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Herzinfarkt: Therapie
Herzinfarkt: Therapie William-Perugini / shutterstock.com

Herzinfarkt: Therapie (Teil 5)

Geschwindigkeit entscheidend

Als Faustregel bei einem Herzinfarkt gilt: Je schneller die Therapie eingeleitet wird, desto geringer fallen die schädlichen Auswirkungen am Herzmuskel aus. Eine längere Zeit ohne die lebensnotwendige Sauerstoffversorgung nach einem Herzinfarkt tolerieren die Zellen nicht. Die besten Therapieergebnisse werden erzielt, wenn das verschlossene Herzkranzgefäß innerhalb einer Stunde nach dem Herzinfarkt wieder eröffnet wird. Dies kann medikamentös oder mechanisch geschehen.

Maßnahmen zur Ersten Hilfe

Vom Herzinfarkt bis zum Eintreffen der Rettungskräfte vergeht zwangsläufig eine gewisse Zeit. Um den Herzinfarkt-Patienten optimal zu versorgen, sollten bereits vor der notärztlichen Versorgung spezielle Maßnahmen getroffen werden. Hierbei ist es entscheidend, in welchem Zustand sich der von dem Herzinfarkt betroffene Mensch befindet. Im extremsten Fall führt ein Herzinfarkt zu einem plötzlichen Herzstillstand. Sollte der Verdacht auf diesen Zustand bestehen, müssen sofort die Vitalzeichen (Puls und Atmung) des Herzinfarkt-Patienten geprüft werden. Fehlen diese, ist eine direkte Herz-Lungen-Wiederbelebung notwendig. Unabhängig von der Tragweite der Herzinfarkt-Symptome: Beim geringsten Verdacht auf einen Herzinfarkt sollte unbedingt ein Rettungswagen informiert werden. Diesen erreicht man in Deutschland heute einheitlich unter der Rufnummer 112.

Ist der Patient nach dem Herzinfarkt bei Bewusstsein, sollte dieser in eine sitzende Position gebracht werden. Im Liegen würde auf das (durch den Herzinfarkt sowieso schon belastete) Herzen ein mechanischer Druck ausgeübt. Eine Ausnahme ist selbstverständlich die Reanimation, bei welcher der Herzinfarkt-Patient zwingend auf dem Rücken liegt. Sind bei dem Betroffenen Puls und Atmung nachweisbar, ist er aber ohne Bewusstsein, sollte die stabile Seitenlage zur Anwendung kommen. Grundsätzlich sollte der Herzinfarkt-Patient von allen störenden Faktoren (wie z. B. Schaulustigen) ferngehalten werden.

Nach einem Herzinfarkt ist es für den Patienten besonders wichtig, gut durchatmen zu können. Daher sollte ein enger Hemdkragen, eine Krawatte oder andere die Atmung störende Dinge geöffnet bzw. entfernt werden. Grundsätzlich gilt: Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte ist der Herzinfarkt-Patient genauestens im Hinblick auf Bewusstsein und Atmung zu beobachten.

Ärztliche Therapie des Herzinfarktes

Das notfallmedizinische Personal wird im Falle eines durch den Herzinfarkt hervorgerufenen Herzstillstandes die sofortige Wiederbelebung des Patienten vornehmen. Dabei ist Adrenalin der Standartwirkstoff, der dem Patienten intravenös injiziert wird.
Ansonsten gilt es zunächst, evtl. Herzrhythmusstörungen als Folge des Herzinfarktes noch an Ort und Stelle zu behandeln. Im Falle, dass der Herzinfarkt-Patient unter starken Schmerzen leidet, wird ihm an Ort und Stelle ein Schmerzmittel verabreicht.

