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Magnesiummangel

Problemfeld Magnesiummangel

Muskelkrämpfe und Wadenkrämpfe

Wer ist nicht schon mal durch einen Wadenkrampf nachts hochgeschreckt oder hat nach dem Sport erfahren, wie schmerzhaft Muskelkrämpfe sein können? Etwa ein Drittel aller Erwachsenen leidet mindestens einmal jährlich an Wadenkrämpfen. Das Spektrum der möglichen Ursachen ist vielfältig und reicht von Elektrolyt- und Durchblutungsstörungen über neuromuskuläre bis hin zu rheumatischen Erkrankungen. Auch Medikamente, beispielsweise Diuretika oder Asthmamittel, können Muskelkrämpfe auslösen.

Als ein besonders häufiger Grund für Muskelkrämpfe gilt allerdings der Mangel an Magnesium.  Doch nicht nur vor diesem Hintergrund ist der Magnesiummangel ein wichtiges Thema. Tatsächlich sehen Experten den Magnesiummangelzum Beispiel als nicht zu unterschätzenden, negativen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf von Diabetes. Nicht zuletzt soll Magnesium aktuellen Studienergebnissen zufolge auch eine wichtige Rolle bei der Darmkrebs-Prävention spielen. Auch hier wird deutlich: Eine ausreichende Versorgung mit Magnesium ist wichtig.

Problematik der Magnesiumversorgung

Der Mineralstoff Magnesium ist in unterschiedlichen Lebensmitteln enthalten – so zum Beispiel in Bananen oder auch in Nüssen. Allerdings wird die Bioverfügbarkeit von Magnesium durch einen hohen Anteil an Ballaststoffen in der Nahrung vermindert, da es zur Bildung von schwer absorbierbaren Magnesium-Komplexen kommen kann. Auch Alkohol, Konservierungsstoffe und andere Mineralien wie Calcium und Eisen beeinträchtigen die Aufnahme von Magnesium. Darüber hinaus können Arzneimittel die Aufnahme von Magnesium aus der Nahrung hemmen oder die Ausscheidung fördern:

  • Abführmittel
  • Aminoglykoside
  • Antiarrhythmika
  • Antibiotika
  • Antihistaminika
  • Cisplatin
  • Cyclosporin
  • Diuretika
  • Psychopharmaka
  • Tacrolimus

Um die Problematik der Magnesiumversorgung aus der Nahrung zu umgehen und die empfohlene Tagesdosis von etwa 300 bis 600 mg Magnesium zu sichern, kann mitunter die Zufuhr von Magnesium über geeignete Präparate sinnvoll sein. Sprechen Sie dazu im Zweifelsfall auch mit Ihrem Arzt oder Apotheker.

Diabetische Folgeschäden durch Magnesiummangel gefördert

Magnesium ist vor allem in Vollkornprodukten, Nüssen und Hülsenfrüchten enthaltenen. Diese Produkte werden häufig von Diabetikern gemieden. Außerdem wird Magnesium bei Diabetikern vermehrt über die Nieren ausgeschwemmt. Insofern ist der Magnesiummangel bei Diabetes ein häufiges Problem. Eine Studie an der Universität Stuttgart-Hohenheim belegt, dass von rund 5.500 Diabetikern nur 11% der insulinpflichtigen und 15% der nicht-insulinpflichtigen Patienten optimale Magnesiumwerte im Blutserum hatten.

Magnesiummangel bei Diabetes ist aber nicht nur ein häufiges, sondern insbesondere auch ein ernstzunehmendes Phänomen. Denn laut einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Biofaktoren fördert ein Magnesiummangel diabetische Folgeschäden. Ein Defizit kann aber für den Krankheitsverlauf fatale Folgen haben. Magnesium-Mangel fördert nicht nur den Diabetes sondern auch die gefürchteten Folgeschäden der Stoffwechselstörung an Herz und Blutgefäßen. "Umfangreiche epidemiologische Studien zeigen, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei erniedrigten Magnesium-Konzentrationen im Blut erhöht ist", erklärte der Vorsitzende der Gesellschaft, Prof. Hans-Georg Classen, Magnesium-Experte aus Stuttgart-Hohenheim. Aktuellen Erkenntnissen zufolge, scheint ein Magnesium-Mangel entzündliche Prozesse zu fördern, die wiederum die Gefäßwände schädigen. Das wichtige Mineral verbessert auch die Wirksamkeit von Insulin, ein Mangelzustand schadet dem Diabetiker deshalb mehrfach.

Aktuelle Studienergebnisse: Ausreichende Magnesiumversorgung wichtig für Darmkrebsprävention

In der Februarausgabe der Fachzeitschrift American Journal of Epidemiology wurde eine Studie publiziert, nach der eine ausreichende Magnesiumversorgung das Risiko für Darmkrebs reduziert. Die Forscher befragten mehr als 35.000 Frauen im Alter zwischen 55 und 69 Jahren nach ihren Ernährungsgewohnheiten und verfolgten dann 16 Jahre lang ihren Gesundheitszustand. 1.100 Frauen waren in dieser Zeit an Darmkrebs erkrankt. Bei denen, die am meisten Magnesium aufnahmen, war das Risiko für Darmkrebs um 27 % niedriger als bei den Frauen mit einer schlechten Magnesium-Versorgung. Vermutlich verhindert der Mineralstoff ein unkontrolliertes Wachstum der Zellen in der Darmschleimhaut. Die Forscher empfehlen die Aufnahme von täglich mindestens 300 bis 400 mg Magnesium, um das Darmkrebsrisiko gering zu halten.

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Biotinmangel

Biotinmangel

Unter einem Biotinmangel ist ein zu geringer Gehalt des wasserlöslichen Vitamins Biotin zu verstehen. Bekannte Synonyme für Biotin sind Vitamin B7 und Vitamin H. Biotin ist als Coenzym bzw. prosthetische Gruppe zahlreicher Enzyme an unzähligen biochemischen Reaktionen im Körper beteiligt. Auch an der Modifizierung von Genen und der Regulation von genetischen Vorgängen wirkt das Molekül mit. Spezielle Störungen im Organismus – speziell im Magen-Darm-Trakt – können zu einer verminderten Resorption von Biotin und damit zu einem Mangel der sehr wichtigen Verbindung führen. Haarausfall, Muskelschmerzen und Missempfindungen sind nur einige der Symptome.

Zahlreiche Ursachen führen zum Defizit

Antibiotika als Ursache

Wie zahlreiche Vitamine, Nährstoffe und Spurenelemente wird Biotin über den Gastrointestinaltrakt aus der Nahrung resorbiert und der Blutbahn zugeführt. Ist die Darmflora – beispielsweise durch Einnahme von Antibiotika – gestört, kann es aus zweierlei Gründen zu einem Biotinmangel kommen. Einerseits helfen Darmbakterien, v. a. Escherichia coli, bei der Resorption von Biotin aus dem Nahrungsbrei. Andererseits sind diese teilweise in der Lage, Biotin selber zu synthetisieren.

Verminderung der Resorptionsfläche

Zu einer mangelnden Aufnahme von Biotin durch das Darmsystem kommt es außerdem bei Patienten, denen ein Teil des Dünndarms entfernt wurde (beispielsweise in Folge von Bauchspeicheldrüsenkrebs). Hier steht der Nahrung zu wenig Resorptionsfläche zur Verfügung, um den Organismus ausreichend mit dem Vitamin zu versorgen. Verschärft wird die Problematik, wenn die Betroffenen außerdem mit biotinarmer Sondenkost ernährt werden.
Zu einem Biotinmangel können auch bestimmte chemische Substanzen führen: So ist bekannt, dass langjähriger und übermäßiger Alkoholkonsum die Aufnahme von Vitamin B7 verringert.

Andere Ursachen

Ebenso lösen bestimmte Arzneimittel aus der Gruppe der Antikonvulsiva (Medikamente gegen Epilepsie) bei manchen Menschen einen Biotinmangel aus. Eine Ursache hierfür konnte bisher nicht gefunden werden. Zu den häufigsten Auslösern der Mangelerscheinung gehört auch eine Schwangerschaft. Das Defizit ist hierbei aber meistens so gering, dass es zu keinen nennenswerten klinischen Anzeichen kommt. Auch hier ist der genaue Grund für den leichten Biotinmangel nicht bekannt. Bei rund 35 % der Schwangeren können aber im Urin erhöhte Mengen an Biotinmetaboliten festgestellt werden. Das spricht für einen evtl. durch schwangerschaftstypische hormonelle Veränderungen hervorgerufenen verstärkten Abbau des Vitamins.

Theoretisch kann auch der übermäßige Konsum von rohen Eiern zu der beschriebenen Mangelerscheinung führen: Rohe Hühnereier besitzen ein Polypeptid mit dem Namen Avidin. Dieses besitzt die chemische Eigenschaft, Biotin fest zu binden. Letzteres wird dadurch funktionsuntüchtig gemacht. Beim Erhitzen wird Avidin jedoch zerstört, weswegen dieses Phänomen praktisch keine Bedeutung hat. Auch eine klassische Mangelernährung als Ursache für das Störungsbild kommt in den modernen Industrieländern praktisch nicht vor.

Mangel zeigt vielseitige Symptomatik

Durch die Beteiligung von Biotin an sämtlichen chemischen Reaktionen im Organismus und die Rolle in der Genregulation, führt ein entsprechendes Defizit zu mannigfaltigen Krankheitszeichen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Symptome.

  • Blässe
  • Depressionen
  • Halluzinationen
  • Parästhesien (Missempfindungen)
  • erniedrigte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • starke Müdigkeit
  • Myalgie (Muskelschmerzen)
  • Hypotonie
  • Haarausfall
  • Brüchigkeit von Fuß- und Fingernägeln
  • Hypercholesterinämie
  • Anämie
  • Infektanfälligkeit
  • Ataxie (Bewegungsstörungen)
  • erhöhte Schmerzsensibilität
  • Hautausschlag

Grunderkrankung behandeln

Nachweisen lässt sich ein Biotinmangel durch labordiagnostische Untersuchung von Blut und Urin. Therapeutisch sollte zunächst die Grunderkrankung behandelt bzw. auslösende Faktoren beseitigt werden. Zusätzlich kann pharmakologisch hergestelltes Biotin im Sinne einer Substitutionstherapie verabreicht werden. Unterstützt werden kann die Therapie durch Einbau biotinhaltiger Lebensmittel in den Speiseplan. Hierfür eignen sich besonders Sojaprodukte, Nüsse, Milch, Haferflocken, gekochte oder gebratene Eier und bestimmte Innereien (v. a. Leber).

© medizin.de 2013-2018 (Dr. Florian Korff)

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Drogen-Substitution: Legaler Drogenkonsum

Drogen-Substitution: Legaler Drogenkonsum

"Legale Drogen" oder Rückweg ins Leben: Drogensubstitution Drogen auf Rezept?

Im ersten Halbjahr 2005 verstarben 562 Personen an den Folgen ihres Rauschgiftkonsums. In diesem Zeitraum wurden in Deutschland 334 kg Heroin beschlagnahmt. Dies geht aus der "Halbjahreskurzlage Rauschgift 2005" des Bundeskriminalamtes hervor. Grund genug, um neue Konzepte zu etablieren, die den Suchtkranken helfen, aus dem Teufelskreis "Sucht" auszubrechen.

Im Bella-Vista-Haus, das idyllisch am Ortsrand von Hamburg-Bargfeld liegt, wurden bereits über 9.000 Drogenabhängige behandelt. "In der Suchtarbeit sind Erfolge relativ", sagt Therapieleiter Friedemann Hauck. "Ein Drittel schafft es, ein Drittel wird rückfällig, die anderen kommen nie ohne harte Drogen aus", so Hauck gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Die 21tägige Entgiftung kostet knapp 5.400 Euro. Doch die Kürzungen im Gesundheitsbereich sind spürbar. Das unter der Geldknappheit die Betroffenen leiden müssen, ist ein unhaltbarer Zustand: "Süchtigsein ist eine Erkrankung und keine Charakterschwäche", so Hauck.Seine Einrichtung ist eine von 450 Ambulanzen für Drogenabhängige. 11.000 Entzugs- und 50.000 Substitutionsplätze "warten" in Deutschland auf entzugswillige Drogensüchtige. Therapiebedürftig sind aber offenbar weit über 150.000 Deutsche.

Am 25. Juni billigte das Bundeskabinett den "Aktionsplan", mit dem sich deutsche Drogenprobleme "nachhaltig reduzieren" lassen sollen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, 48, fördert die rund 20 deutschen Fixerstuben, sie ließ rechtliche Hürden bei der Methadon-Substitution ausräumen, und sie lässt testen, ob es in Zukunft Heroin auf Rezept geben könnte: In sieben deutschen Städten spritzen derzeit 560 Junkies unter ärztlicher Aufsicht dreimal täglich bis zu 400 Milligramm reines, synthetisch hergestelltes Heroin. In den letzten Jahren haben neue Erkenntnisse über die "Physiologie der Sucht" dazu geführt, innovative Entzugstherapien zu testen.

So definiert die Weltgesundheitsorganisation Sucht:
Zustand  periodischer oder chronischer Vergiftung, schädlich für den einzelnen und/oder die Gesellschaft, der durch den wiederholten Genuss einer natürlichen oder synthetischen Substanz hervorgerufen wird.

Drogen auf Rezept?

Im Jahr 2004 erhielten in Deutschland ca. 64.000 opioidabhängige Personen das Mittel Methadon zur Substitution. Oberstes Ziel einer Substitutionsbehandlung ist die Suchtmittelfreiheit. Im Rahmen von umfassenden Therapiekonzepten arbeiten Ärzte, Psychologen, Soziologen und Sozialarbeiter eng miteinander zusammen. Bei der Substitutionsbehandlung bekommen die Suchtkranken vom Arzt ein Medikament verabreicht, das ihre Entzugserscheinungen lindert. Sie sollen so in ein "normales" Leben zurückfinden. Diese Therapie vermindert die Kriminalitätsrate, die Sterblichkeit sowie die Begleiterkrankungen und ermöglicht eine enge therapeutische Anbindung. Langfristig soll der Patient motiviert werden, nach einer weiterführenden Suchttherapie ganz ohne seine Droge zu leben. Die Zeiten, als man glaubte, Trinker und andere Süchtige müssten erst "ganz unten" sein, bevor sie genug Eigeninitiative für einen Erfolg versprechenden Ausstiegsversuch aufbringen, sind vorbei. Sucht wird heute als eine Krankheit der Rückfälle angesehen. Das erreichen von motivierenden Zwischenzielen ist sinnvoller, als beim Süchtigen von Anfang an totale Abstinenz einzufordern.

In Deutschland werden vier Opiate/ Opioide zur Substitutionstherapie eingesetzt:

  • Methadon
  • L-Polamidon
  • Heroin (befindet sich in Deutschland noch in der Zulassung)
  • Buprenorphin

Methadon? der Klassiker

Im Gegensatz zu den Opiaten Morphin und Heroin wird Methadon gut vom Körper aufgenommen, wenn es als Lösung getrunken oder als Tabletten geschluckt wird. Opiate wirken im Gehirn im Belohnungszentrum. In dieser Schaltstelle werden Euphorie, Sucht aber auch depressive Gefühle verarbeitet. Körpereigene Neurotransmitter wie Dopamin und die Endorphine (körpereigene Morphine) agieren als Überträgersubstanzen. Unterschiedliche Bindungsstellen, so genannte Rezeptoren, lösen unterschiedliche Reaktionen aus, wenn Opiate dort andocken. Morphin, Heroin und Methadon wirken auf die gleichen Rezeptoren. Kurzfristig wird beim Konsumenten ein Glücksgefühl hervorgerufen. Er fühlt sich wohl, beschützt, hat gute Laune und keine Schmerzen. Bei einer längerfristigen Anwendung von Rauschdrogen lässt die Wirkung nach. Die Euphorie weicht der Depression. Auch die Ersatzdroge Methadon trübt die Psyche der Konsumenten. Sie haben weniger Antrieb und kriegen ihr Leben "weniger geregelt". Von Vorteil ist, dass die Suchtkranken keinen "Heroinhunger" mehr verspüren.

Unerwünschte Wirkungen von Methadon

  • Verstopfung
  • Pupillenverengung
  • Übelkeit
  • Schweißausbrüche
  • Störungen des Schlafmusters

Methadon unterdrückt sowohl unangenehme als auch besonders angenehme Gefühle: Es kappt die Gefühlsspitzen und der Konsument hat das Gefühl, in einem "wattigen Gefühlspanzer" zu stecken. Einige Konsumenten fühlen sich mit der gedämpften Wahrnehmung ihrer Umwelt wohl. Viele beklagen aber auch die fehlende geistige Klarheit. Sie leben zwar, sind aber nicht in der Lage, Zukunftspläne zu machen oder einfache Aufgaben des täglichen Lebens zu meistern.

Buprenorphin: Klarheit für die Sinne?

Buprenorphin wurde als Schmerzmittel (Temgesic ®) entwickelt und ist seit Februar 2000 auch zur Heroin-Substitution als Subutex ® zugelassen. In Frankreich ist Buprenorphin nicht als Betäubungsmittel eingestuft und kann dort auf immense Erfahrungen verweisen. Buprenorphin wirkt nicht, wie Methadon, an allen Opiatrezeptoren anregend. Es greift an den Bindungsstellen anregend an, die eine Euphorie auslösen und hemmt jene, die depressiv machen. Außerdem kann es die Wirkung von anderen Opiaten vermindern. Dadurch wird der "Beigebrauch" anderer Opiate vermindert. Der Arzneistoff denkt quasi mit: wird er höher dosiert, steigt die Wirkung nicht weiter an. Die bei Opiaten sonst gefürchtete Atembehinderung ist deshalb nicht vorhanden. Auch deshalb ist dieser Wirkstoff für den Anwender sicherer. Bezogen auf die Sterblichkeitsrate ist Methadon zehnmal so gefährlich wie Buprenorphin.

Ein entscheidender Vorteil gegenüber Methadon ist die geistige Klarheit, die der Anwender empfindet. Nach einer Studie zur Fahrtauglichkeit schnitt Buprenorphin deutlich besser als Methadon ab. Die Probanden zeigten eine bessere Konzentrationsfähigkeit, ein gleichmäßigeres Leistungsniveau und geringere Ermüdungserscheinungen. Dies macht Buprenorphin besonders für Abhängige mit guter Sozialprognose geeignet. Ein Arzneimittel ist aber nur so sicher, wie sein Anwender vernünftig ist. In letzter Zeit wurde vermehrt darüber berichtet, dass Konsumenten Buprenorphin in die Nase schniefen oder in die Vene oder unter die Haut spritzen. Sie erhoffen sich so den vom Heroin bekannten "Kick". Der Hersteller wird deshalb voraussichtlich im kommenden Jahr eine Weiterentwicklung (Suboxone ®) auf den Markt bringen. Neben Buprenorphin wird ein Stoff enthalten sein, der einen Missbrauch nahezu unmöglich macht. Das beigefügte Naloxon hat bei der üblichen Verabreichung über den Mund keine Wirkung. Erst wenn der Konsument die Mischung missbräuchlich spritzt, hebt Naloxon die Wirkung des Opiates auf.

Heroin: Außenseiter oder Held?

Viele entzugswillige Patienten wollen/können auf Flash-Erlebnisse nicht verzichten. Um solche Patienten in die Substitutionstherapie aufzunehmen und halten zu können, wird die Verschreibung von Heroin erprobt. Die vor drei Jahren in sieben deutschen Städten begonnene Heroin-Studie steht offenbar vor dem Abschluss. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet, zeigt sie, dass Suchtkranke, die den Stoff auf Rezept erhalten, gesünder leben und weniger Verbrechen begehen. 
Für Patienten, die mit Methadon und anderen Methoden scheitern, ist die Heroinverschreibung oft dieletzte Chance Die meisten Erfahrungen liegen in England, der Schweiz und den Niederlanden vor. Auch in Deutschland laufen Modellprojekte. Der Suchtbeauftragte der Bundesärztekammer, Ingo Flenker, geht davon aus, dass "zwischen 4 000 und 6 000 Betroffene" für eine staatliche Heroinbehandlung in Frage kämen, wenn Heroin als Fertigarzneimittel zugelassen würde.

Nachdem sich auf dem Gebiet der Substitutionsmittel lange Zeit nichts getan hat, kommt nun mit neuen Substanzen und Konzepten frischer Wind in die Drogentherapie. Man wünscht den Suchtkranken, dass er sie in ein Leben "bläst", das sie sich wünschen.

© medizin.de 2006-2018 (Matthias Bastigkeit)

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Akne

Akne

Akne ist in den westlichen Industrienationen die häufigste Hauterkrankung überhaupt

Beim Stichwort "Volkskrankheit" fallen den meisten Krankheitsbilder ein wie der Diabetes mellitus ("Zucker") oder Herz-Kreislauf-Beschwerden wie die "Arterienverkalkung" mit ihrer Spätfolge, dem Herzinfarkt. Unbestritten sind von diesen Krankheiten Millionen Menschen allein in Deutschland betroffen, sie verursachen Kosten in Milliardenhöhe. In der Hitliste der meistgenannten Volkskrankheiten fehlt allerdings eine, die fast jeder Mensch durchgemacht hat, und die zudem oftmals einen hohen Leidensdruck erzeugt: die Akne. Die Akne - der Begriff ist abgeleitet vom altgriechischen Wort "akme" ("Spitze, Blüte") - ist im Gegensatz zu den oben erwähnten Krankheiten weder chronisch noch lebensbedrohlich. Sie belastet aber die Gemütslage der Betroffenen nicht unerheblich und erzeugt wie auch hohe Kosten, da "um jeden Preis" eine Linderung angestrebt wird. Nach übereinstimmender Einschätzung ist sie in den westlichen Industrienationen die häufigste Hauterkrankung überhaupt.

Akne Entsteheung

Entstehung, Einteilung in Stadien

Die Vorgänge auf und in der Haut, die zu den typischen Erscheinungsbildern "Mitesser" und "Pickel" führen, laufen in drei Schritten ab. Zu Anfang entstehen Mitesser oder Komedonen. Eine überschießende Hornbildung erweitert den Ausführungsgang der Talgdrüsen; beim Herüberfahren spürt man eine halbkugelige Erhöhung. Beim - übrigens nicht zu empfehlenden - Ausdrücken entleert sich der Inhalt der Drüse als kleine Wurst. Der verschließende Pfropfen aus Hornzellen zeigt durch eingelagertes Melanin und Oxidationsvorgänge an der freien Luft den bekannten schwarzen Punkt an seiner Oberfläche. Darunter liegt im Drüsengang ein Gemisch aus Talg, Haarmaterial und von Erregern aus der Gruppe der Propioni- und Staphylokokkenbakterien. Die beiden letzten gelten als wesentlicher Motor der folgenden Entzündung: die Talgdrüsen selbst werden immer atrophischer, sie verkümmern, endlich kommt es im zweiten Schritt durch die Bakterien zur Entzündung. Dann entstehen die "Pickel", eitergefüllte Bläschen oder Pusteln. Je nach Verlaufsform und individueller Konstitution entstehen sogar zusammenfließende Abszesse oder Karbunkel. Insbesondere diese Ausprägung führt im dritten Schritt nach dem Abheilen der Entzündung zu den gefürchteten Aknenarben oder zu ihrer Extremvariante, den Keloiden oder Wulstnarben.
Im Fachjargon spricht man bei diesen drei Phasen von nicht entzündlichen Primäreffloreszenzen (Mitesser), den sekundär entzündlichen Effloreszenzen (Pickel) und den tertiär nicht mehr entzündlichen Effloreszenzen (Narben). Die drei Stadien sind bei jedem Betroffenen an den verschiedenen Hautregionen mehr oder weniger gleichzeitig anzutreffen.

Ursachen der Akne vulgaris

Leider gibt es nicht nur die "eine" Ursache für die Ausprägung einer Akne, die sich dann einfacher bekämpfen ließe. In das komplexe Entzündungsgeschehen greifen mehrere Faktoren ein,die sich gegenseitig verstärken. Einigkeit herrscht aber darüber, dass ein Faktor allein nicht ausreicht:- Hormonumstellungen- Stress- Hauttyp und Hautpflege

Hormone

Keine Akne ohne Talg (Talgdrüse). Da männliche Geschlechtshormone die Talgproduktion erhöhen, kommt es bei vermehrter Ausschüttung dieser Hormone regelmäßig auch zu verstärkter oder neu entstehender Akne. Den größten Homonschub in diese Richtung erlebt der Mensch mit (und schon etwas vor) dem Beginn der Pubertät. Das betrifft keineswegs nur Jungen, auch Mädchen produzieren männliche Geschlechtshormone, deren Pegel in den "Flegeljahren" stark ansteigt.

Stress

Jeder Mensch hat Stress, aber nicht jeder hat Akne. Genauer müsste man daher den mitverursachenden Auslöser von Akne besser "psycholgischen Faktor" nennen. Die Befindlichkeit, die mittelfristige Stimmungslage, das Nervenkostüm (oder wie man es auch immer bezeichnen will) haben ihre eigene Rolle im Zusammenspiel der Faktoren.

Hauttyp

Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch hat seine eigene Haut. Die Zahl und Aktivität der Talgdrüsen (es gilt ja: "Keine Akne ohne Talg") ist sehr individuell. Einige bilden weniger, andere mehr, dieser Faktor wird durch die ererbte Veranlagung bestimmt. Auch die Körperregionen sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich mit Talgdrüsen versetzt: viele im Gesicht, wenig auf dem Rücken oder umgekehrt.

