Die Infektion mit Helicobacter (H.) pylori (früher gebräuchlicher Name: Campylobacter pylori) ist die zweithäufigste bakterielle Infektion des Menschen überhaupt. Man geht von einem Durchseuchungsgrad der Weltbevölkerung von 50 Prozent aus. In Deutschland sind nach aktuellen Schätzungen 20 bis 30 Mio. Menschen mit H. pylori infiziert. Trotz eines Rückgangs der Infektionshäufigkeit in den westlichen Industrieländern versterben weltweit jährlich etwa 500.000 Menschen an einem H. pylori-assoziierten Magenkarzinom.
Die Ansteckung mit dem Erreger findet meist in der frühen Kindheit statt und bleibt ohne Behandlung ein Leben lang bestehen. H. pylori befällt bevorzugt die Magenschleimhaut. Vor dem eigentlich lebensfeindlichen sauren Milieu im Magen schützt sich das Bakterium durch die Produktion Säure-neutralisierender Enzyme (Urease) und kann in den hochviskösen Magenschleim eindringen, wo es sich mit Hilfe seiner spiralförmigen Geißeln fortzubewegen vermag. Durch die Fähigkeit, die Immunantwort zu unterdrücken kann der Keim Jahrzehnte die Magenschleimhaut kolonisieren.
Folgen der Infektion
Bei den meisten Infizierten kommt es zu einer entzündlichen Reaktion in der Magenschleimhaut in Form einer Gastritis, offenbar ausgelöst durch die Anheftung des Keims an die Epithelzellen. Etwa 20 Prozent entwickeln eine Ulkuskrankheit, die häufig chronisch verläuft. Weitere mögliche Komplikationen sind das seltene MALT-Lymphom (Lymphknotenschwellung im Mukosa-assoziierten lymphoiden Gewebe) und das Magenkarzinom. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat aufgrund letzterer Eigenschaften H. pylori als krebserregend eingestuft.
Wann ist eine Eradikationstherapie angesagt?
Der Nachweis des Erregers gelingt entweder invasiv durch die Entnahme und nachfolgende Analyse von Biopsiematerial im Rahmen einer Magenspiegelung (Gastroskopie) oder nicht-invasiv per 13C-Harnstofftest, einen so genannten Enzym-Immunoassay oder serologische Untersuchungen. Durch eine Beseitigung des Keims sind sowohl die Ulkuskrankheit als auch frühe Stadien des MALT-Lymphoms heilbar. Weitere Indikationen für eine Eradikationstherapie sind atrophische Gastritis, Zustände nach partieller Magenresektion, Vorkommen von Magenkrebs bei Verwandten ersten Grades oder auch der ausdrückliche Patientenwunsch.
Als Therapieprotokolle stehen verschiedene Kombinationsbehandlungen mit Antibiotika, so genannten Protonenpumpenhemmern zur Minderung der Salzsäureproduktion im Magen mit Wismutsalzen zur Verfügung. Die „Tripeltherapie“ nach dem Maastricht-Konsensus sieht eine Kombination aus zwei Antibiotika mit einem Protonenpumpenhemmer vor. Welche Option im Einzelfall am geeignetsten ist, entscheidet der Arzt im Einzelfall. Schlägt die Initialtherapie fehl, ist von der Präsenz resistenter H. pylori-Spezies auszugehen mitentsprechenden Konsequenzen für die Folgetherapie.
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