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Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Diagnose
Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Diagnose Sergey-Nivens / shutterstock.com

Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Diagnose (Teil 4)

Die Diagnose Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist mitunter schwierig zu stellen. Eine frühzeitige Erkennung ist aber wichtig. Je später die Erkrankung festgestellt wird, desto komplizierter ist die Therapie. Ist die Herzmuskelentzündung erst einmal chronisch geworden, heilt sie meist nicht mehr von alleine aus.

Schritt für Schritt zur Diagnose

Bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen. Eine rasche Diagnose ermöglicht eine gezielte Therapie. Ihr Arzt wird folgendermaßen vorgehen:

  • Patientenbefragung und Krankengeschichte (Anamnese)
  • Besprechung Ihrer aktuellen Beschwerden
  • allgemeine körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchung
  • bildgebende Verfahren (z. B. Röntgen)
  • Gewebeentnahme vom Herzmuskel (Myokardbiopsie)

Vorerkrankungen wichtig für Diagnostik

Schildern Sie Ihrem Arzt genau Ihre aktuellen Beschwerden. Bei einer akuten Herzmuskelentzündung ist dies meist leichter als bei einer chronischen Form. Letztgenannte besitzt oft keine klar erkennbaren Symptome. Daher ist die chronische Herzmuskelentzündung viel schwerer zu diagnostizieren. Ob akut oder chronisch: Ein entzündeter Herzmuskel ist häufig Folge einer nur scheinbar auskurierten Infektion (häufig Grippe oder Magen-Darm-Infekt). Wenn Sie kürzlich unter einer solchen Erkrankung litten, teilen Sie dies dem Arzt mit!

Blutwerte erhärten Verdacht

Ihr Arzt wird Sie ausführlich untersuchen. Zunächst hört er Herz und Lunge ab. Im Anschluss misst er Blutdruck, Puls und Körpertemperatur. Entscheidend für die Diagnose ist eine Blutuntersuchung. Bei einer Herzmuskelentzündung (und Entzündungen allgemein) reagiert unser Körper mit der Ausschüttung bestimmter Stoffe. Diese sind dann im Blutbild erhöht. Hierzu gehören insbesondere:

  • weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
  • C-reaktives Protein (CRP)

Zudem ist die Blutsenkungsgeschwindigkeit beschleunigt. Alle diese Faktoren weisen auf eine Entzündung im Körper hin. Sie verraten aber weder Ort noch Art der Erkrankung. Also sind weitere Untersuchungen nötig.

Herzenzyme zeigen Schädigung an

Herzenzyme sind bestimmte Eiweiße, die sich ausschließlich innerhalb der Herzmuskelzelle befinden. Nur bei einer Schädigung Ihres Herzmuskels gelangen diese in den Blutkreislauf. Bekannt ist dieses Phänomen beispielsweise von einem Herzinfarkt. Aber auch bei einer Herzmuskelentzündung sind Herzenzyme nachweisbar. Es dauert allerdings immer etwas länger, bis diese im Blutbild gemessen werden können. Bei einem akuten Herzinfarkt sind diese wenigen Minuten nach dem Ereignis noch nicht festzustellen. Eine Herzmuskelentzündung verläuft weniger plötzlich. Daher wird Ihr Arzt vermutlich Herzenzyme finden.

Die wichtigsten Herzenzyme

Herzenzyme übernehmen wichtige Aufgaben im Stoffwechsel unserer Herzmuskelzellen. Hier eine Auflistung der wichtigsten Vertreter:

  • Troponin T
  • Troponin I
  • Creatinkinase (CK)
  • Lactatdehydrogenase (LDH)
  • Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT)

Wird Ihre Herzmuskelentzündung durch Krankheitserreger verursacht, lassen sich diese im Idealfall auch im Blut nachweisen.

EKG und bildgebende Verfahren

Wie bei vielen Herzerkrankungen liefert das EKG wichtige Hinweise auf eine Herzmuskelentzündung.  Einige Veränderungen sind typisch, beweisen die Erkrankung aber noch nicht.

Typische EKG-Veränderungen

Bei einer Herzmuskelentzündung zeigen sich häufig folgende EKG-Veränderungen:

  • Phasen von Herzrasen (Tachykardien)
  • zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen)
  • Herzinfarkt-typische Veränderungen (stark überhöhte T-Wellen und veränderter QRS-Komplex)

Herzrasen und zusätzliche Herzschläge sind für sich genommen meistens harmlos, sofern sie nur selten auftreten.

Ultraschall zeigt vergrößerte Herzhöhlen

Sicher kennen Sie Ultraschall-Untersuchungen (Sonografie). Mit einem Schallkopf macht der Arzt Ihre inneren Organe sichtbar. Sinnvoll ist dies auch bei einer Herzmuskelentzündung. Häufig stellt der Arzt dabei Flüssigkeit zwischen Herzmuskel und Herzbeutel fest. Diesen Zustand nennen Kardiologen Perikarderguss. Die Herzhöhlen (Herzkammern und Vorhöfe) sind fast immer unnatürlich vergrößert. Zudem ist Ihr gesamtes Herz vergrößert und die Wände verdickt (Hypertrophie). Dies erkennt der Arzt aber genauer MRT-Bild.

Modernes MRT erlaubt Prognose

Die Magnetresonanztomographie (MRT) gehört zu den wichtigsten und aufschlussreichsten bildgebenden Verfahren der modernen Medizin. Kardiologen nutzen ein MRT auch zur Diagnose von Herzmuskelentzündungen. In den vergangenen Jahren hat die Untersuchung hierzu weiter an Bedeutung zugenommen. Auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2012 in Mannheim stellten Herzspezialisten eine neue Form von MRT vor. Damit können Schweregrad und Heilungsaussichten einer Herzmuskelentzündung beurteilt werden.

Das Verfahren nennt sich die „späte Gadolinium-Anreicherung“. Hierzu erhalten Sie ein Kontrastmittel (Gadolinium) in die Vene. Dann beginnt die bildgebende Untersuchung. Die Verbindung reichert sich im Narbengewebe des Herzmuskels an und macht dieses sichtbar. Je mehr Narben Ihr Herz aufweist, desto schwerwiegender ist die Herzmuskelentzündung und umso schlechter die Prognose. Diese neue Form der Diagnostik erlaubt eine genauere Therapie-Planung.

Biopsie liefert endgültige Diagnose

Alle bislang genannten Untersuchungen erhärten den Verdacht einer Herzmuskelentzündung. Bei einer leichten, vorübergehenden Form wird Ihr Arzt auf eine Probenentnahme (Myokardbiopsie) verzichten. Leiden Sie an einer schweren und/oder chronischen Form, sieht dies anders aus. In diesem Fall entnimmt der Arzt eine kleine Probe aus Ihrem Herzmuskel.

Dies erfolgt risikoarm, schmerzfrei und mittels Herzkatheter. Das Gewebe wird anschließend mikroskopisch untersucht. Auch das Erbgut möglicher Erreger (insbesondere Viren) lässt sich so untersuchen. Dies erleichtert die anschließende Behandlung. Durch die feingewebliche (histologische) Untersuchung wird die Diagnose Herzmuskelentzündung bestätigt oder ausgeschlossen.  

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