Andere Ursachen der Akne

Während die klassische Akne gerade die Verquickung der genannten Faktoren kennzeichnet, lassen sich in einigen Fällen ganz bestimmte Ursachen festmachen. Bei der Chlorakne spielen chlorhaltige Chemikalien die entscheidende Rolle. Bei Kontakt mit diesen Stoffen, z.B. bei Unfällen in chemischen Fabriken, kommt es zu stark entzündlichen Akneknoten. Ein ähnliches Bild gibt es immer wieder bei Menschen, die längere Zeit direkt auf der Haut Schmierstoffen oder -ölen ausgesetzt sind, zum Beispiel in Werkstätten. Ein ebenfalls immer wieder zu sehendes Phänomen ist die "Anabolakne" oder Steroidakne. Dabei spritzen sich insbesondere junge Männer in hohen Dosen Hormone, um schneller und mehr als eigentlich möglich Muskelmasse anzusetzen. Das scheint nicht nur im Leistungssport gelegentlich zu passieren, sondern in der Szene der Body-Builder fast zum "guten Ton" zu gehören. Die entstehende Akne ist nur der kleinere Teil der dadurch provozierten Folgen, bedeutend schwerwiegender sind die nicht rückgängigen Gefäßschäden und vor allem die Zeugungsunfähigkeit und Impotenz.

Ernährung

Im Gegensatz zur verbreiteten Meinung, Süßigkeiten wie Schokolade trügen zur Akne bei, lassen sich in den wissenschaftlichen Quellen dazu kaum Belege finden. Vielleicht spielen hier die erwähnten psychologischen Faktoren eine Rolle, die gleichzeitig und nur scheinbar zusammenhängend sowohl den Hunger auf Naschwerk als auch die Zahl Akne-Effloreszenzen ansteigen lassen.

Alter und Pubertät

Die hormonelle Komponente, die Beeinflussung der Akne durch männliche Geschlechtshormone, lässt Jugendliche und junge Erwachsene besonders oft und intensiv betroffen sein. In den letzten Jahren wird zudem beschrieben, dass sich der Beginn der hormonellen Umstellung weiter in die jüngeren Lebensalter verschiebt. Deshalb leiden schon Kinder (meist Mädchen) um das 10. Lebensjahr nicht selten unter Komedonen und Pusteln. Leider ist es auch nicht entsprechend früher wieder damit vorbei: Im Gegenteil kann es durchaus bis zum Alter von 25-30 Jahren bei der so genannten Pubertätsakne bleiben. Auch hier sind Frauen leider eher benachteiligt und haben länger mit der Akne zu kämpfen. Als kleiner Trost verläuft sie aber meist milder als bei den Jungen und Männern.

Aknebehandlung

Keineswegs ist die Akne "Schicksal" oder "man und frau muss da einfach durch". Im Vergleich zu früheren Zeiten verfügt die Dermatologie über eine große Zahl von Behandlungsansätzen. Für jeden Hauttyp, jedes Alter und jeden Schweregrad ist das Richtige dabei. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, zu Beginn der Behandlung und in regelmäßigen Abständen zur Verlaufsbeobachtung zu einem Hautarzt zu gehen. Das "Herumdoktern" bringt meist nur wenig und der Gebrauch der in der Werbung angepriesenen "Mittelchen" nützt nur dem Hersteller. Ein Fachmann sollte den Erfolg begutachten und bei Bedarf die Behandlung verändern bzw. intensivieren.Ein wichtiger Grundsatz gilt aber für alle Therapien: Von heute auf morgen geht es nicht. Bis sich Erfolge einstellen, braucht es Geduld. Sichtbare Ergebnisse benötigen eher Monate als Wochen und in ein paar Tagen bewegt sich nichts. Oft wird es durch die eingesetzten Mittel für einige Tage sogar noch schlimmer, weil sich die Entzündung kurzfristig verstärkt.
 

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlungsmöglichkeiten bestehen aus mehrere Optionen und sind meist miteinander kombinierbar:
  • - äußere Therapie (Hautpflege, Kosmetik und/oder Schältherapie)
  • - Antibiotika
  • - UV-Bestrahlung
  • - Anti-Baby-Pille
  • - Isotretinoin

ÄußereTherapie (Hautpflege, Kosmetik und/oder Schältherapie).

Die erste Stufe der Behandlung besteht in der äußerlichen Therapie. Die Umstellung auf seifenfreie Waschlotionen und die Aknetoilette bringen oft erstaunliche Erfolge. Unter Aknetoilette versteht man das fachgerechte (nicht selbst versuchen!) Entfernen der Mitesser und leicht entzündeten Pusteln. Sie werden durch warme Kompressen aufgeweicht und dann mit speziellen Geräten ausgedrückt. Das sollte nur von ausgebildeten Fachkräften durchgeführt werden, die aber gerne Tipps gegen, was jeder selbst tun kann. Unterstützt wird diese Therapie durch Cremes und Gels, die die oberste Hautschicht leicht schälen und damit das Entstehen neuer Komedonen verhindert.

Antibiotika äußerlich und innerlich

Bei stark entzündeten "Pickeln" reicht die erste Stufe oft nicht aus. Dann greift der Hautarzt gern zu Cremes, die Antibiotika enthalten und auf die Pustel aufgetragen werden. Der meist verwendete Wirkstoff ist Erythromycin. Die Anwendung sollte auf wirkliche notwendige Fälle beschränkt bleiben, da es inzwischen viele Resistenzen gegen das Mittel gibt. Gegebenenfalls kann auf andere Wirkstoffgruppen umgestellt werden.
Die nächste Stufe ist die Gabe von Antibiotika "von innen", also in Tablettenform für zum Beispiel vier bis sechs Wochen. Das ist vor allem bei der mittelstarken entzündlichen Form der Akne zu empfehlen. Die überwiegend verwendeten Doxycyclin oder Minocyclin schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie vermindern die Talgproduktion und bekämpfen gleichzeitig die Entzündung durch die Bakterien. Die Mittel sind gut verträglich und bei sonst gesunden jungen Menschen auch unbedenklich, wenn sie korrekt eingesetzt werden.

UV-Bestrahlung

Die meisten Betroffenen machen die Erfahrung, dass ihre Akne in den Sommermonaten und im Sonnenurlaub zurückgeht. Dennoch wird in Deutschland nur im geringen Maße therapeutisch auf die Möglichkeit zurückgegriffen, durch regelmäßige Bestrahlungen in der UV-Kabine das Bild zu bessern. Der Grund sind fehlende Langzeitergebnisse und der große Aufwand für den Patienten. Wenn überhaupt, sollte die Bestrahlung beim Hautarzt geschehen und nicht im Sonnenstudio, da diese andere Wellenlängen (Turbobräuner) benutzen, die die Haut schädigen können.

