenac sind bei Prellungen sehr wirksam. Verwenden Sie möglichst Schmerzgele. Diese wirken nur an der betroffenen Stelle und schonen den restlichen Körper. Sind die Muskelschmerzen jedoch zu stark, kann Ihnen Ihr Arzt Tabletten verschreiben. Auch hier sind Ibuprofen und Diclofenac die Mittel der Wahl.
Zerrungen entstehen durch plötzliche Überbelastungen
Sie laufen beim Sprint los und plötzlich schmerzt das Bein. Durch ruckartige, ungewohnte Bewegungen entsteht – gerade bei mangelndem Aufwärmen – eine Muskelzerrung. Am häufigsten tritt diese an Oberschenkeln und Wade auf. Sie verspüren starke Muskelschmerzen, die bei weiterer Belastung zunehmen. Auch ein Blutergüsse und Schwellungen sind typisch für Zerrungen. Typischerweise bessert sich der Schmerz leicht bei Dehnungsbewegungen. Das Gewebe selber ist bei einer Zerrung nicht verletzt und kann daher zu Hause behandelt werden. Lassen Sie dies aber beim Arzt abklären.
Muskelschmerzen durch Verstauchungen sehr häufig
Einer der häufigsten Gründe für Muskelschmerzen sind Verstauchungen. Ärzte nennen sie Distorsion und sie entstehen durch plötzliche Überdehnung der Muskulatur, häufig in eine unnatürliche Richtung. Bekanntestes Beispiel ist das Umknicken mit einem Fuß. Durch die Dehnung treten minimale Schäden der Muskelfasern (in der Nähe des Kapsel-Band-Apparates) auf. Sie werden unmittelbar nach der Verstauchung eine deutliche Verschlechterung der Beweglichkeit feststellen. Blutergüsse und Schwellungen sind aber harmlos und Schmerzsalben lindern die Muskelschmerzen.
Bei Sportverletzungen die PECH-Regel beachten
Ohne Frage: Wenn Sie eine der genannten Verletzungen erleiden, haben Sie sprichwörtlich „Pech gehabt“. Doch lesen Sie, was es mit der sogenannten PECH-Regel auf sich hat. Sie fasst die Verhaltensweisen bei Sportverletzungen kurz und bündig zusammen!
P: Pause
E: Eis
C: Compression (Kompressionsverband mit entsprechender Salbe)
H: Hochlegen
Wenn Sie sich an diese Regel halten, sind Sie schnell wieder fit. Und denken Sie immer daran: Im Zweifel bitte immer einen Arzt aufsuchen.
© medizin.de 2014-2018 (Gunnar Römer)
Quellenangabe:
- Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie (Ulrike Bommas-Ebert, Philipp Teubner, Rainer Voß), Thieme-Verlag Stuttgart
- Kurzlehrbuch Physiologie (Jens Huppelsberg, Kerstin Walter), Thieme-Verlag Stuttgart
- Prometheus Atlas der Anatomie – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, Thieme-Verlag Stuttgart
- Orthopädie und Unfallchirurgie (Joachim Grifka, Markus Kuster), Springer
- Lehrbuch Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmaßnahmen (Martin Engelhardt), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH