Es ist eine schockierende Situation: Scheinbar völlig gesunde und perfekt durchtrainierte Männer brechen von einer auf die andere Sekunde beim Lauf zusammen. Auch schnelle Wiederbelebungsmaßnahmen und ein herbeigerufener Notarzt können oftmals nichts mehr gegen die wohl tückischste Todesursache des Menschen – den plötzlichen Herztod – ausrichten. Als mögliche Ursache kommt eine verschleppte Herzmuskelentzündung in Frage, die nicht selten als Folge einer unzureichend auskurierten Grippeerkrankung auftritt. Oftmals findet sich aber gar keine Erklärung für die plötzliche Kapitulation der lebenswichtigen Muskelpumpe. Nur eins ist unstrittig: Der plötzliche Herztod trifft um ein Vielfaches mehr Männer als Frauen. Französische Wissenschaftler bestätigten diese Tatsache nun im Rahmen von Untersuchungen.
Heimtückisch aber sehr selten
So erschreckend Bilder von auf einmal tot umfallenden Sportlern auch sein mögen: Das Phänomen des plötzlichen Herztodes gilt als extrem selten. Nach Berechnungen des Mediziners Eloi Marijon vom Paris Cardiovascular Research Center liegt das Risiko für diese Todesursache bei beiden Geschlechtern zusammen in einem Bereich von etwa 0,0005 %. Damit ist es insgesamt als extremst unwahrscheinlich anzusehen, während des Trainings an einem plötzlichen Herztod zu sterben. In Fallzahlen ausgedrückt ist von einer Inzidenz von rund 5,5 Todesfällen unter 1.000.000 Freizeitsportlern auszugehen.
Aber auch dieses sehr kleine Risiko lässt sich in soweit beeinflussen, dass unter gewissen risikoreichen Bedingungen auf Sport verzichtet werden sollte. So gilt es als sehr schädlich mit einer Erkältungskrankheit (insbesondere Grippe und Halsentzündungen) Ausdauersport zu betreiben. Folge dieses übertriebenen Eifers kann eine spätere Herzmuskelentzündung (Myokarditis) sein, welche eine anteilsmäßig häufige Ursache des plötzlichen Herztodes darstellt. Ebenfalls sollte – auch als trainierter Mensch – auf eine allzu große körperliche Anstrengung bei sehr großer Hitze verzichtet werden. Zwar heißt es neuen Meldungen zu Folge, dass die Ozonwerte in unserer Atemluft abnehmen – dennoch besteht bei sehr hohen Temperaturen und starker Sonnenexposition eine extreme Belastung für das Herz-Kreislauf-System.
Studien belegen: Herztod betrifft fast ausschließlich Männer
Um der genauen Geschlechterverteilung beim plötzlichen Herztod beim Sport auf den Grund zu gehen, wertete Eloi Marijon zahlreiche Informationen und Fallbeispiele bezüglich der todbringenden Erkrankung aus. Hierzu trug der Kardiologe zunächst Informationen über dokumentierte Fälle der französischenNotfallrettungsbehörde SAMU („Service d'Aide Médicale Urgente) aus fast allen Teilen Frankreichs zusammen. Ergänzend hierzu recherchierte Marijon nach entsprechenden Informationen in den Medien und dem Internet.
In den Landesteilen aus denen die Informationen stammen, leben rund 35 Millionen Menschen. Zurückblickend auf die vergangenen 5 Jahr kam es zu 775 Fällen des plötzlichen Herztodes. Von den Todesopfern waren lediglich 42 weiblich, was rund 5 % am Gesamtanteil entspricht. In Fällen ausgedrückt bedeutet dies: Unter den männlichen Freizeitsportlern sind 10,1 Herztode auf eine Million Freizeitsportler zu verzeichnen, bei den Frauen sind es nur 0,51 Tote unter einer Million Sportlerinnen. Die meisten Todesfälle ereigneten sich beim Joggen, dicht gefolgt vom Fahrradfahren.
Quellenangabe:
- Pressemitteilung im US-amerikanischen Ärzteblatt JAMA (13.08.2013)
- Dt. Ärzteblatt (15.08.2013)
- Kurzlehrbuch Physiologie (Jens Huppelsberg, Kerstin Walter), Thieme-Verlag
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