Anti-Baby-Pille

Der Hormon-Faktor im Gemisch der Akne-Auslöser lässt sich gut mit der Anti-Baby-Pille behandeln. Die darin enthaltenen weiblichen Geschlechtshormone lassen das relative Gewicht der männlichen im Körper sinken und führen zu einer Reduktion der Talgproduktion und weniger Entzündungen. Diese Therapieoption steht nur für Frauen zur Verfügung, Männer dürfen auf keinen Fall die "Pille" nehmen! Da nicht alle Präparate gleich gut geeignet sind, sollte die Auswahl mit demFrauenarzt abgesprochen werden, der die Frau vorher untersuchen muss. Jede Frau (evtl. mit ihren Eltern) muss für sich entscheiden, ob sie die "Pille" überhaupt nehmen will. Die Akne einzudämmen ist ja nur ein in diesem Fall erwünschter Begleiteffekt.

Isotretinoin

Bei schwerer und sehr schwerer Akne wird der Wirkstoff Isotretinoin in Tablettenform gegeben. Dabei handelt es sich um einen sehr starken Hemmer der Talgproduktion, der entfernt mit dem Vitamin A verwandt ist. Allerdings erkauft sich der Anwender die Wirkung mit teilweise sehr lästigen Nebenwirkungen wie dem Aufspringen der Lippen, möglichem Haarausfall und Verminderung der Tränenflüssigkeit. Darüber hinaus muss das Blutbild regelmäßig kontrolliert werden. Isotretinoin führt, nimmt die Mutter das Mittel während der Schwangerschaft ein, immer zu schwersten Geburtsfehlern und Behinderungen beim Kind, es ist absolut fruchtschädigend oder teratogen. Daher dürfen Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter das Mittel nicht nehmen. Ausnahmen können nur gemacht werden, wenn es während und mindestens ein halbes Jahr nach der Einnahme sicher zu keiner Schwangerschaft kommt. In jedem Fall wird die Aufklärung über die genannten Probleme in einem Begleitheft für den Patienten dokumentiert.

Kostenübernahme

Die beschriebenen äußerlich anzuwendenden Mittel und die kosmetische Behandlung werden von den Krankenkassen nicht bezahlt. Daher entsteht manchmal ein gewisser Druck, früher als notwendig auf Antibiotika und andere auszuweichen, die weiterhin  übernommen werden. Davon ist natürlich abzuraten.


© medizin.de 2006-2018 (Dr. med. Dipl. Inf. Berthold Gehrke) zuletzt aktualisiert 11/2017

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Fluoxetin: Hebt Stimmung und Penis

Fluoxetin: Hebt Stimmung und Penis

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an dieser krankhaften Schwermut, für die es scheinbar keine Erklärung gibt. Depressionen rauben uns die Lebensfreude, selbst wenn es dafür keine erkennbare Ursache gibt. Es handelt sich um eine Volkskrankheit und keineswegs um eine vorübergehend schlechte Laune. Depressionen sind eine ernste Erkrankung die behandelt werden muss. Zur Therapie gehören auch Medikamente wie Fluoxetin. Das Antidepressivum bessert nicht nur die Stimmung, es lindert auch ein verbreitetes sexuelles Problem der Männerwelt.

Depressionen nehmen zu

Weltweit leiden mehr als 320 Millionen Menschen an Depressionen. Die Dunkelziffer dürfte weit darüber liegen. Schätzungen des Bundesministeriums für Gesundheit gehen davon aus, dass die Depression bis zum Jahr 2020 die weltweit zweithäufigste Volkskrankheit sein wird. Nur an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden noch mehr Menschen. Umso positiver ist zu bewerten, dass Depressionen sehr gut behandelt werden können. Fluoxetin verhilft Ihnen zu einer besseren Grundstimmung. Zudem ermöglicht es Männern mit vorzeitigem Samenerguss längeren Sex.

Eines der ersten modernen Antidepressiva

Die ersten Antidepressiva wurden in den fünfziger Jahren verkauft. Die „alten“ Vertreter heißen „trizyklische Antidepressiva“. Die Zulassung von Fluoxetin im Jahr 1987 läutete eine neue Zeit in der Depressions-Behandlung ein. Sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wirken sehr spezifisch, sind hochwirksam und besser verträglich. Die gefürchtete Gewichtszunahme kommt – auch bei Fluoxetin seltener – vor.

Fluoxetin galt lange als erster SSRI, diese Behauptung wurde aber zwischenzeitlich zurückgezogen. Der wenig bekannte Wirkstoff Zimelidin ist noch älter. Fluoxetin ist aber das erste SSRI, das weltweit große Bekanntheit erlangte. Und es wurde zu einem der ersten „Blockbuster-Drugs“. So werden Präparate bezeichnet, die ihrem Hersteller einen Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde US-Dollar bescheren.

Serotoningehalt im Gehirn wird gesteigert

Serotonin ist ein körpereigener Botenstoff im Gehirn. Auch in unserem Magen-Darm-Trakt und im Blut ist die Verbindung vorhanden. Sie kennen Serotonin vielleicht unter der Bezeichnung „Glückshormon“. Ebenso wie Endorphine steigert die Substanz unsere Stimmung. Forscher vermuten hinter Depressionen einen Serotonin-Mangel im Gehirn. Auch unter Experten war diese Behauptung lange umstritten. Viele Ärzte und Patienten konnten sich nicht vorstellen, dass die krankhaft niedergedrückte Stimmung eine körperliche Ursache wie ein Herzinfarkt oder eine Grippe hat.

Heute ist diese Tatsache wissenschaftlich weitestgehend untermauert. 80 Prozent aller depressiven Patienten sprechen auf Serotonin-steigernde Medikamente wie Fluoxetin an. Serotonin ist an der bioelektrischen Reizübertragung im Gehirn beteiligt. Liegt zu wenig davon vor, funktioniert die Weiterleitung nicht mehr richtig. Fluoxetin verhindert, dass Serotonin nach einer Signalübertragung wieder in die Nervenzelle aufgenommen wird. Dadurch steigt der Anteil im Nervenwasser und die Stimmung bessert sich. Auch Ängste werden durch Fluoxetin gelindert.

Wofür wird Fluoxetin angewendet?

Haupteinsatzgebiet des Antidepressivums Fluoxetin sind Depressionen. Kombiniert mit einer Psychotherapie und Sport können Sie mit einer deutlichen Besserung Ihrer Beschwerden rechnen. Erfolgreich eingesetzt wird Fluoxetin auch bei Zwangsstörungen und Bulimie. Auch außerhalb der Psychiatrie genießt das Antidepressivum einen guten Ruf. Es verzögert den Samenerguss erheblich und wird hierfür von Urologen verschrieben. Mittlerweile gibt es aber mit Dapoxetin einen ähnlichen Wirkstoff, der speziell zur Behandlung des vorzeitigen Samenerguss zugelassen ist.

