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Appetitlosigkeit (Anorexie): Ursachen

Appetitlosigkeit (Anorexie): Ursachen

Hunger ist ein lebensnotwendiges Signal unseres Körpers. Ein Zusammenspiel aus Rezeptoren, Nerven und Botenstoffen überwacht, ob unserem Stoffwechsel noch ausreichend „Treibstoff“ zur Verfügung steht. Lange bevor uns dieser ausgeht, erzeugt unser Gehirn Appetit. Dieses komplexe System kann aus den Fugen geraten. Wir spüren dies in Form ständiger Appetitlosigkeit oder Heißhunger. Die Ursachen für fehlenden Hunger sind vielseitig. Sie lassen sich grob in psychische und körperliche Faktoren einteilen.  

Psychische Ursachen einer Appetitlosigkeit im Überblick

Die Seele beeinflusst auf vielfältige Art und Weise unser Hungergefühlt. Geht es ihr nicht gut, reagieren viele Menschen mit Appetitlosigkeit.

Psychiatrische Erkrankungen & Sucht

Depressionen schlagen einigen Menschen auf den Magen. Bei anderen wiederum ist der Appetit gesteigert. Auch andere psychiatrische Erkrankungen (z. B. Schizophrenie, Boderline-Syndrom etc.) können Appetitlosigkeit auslösen. Dasselbe gilt für Suchtprobleme. Hier können die Suchtstoffe selber den Hunger unterdrücken. Das ist bei manchen Droge wie Kokain der Fall.

Stress

Auch hier gilt: Jeder Mensch reagiert anders. Fehlender Hunger kommt aber häufig vor. Die Ausschüttung von Stresshormonen bringt den Stoffwechsel durcheinander. Gerade berufliche oder finanzielle Sorgen, Partnerschaftsprobleme oder Liebeskummer führen zu Appetitlosigkeit. Übrigens kann uns auch positiver Stress den Hunger rauben. Die klassischen „Schmetterlinge im Bauch“ bei Verliebten sind ein gutes Beispiel

Körperliche Ursachen einer Appetitlosigkeit im Überblick

Vor allem Erkrankungen im Verdauungstrakt lösen Appetitlosigkeit aus. Aber auch Störungen in anderen Körperregionen wirken sich teilweise negativ auf das Hungergefühl aus.

Erkrankungen im Verdauungssystem:

Krankheiten führen oft zu Appetitlosigkeit. Das gilt vor allem für Störungen des Verdauungssystems. Zwischen Mundhöhle und Enddarm kann viel passieren:

  • Magenschleimhautentzündung
  • Magen-Darm-Entzündung
  • Blinddarmentzündung
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn & Colitis ulcerosa)
  • Krebs
  • Geschwüre
  • Lebensmittelvergiftung
  • Nahrungsmittelunverträglichkeit
  • Operationen
  • Lebererkrankungen (Hepatitis, Leberzirrhose)
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung

Infektionskrankheiten

Jede Infektion, ob Grippe oder HIV, schwächt den Körper. Obgleich unser Energiebedarf gerade dann gesteigert ist, fehlt es uns an Appetit. Insbesondere ein Parasiten- oder Keimbefall des Magen-Darm-Trakts ist problematisch.

Hormonstörungen

Störungen im Hormonhaushalt sind häufig. Sie treten u. a. in den Wechseljahren oder bei Schilddrüsenerkrankungen auf. Eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüse können zu Appetitlosigkeit führen.

Weitere körperliche Auslöser einer Appetitlosigkeit

  • Diabetes mellitus (Typ I und II)
  • Herzinsuffizienz
  • Krebs
  • Niereninsuffizienz
  • Demenz
  • Medikamente (z. B. gegen Krebs und Diabetes mellitus)

Menschen in hohem Lebensalter haben weniger Appetit. Das ist normal und zunächst unbedenklich. Bei extremen Fällen sollte aber ein Arzt aufgesucht werden. Ansonsten drohen Mangelerscheinungen und Unterernährung.

© 2016-2018 medizin.de (Gunnar Römer) zuletzt aktualisiert 01/2018

 

Quellenangaben:

  • Ernährungsmedizin und Diätik (Heinrich Kaspar), Urban & Fischer
  • Klinische Gastroenterologie (Helmut Messmann), Thieme-Verlag
  • Ernährungsmedizin: Prävention und Therapie (P. Schauder & G. Ollenschläger), Urban & Fischer
  • Innere Medizin 2016 (G. Herold), Selbstverlag
  • Ernährungsmedizin (H.-K. Biesalki, S.-C. Bischoff, C. Puchstein), 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Thieme-Verlag