In der Regel wird als Herzinfarkt-Behandlung bereits auf dem Weg zum Krankenhaus ein gerinnungshemmendes Medikament – meistens Heparin – verabreicht. Auf diese Weise wird verhindert, dass das Herzinfarkt auslösende Blutgerinnsel größer wird. Im Gegenteil: Der Blutpfropf soll bereits auf dem Weg ins Krankenhaus verkleinert und schlussendlich aufgelöst werden, um die Blutversorgung des Herzmuskels wiederherzustellen.
Im Krankenhaus wird parallel zu einigen Untersuchungen die blutverdünnende Therapie über einen Zentralvenenkatheter fortgesetzt. Außerdem erhält der Herzinfarkt-Patient über die Nase hochdosierten Sauerstoff. Der Blutdruck wird engmaschig überwacht. Diese Form der Herzinfarkttherapie wird zunächst einmal für mindestens zwei bis drei Tage auf einer Intensivstation durchgeführt. Nitrate werden als Zusatztherapie beim Herzinfarkt zur Stabilisierung des Blutdruckes verabreicht.

Sollte die medikamentöse Herzinfarkt-Therapie alleine nicht ausreichen, wird auf mechanischem Wege versucht, die verstopfte Koronararterie zu eröffnen. Hierzu bedient sich die Medizin einer sog. Ballondilatation. Dabei wird dem Herzinfarkt-Patienten – ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung – ein Endoskop bis zum Herzen vorgeschoben. An der verschlossenen Stelle angekommen, pumpt sich an der Spitze des Schlauches eine Art Ballon auf, der das Blutgefäß deutlich erweitert. Dadurch wird die Herzinfarkt auslösende Stelle eröffnet und die Blutversorgung ist wieder gewährleistet. Das Aufpumpen des Ballons geschieht durch Füllung mit Kochsalzlösung. Um die behandelte Stelle zu stabilisieren, wird endoskopisch ein Stent in das Blutgefäß eingebracht. Dabei handelt es sich um ein Kunststoffröhrchen, das ein Kollabieren des Gefäßes und damit einen erneuten Herzinfarkt verhindern soll. Da dieses künstliche Element die Bildung eines Thrombus begünstigen kann, ist der Stent mit gerinnungshemmendem Heparin benetzt.

Rehabilitation nach einem Herzinfarkt

Je nach Tragweite des Herzinfarktes kommt der Patient im Anschluss an die meist 10 – 14 Tage dauernde stationäre Therapie in eine spezielle Reha-Klinik. Hier soll der Patient lernen, seine Lebensgewohnheiten so zu verändern, dass ein erneuter Herzinfarkt möglichst unwahrscheinlich wird. Er erlernt spezielle sportliche Programme für Herzinfarktpatienten, Ernährungsumstellungen und eine möglichst stressarme Gestaltung des Alltages. Nicht zuletzt ist auch eine psychologische Aufarbeitung des oft als traumatisch erlebten Herzinfarktes notwendig. Gegebenfalls vorhandene Suchtverhalten, wie Rauchen oder Alkohol, sollten ebenfalls im Rahmen der Rehabilitation behandelt werden.

Dauermedikation nach einem Herzinfarkt

Eine Dauermedikation nach dem Herzinfarkt soll die entsprechenden Risikofaktoren möglichst minimieren. Die typische, dauerhafte Herzinfarktmedikation sieht wie folgt aus:
  • Betablocker: Diese sollen Blutdruck und v. a. Herzfrequenz möglichst stabil und niedrig halten, wodurch der Sauerstoffbedarf des Herzens verringert wird. Ein erneuter Herzinfarkt wird dadurch unwahrscheinlicher.
  • ACE-Hemmer: Sie sorgen für einen dauerhaft angemessenen Blutdruck und vermeiden Bluthochdruckkrisen. Alternativ können auch Angiotensinrezeptor-1-Antagonisten verwendet werden. Beide Wirkstoffe regulieren den Blutdruck über die Nieren.
  • Statine: Stabilisierung der Blutfette auf einem möglichst niedrigem Niveau und somit Vermeidung von Arteriosklerose.
  • Acetylsalicylsäure oder andere Gerinnungshemmer verringern das Risiko einer Thrombenbildung.

Verhaltensweisen nach einem Herzinfarkt bzw. als Prophylaxe

  • mit dem Rauchen aufhören
  • Alkohol nur in Maßen
  • Übergewicht reduzieren
  • sportliche Betätigung (soweit ärztlich erlaubt)
  • Bluthochdruck behandeln
  • Hyperlipidämie behandeln
  • gesunde Ernährung mit viel Fisch, Obst und Gemüse
  • Stress abbauen (z. B. durch autogenes Training)

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