Antidepressive Wirkung tritt spät ein

Wie bei vielen Antidepressiva setzt der antidepressive Effekt frühestens nach 14 Tagen ein. Bis zur vollständigen Wirksamkeit können sechs bis acht Wochen vergehen. Setzen Sie das Fluoxetin keinesfalls eigenständig ab. Sie brauchen Geduld; bei acht von zehn Patienten schlägt es an. Die Wirkung auf den vorzeitigen Samenerguss stellt sich hingegen bereits nach einer Tablette ein. Auch die Antriebssteigerung erfolgt rasch, was bei selbstmordgefährdeten Patienten beachtet werden muss. Die gesteigerte Aktivität könnte sie zur Verwirklichung ihrer Pläne motivieren.

Die Einnahme von Fluoxetin

Anders als alte Antidepressiva macht Fluoxetin nicht müde. Im Gegenteil, es wirkt antriebssteigernd. Nehmen Sie die Tablette daher morgens mit etwas Wasser ein. Ob Sie dies nüchtern oder nach dem Frühstück tun ist unerheblich. Sollten Sie eine höhere Einzeldosis nicht vertragen, können mehrere Einnahmen über den Tag erfolgen. Bitte beachten Sie die unterschiedlichen Indikationen:

  • Gegen Depressionen und andere psychiatrische Erkrankungen müssen Sie Fluoxetin täglich über einen langen Zeitraum einnehmen
  • Die Wirkung auf den vorzeitigen Samenerguss tritt sofort ein. Hierzu genügt es, wenn Sie bei Bedarf eine Tablette wenige Stunden vor dem Geschlechtsverkehr nehmen

Die Aufnahme von Fluoxetin erfolgt über den Darm. Etwa sechs Stunden nach der Einnahme erreicht der Wirkstoff die maximale Konzentration im Blut. Der Abbau findet in der Leber statt, wobei Fluoxetin mit zwei bis vier Tagen eine relativ lange Halbwertszeit besitzt. Fluoxetin verbessert die Stimmung nur, wenn auch eine Depression vorliegt. Die Einnahme bei einem Gesunden hat keinerlei Effekt. Das unterscheidet Antidepressiva von vielen Drogen, die Ihren Konsumenten ein kurzes Hochgefühl vermitteln, bevor es zum seelischen Absturz kommt.

Wie wird Fluoxetin dosiert?

Es gibt zahlreiche Präparate mit dem Wirkstoff Fluoxetin auf dem Markt. Meistens sind die Tabletten in einer Dosierung von 10, 20 und 40 Milligramm erhältlich. Es gibt das Medikament auch als Lösung. Die Dosis ist abhängig von der Erkrankung, gegen die Sie das Antidepressivum einnehmen:

Dosis bei Depressionen

Hier beträgt die tägliche Standarddosis 20 Milligramm. Bei Bedarf kann diese auf bis zu 60 Milligramm gesteigert werden. Die Behandlung sollte mindestens ein halbes Jahr weitergeführt werden, wenn sich die Symptome zurückgebildet haben. Andernfalls droht ein Rückfall (Rezidiv).

Dosis bei Zwangsstörungen

Genau wie bei der Depression liegt die Standarddosis bei 20 Milligramm pro Tag. Bei ausbleibender Besserung wird Ihr Arzt eine höhere Tagesdosis von bis zu 60 Milligramm empfehlen. Klingen die Beschwerden auch dann nicht ab, ist ein Medikamentenwechsel zu erörtern.

Dosis bei Bulimie

Hier liegt die tägliche Dosis höher und standardmäßig bei 60 Milligramm.

Fluoxetin bei Kindern und älteren Menschen

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erhalten für gewöhnlich 20 Milligramm pro Tag. Eine Dosis-Steigerung sollte nur unter Vorsicht erfolgen. Bei betagten Patienten beträgt die Höchstdosis für alle Anwendungsgebiete zwar 60 Milligramm. Ihr Arzt wird aber versuchen, nicht über 40 Milligramm hinauszugehen.

Fluoxetin gegen vorzeitigen Samenerguss

Anders als bei den sonstigen Einsatzgebieten wird das Fluoxetin hierbei nur bedarfsweise gegeben. Wenn Sie unter einem vorzeitigen Samenerguss leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Gegebenenfalls verschreibt er Ihnen Fluoxetin. Nehmen Sie dies wenige Stunden vor dem Geschlechtsverkehr ein. Welche Dosis für Sie am besten ist, werden Sie mit der Zeit herausfinden. Auch Ihr Arzt kann Sie in diesen Fragen kompetent beraten.

Welche Nebenwirkungen hat Fluoxetin?

Fluoxetin ist gut verträglich. Dennoch gibt es einige typische Nebenwirkungen. Fast immer kommt es in den ersten Wochen nach Einnahmebeginn zu einer auffallenden Mundtrockenheit. Auch die Nasenschleimhäute können etwas austrocknen. Ebenfalls sehr häufig klagen Patienten über Durchfall. Die Samenerguss-verzögernde Wirkung von Fluoxetin empfinden die einen als segensreich, andere leiden darunter. Viele Nebenwirkungen schwächen sich mit der Zeit ab. Die Lust auf Sex (Libido) verringert sich häufig. Mit einer Gewichtszunahme ist eher selten zu rechnen.

Weitere unerwünschte Wirkungen

Im Rahmen der Fluoxetin-Einnahme sind weitere unerwünschte Wirkungen möglich. Wenn Sie diese bei sich beobachten, informieren Sie Ihren Arzt. Manche Nebenwirkungen sind auch harmlos und vergehen mit der Zeit. Als weitere Nebenwirkungen können auftreten:

  • starkes Schwitzen (Hyperhidrose)
  • Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Schwindel
  • Hitzewallungen
  • Brustschmerzen
  • Blutdruckanstieg
  • Sehstörungen
  • EKG-Veränderungen (Verlängerung des QT-Intervalls)
  • Serotonin-Syndrom
  • Leberfunktionsstörungen
  • Hautausschlag
  • Juckreiz
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Selbstmordgedanken
  • Wahnsinn

Gerade die zwei letztgenannten Effekte treten extrem selten auf. Aufgrund der potenziell EKG-verändernden Eigenschaften von Fluoxetin sollten Sie sich diesbezüglich regelmäßig untersuchen lassen. Fluoxetin ist aber insgesamt ein sehr verträgliches und wirksames Medikament.

