Mit den Sommermonaten beginnt die Freibadsaison und im Winter genießen viele Menschen das gesunde Schwitzen in einer öffentlichen Sauna. Leider sind gerade diese Orte oft ein idealer Lebensraum für den Nagelpilz. In der medizinischen Fachsprache wird eine Infektion mit den Nagelpilz als Onychomykose bezeichnet. Bei dem Nagelpilz handelt es sich um eine sehr widerstandsfähige Pilzart, die v. a. die Fußnägel befällt und zerstört. Die Übertragung geschieht sehr rasch und insgesamt stellt der Nagelpilz die am häufigsten diagnostizierte Erkrankung der Nägel dar. Da sich der Nagelpilz in feuchten und warmen Lebensräumen besonders wohlfühlt, sind Schwimmbäder und öffentliche Saunen eine ideale Brutstätte für den Schädling. Mangelnde Hygiene solcher Einrichtungen führt oft dazu, dass Menschen sich genau dort in ihrer Freizeit mit ihm infizieren.
Eine feuchte und warme Umgebung findet der Nagelpilz schlussendlich auch im Schuhwerk des Betroffenen vor: Ideale Bedingungen um sich weiter zu verbreiten. Aber auch bestimmte Grunderkrankungen oder mangelnde Fußhygiene begünstigen das Auftreten einer Infektion mit dem Nagelpilz. Seltener sind auch die Nägel der Hände von dem Nagelpilz befallen. Ungefähr 75 % der durch den Nagelpilz hervorgerufenen Mykosen entfallen auf die Füße. Der Grund hierfür ist, dass die häufig von Schuhwerk umgebenen Füße bessere Lebensbedingungen für den Nagelpilz bieten. Spürbare Symptome verursacht der Nagelpilz zunächst nicht, lediglich die Nägel verändern sich in Farbe und Glanz. Der Nagelpilz vermag aber unbehandelt den gesamten Nagel und das Nagelbett zu zerstören und sich weiter auszubreiten. Daher sollte eine Nagelpilz-Infektion immer ernst genommen und behandelt werden.
Fadenpilze bilden die stärkste Gruppe der Nagelpilze
Wir sprechen umgangssprachlich von dem einen Nagelpilz. Es existieren aber mehrere Arten von Pilzorganismen, welche die entsprechende Körperregion befallen können und somit zum Nagelpilz werden. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um einen Vertreter der Fadenpilze – in der Biologie als Dermatophyten bezeichnet. Über 90 % der Nagelpilze sind Dermatophyten. Auch die überwältigende Mehrheit der Fußpilze entfällt auf diese Gattung. Mit rund 8 % der Nagelpilzinfektionen stellen Hefepilze die zweithäufigste Gruppe der Nagelpilze dar. Candida albicans ist der wissenschaftliche Name der Hefepilzart, die insbesondere als Darm- oder Scheidenpilz bekannt ist und großen Schaden anrichten kann. 6 % der Nagelpilze bestehen aus Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus. In den seltensten Fällen besteht eine Mischform aus verschiedenen Pilzen, die gemeinsam einen Nagelpilzbefall hervorrufen.
Von Diabetes bis zur Immunschwäche: Wer ist besonders gefährdet?
Unser Organismus ist tagtäglich mit Abermillionen von Krankheitserregern, darunter auch der Nagelpilz, konfrontiert. In den meisten Fällen kann unser Immunsystem diese Angriffe abwehren und im konkreten Fall eine Infektion durch den Nagelpilz verhindern. Bestimmte Vorraussetzungen können einen Nagelpilz-Befall aber begünstigen. Grundsätzlich sind Menschen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche stark gefährdet, sich zu infizieren. Durch häufige Verletzungen oder Überbelastung entstehen am Fuß Eintrittspforten für Nagelpilze, ebenso wie durch eine chronische Fehlstellung der Füße.
Kritisch sind durch Arteriosklerose verursachte Durchblutungsstörungen der Zehen oder Diabetes mellitus. Die mangelnde Durchblutung verhindert eine Regeneration und Reinigung des Gewebes und der Nagelpilz kann sich rasch ausbreiten. Schlussendlich begünstigen auch bestimmte Vorerkrankungen wie eine Schuppenflechte, Ekzeme oder eine genetische Veranlagung das Auftreten einer Nagelpilz-Infektion. Ein unbehandelter Fußpilz kann ebenso zu einem Nagelpilz werden.
Wie erfolgt die Ansteckung mit dem Nagelpilz?
Auch wenn wie oben beschrieben einige Menschen ein erhöhtes Nagelpilz-Risiko aufweisen: Er kann jeden treffen. Die Ansteckung erfolgt durch Kontakt- oder Schmierinfektion. Prädestiniert hierfür sind feuchte, warme Orte mit hohem Menschenandrang.
Stumm und doch lästig – Symptomatik einer Nagelpilz-Infektion
Der für viele Pilzinfektionen typische Juckreiz fehlt bei dem Nagelpilz zunächst völlig. Charakteristisch für einen Nagelpilz-Befall ist vielmehr eine weißliche bis schwach gelbe Verfärbung, die vom Nagelrand ihren Anfang nimmt und sich ausbreitet. Graue bis braune Flecken sind beim Nagelpilz ebenso zu beobachten, wie eine deutlich sichtbare Verdickung des Nagels. Im Verlauf der Krankheit verliert die Oberfläche des Nagels ihren typischen Glanz. Alle genannten Symptome treten erst in einem fortgeschrittenen Stadium des Nagelpilzes ein. Der Nagelpilz sollte in jeden Fall behandelt werden, da er ansonsten den gesamten Nagel zerstört und auch das umliegende Gewebe infiltrieren kann. Die Infektionen mit dem Nagelpilz verlaufen nicht immer gleich, so dass auch die Symptome variieren können.
Der Nagelpilz wächst in unterschiedlichen Varianten
Der Nagelpilz besitzt mehrere Möglichkeiten, sich über den Fuß- bzw. Fingernagel zu verbreiten. Grundsätzlich können einzelne Nägel, aber auch der gesamte Fuß bzw. die ganze Hand von dem Nagelpilz betroffen sein. Daher unterscheidet die Dermatologie folgende Krankheitsvarianten des Nagelpilzes:
Weißer superfizieller Nagelpilz
In diesem Fall dringt der Nagelpilz nicht in tiefere Schichten des Nagelgewebes ein, sondern breitet sich an dessen Oberfläche aus. Diese Art der Infektion löst eine weiße Färbung des Nagels aus.
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Proximaler subungualer Nagelpilz
- Bei dieser Nagelpilz-Variante befällt der Organismus die Nagelwurzel. Dies ist der Ort, an dem das Wachstum des Nagels stattfindet. Der Nagelpilz unterbindet dies und schädigt den Nagel schwer. Diese Form der Nagelpilz-Infektion ist sehr selten.
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Distolateraler subungualer Nagelpilz
- Dies ist die häufigste Form der Nagelpilz-Erkrankung. Dabei dringt der Pilz in den Zwischenraum zwischen eigentlichem Nagel und Finger- bzw. Zehenkuppe ein. Als Folge wird der Nagel brüchig, spröde und verfärbt sich gelblich.
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Totale Nagelpilzinfektion
- Hiervon wird gesprochen, wenn der gesamte Nagel von Nagelpilzen befallen ist.
Wie wird ein Nagelpilz diagnostiziert?
Zunächst einmal wird der Dermatologe die betroffene Körperstelle genauestens inspizieren. Anhand der sichtbaren Veränderungen kann der Arzt bereits auf einen Nagelpilz schließen. Zur sicheren Diagnose wird ein Stück Nagel herausgeschnitten und labormedizinisch untersucht. Hierbei kann festgestellt werden, ob es sich um einen Nagelpilz handelt. Mikroskopisch sichtbar sind die feinen Fäden, aus denen der Nagelpilz besteht. Diese werden in der Pilzkunde als Hyphen bezeichnet und dienen dem Nagelpilz. u. a. der Ausbreitung. Um eine genaue Aussage über die Gattung des Nagelpilzes zu machen, ist das Anlegen einer rund dreiwöchigen Pilzkultur notwendig.
Es muss nicht zwangsläufig ein Nagelpilz sein
Auch wenn die Infektion mit einem Nagelpilz die am häufigsten diagnostizierte Nagelerkrankung ist, können auch anderer Krankheiten hinter der Symptomatik stehen. Beispiels sind:
- chronische Nageldystrophie
- Nagelekzem
- Nagelpsoriasis (Schuppenflechte)
- Lichen ruber planus (Knötchenflechte)
Dem Störenfried den Kampf ansagen: Therapie des Nagelpilzes
Die Behandlung richtet sich insbesondere nach der Größe des Nagelpilzbefalles. Sind nur einzelne Nägel betroffen, ist eine lokale Therapie in der Regel ausreichend. Hierbei kommen spezielle, antimykotisch (pilztötend) wirkende Salben oder Nagellacks zur Anwendung. Als besonders effektive Wirkstoffe haben sich Amorolfin und Ciclopirox bewährt. Um sicherzustellen, dass nicht noch Reste des Nagelpilzes in der Körperregion verbleiben, sollte diese lokale Therapie über mehrere Monate hinweg durchgeführt werden.
Sind mehr als die Hälfte aller Nägel vom Nagelpilz betroffen, sollte zur lokalen Therapie noch eine systemische Behandlung von innen heraus erfolgen. Zur sicheren Zerstörung des Nagelpilzes nimmt der Patient hier Antimykotika in Form von Tabletten, wie z. B. Itraconazol oder Terbinafin ein. So wird der Nagelpilz von innen und außen angegriffen. Sehr stark befallene Nägel sollten unter lokaler Betäubung entfernt werden. Möglich ist dies auch durch eine Laserbestrahlung, die den Nagel auflöst.
Erst seit 2010 zugelassen ist eine Behandlungsform, in der ebenfalls ein Laser zum Einsatz kommt. Ein Infrarotlaser durchstrahlt hier den Nagel und zerstört nach und nach die Struktur des Nagelpilzes. Die ersten Behandlungsergebnisse sind vielversprechend. Aus dem Bereich der Naturheilkunde sind Lavendel- und Teebaumöl als Mittel gegen den Nagelpilz bekannt. Allerdings führen diese Ätherischen Öle in den meisten Fällen nicht zu einem Behandlungserfolg.
Nagelpilz: Vorbeugende Maßnahmen
Liegt eine den Nagelpilz begünstigende Grunderkrankung vor gilt es, diese konsequent zu behandeln. Grundsätzlich ist eine ausreichende Körperhygiene zur Nagelpilz-Prophylaxe unbedingt zu beachten. Ein bestehender Fußpilz sollte schnellstmöglich beseitigt werden. In öffentlichen Schwimmbädern oder auf dem Weg zur Sauna sollten unbedingt Badelatschen getragen werden. Gegebenenfalls empfiehlt es sich nach dem Besuch einer solchen Einrichtung, die Füße zu desinfizieren. Auf atmungsaktive Schuhe sollte geachtet werden, um ein dem Nagelpilz zuträgliches Klima erst gar nicht aufkommen zu lassen. Eine regelmäßige Pflege von Händen und Füßen mit feuchtigkeitspendenden Lotionen verhindert eine Versprödung der Haut und verringert damit das Risiko, dass ein Nagelpilz eindringt.
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