Vorsicht bei weiteren Medikamenten

Fluoxetin verursacht in den meisten Fällen weder schwere Nebenwirkungen noch macht es süchtig. Zu beachten ist jedoch, dass die gleichzeitige Einnahme mancher Medikamente kritisch sein kann. Das gilt insbesondere für Arzneimittel mit Wirkung auf das Gehirn. Weitere Antidepressiva (vor allem SSRI und MAO-Hemmer) können den Serotoninspiegel zu stark erhöhen. Dann droht das Serotonin-Syndrom; einen Notfall, verbunden mit Herzrasen, Aggressivität, Halluzinationen und Muskelzuckungen.

Fluoxetin wird über die Leber abgebaut. Wenn Sie weitere Arzneimittel mit gleichem Abbauweg (Metabolismus) verwenden, sind Wechselwirkungen möglich. Problematisch ist diesbezüglich die gleichzeitige Einnahme von Fluoxetin mit folgenden Wirkstoffen:

  • Beruhigungsmittel (Sedativa)
  • Betablocker
  • Medikamente gegen Epilepsie (Antikonvulsiva)

Gerinnungshemmer werden langsamer abgebaut

Gleichzeitig eingenommene Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) erhöhen das Blutungsrisiko, da sie durch Fluoxetin langsamer von der Leber verstoffwechselt werden. Schwangere und Stillende sollten kein Fluoxetin einnehmen, da hierzu noch keine ausreichenden Studien vorliegen. Während der Einnahme sollten Sie zudem keinen Alkohol trinken.

Fluoxetin: Wertvoller Helfer bei Depressionen

Fluoxetin kann Ihnen bei der Überwindung einer depressiven Episode helfen. Wichtig sind eine ausreichend lange Einnahme und die richtige Dosierung. Selbst wenn Ihre Beschwerden verschwunden sind, setzen Sie den Wirkstoff nicht sofort ab. Fluoxetin sollte noch mindestens sechs Monate weitergenommen werden, um einen Rückfall zu vermeiden.

Ideal ist die Kombination aus Medikamenten, Psychotherapie und regelmäßigem Sport. Schwer depressiven Patienten fällt es schwer, über Ihre negativen Gedanken zu sprechen. Erst durch Arzneimittel wie Fluoxetin werden sie in die Lage versetzt, sich dem Therapeuten zu öffnen. Alleine das macht diesen Wirkstoff schon wertvoll.

© 2014 – 2017 medizin.de (Gunnar Römer)

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Citalopram

Citalopram

Der allmorgendliche Weg ins Bad gleicht einer Weltreise, der Alltag wird zum unbezwingbaren Gegner. Bleischwer lastet die Schwermut auf den Schultern und jede Form der Hoffnung ist in weite Ferne gerückt. Die Depression gehört zu den häufigsten und gefährlichsten Erkrankungen in unserem Land. Zwischen fünf und sieben Prozent aller Deutschen leiden unter einer behandlungsbedürftigen Form des seelischen Leidens. Das sind in Zahlen ausgedrückt knapp sechs Millionen Bürger. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein.

Etwa 12.000 Menschen begehen in der Bundesrepublik Deutschland – einem der reichsten Länder mit dem höchsten Lebensstandart – Jahr für Jahr Selbstmord. Dabei bedeutet eine vorübergehend gedrückte Stimmung noch nicht sofort einen Absturz in die Krankheit. Bleiben die Symptome allerdings länger als drei Wochen bestehen, sollten Sie ein Arzt aufsuchen. An diesem Punkt angelangt, kann das Antidepressivum Citalopram verhältnismäßig schnell und schonend Abhilfe schaffen.

Psychopharmaka als Helfer in der Not?

Es existieren verschiedene Therapiemöglichkeiten bei Depressionen. Eine wichtige Säule hierbei sind Medikamente wie Citalopram. In einem langjährigen „Glaubenskrieg“ stritten Forscher über die Ursachen der Schwermut. Lange galt die Vorstellung als undenkbar, Depressionen könne schlicht ein Ungleichgewicht biochemischer Substanzen im Gehirn des Patienten zu Grunde liegen. Das seelische Leiden als organische Erkrankung wie ein Herzinfarkt – es brauchte lange, bis sich diese medizinische Tatsache durchsetzte.

Freilich liefert die Chemie nicht alle Antworten. Aber es gilt als bewiesen, dass ein Mangel an bestimmten Botenstoffen verantwortlich für die seelische Erkrankung ist. Citalopram greift in den Hirnstoffwechsel ein und stellt das Gleichgewicht wieder her. Neben Faktoren wie die Verhaltens- und Sporttherapie gehören Medikamente fest zum Behandlungsplan. Über 80 Prozent der Depressiven spricht auf Antidepressiva an. Besonders effektiv ist eine Kombination aus Citalopram und Psychotherapie.

Citalopram: Ein moderner Vertreter

Antidepressiva existieren seit den 1950er Jahren. Die ersten Vertreter dieser Wirkstoffklasse waren die sogenannten trizyklischen Antidepressiva. Diese existieren bis heute, gelten aber als nebenwirkungsreicher als die Antidepressiva der neuen Generation. Die älteren Präparate wirken wenig spezifisch, sie greifen im Grunde genommen in mehrere Systeme ein. Dabei verändern sie den Haushalt der Signalstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin.

Citalopram gehört zu der neuen Klasse der Antidepressiva, den Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Wie der Name dieser Wirkstoffklasse bereits verrät, wirkt Citalopram nur auf den Serotoninhaushalt. Diese hohe Spezifität ist es auch, die für das wesentlich günstigere Nebenwirkungsprofil von Citalopram und verwandten Arzneistoffen sorgt.

Steigerung des Serotoningehaltes im Gehirn

Serotonin ist eine chemische Verbindung, die im menschlichen Körper an vollkommen unterschiedlichen Stellen zu finden ist: Im Gehirn als Botenstoff an Nervenendigungen, als Gewebshormon, frei zirkulierend im Blut und im Magen-Darm-Trakt. Für die Entstehung von Depressionen ist seine Funktion im Zentralnervensystem von Bedeutung. Serotonin sorgt für eine aufgehellte Stimmung, weswegen es im Volksmund mitunter als „Glückshormon“ bezeichnet wird.

Weiterhin vermindert ein ausreichend hoher Serotoninspiegel Ängste.

Es gilt als sicher, dass bei vielen Formen der Depression eine zu geringe Konzentration an freiem Serotonin im Hirnwasser vorliegt. Patienten leiden dann an einer niedergedrückten Stimmung. Nachdem der Botenstoff seine Wirkung an der Synapse entfaltet hat, wird er wieder in die vorangehende Nervenzelle aufgenommen und steht nicht mehr für eine Wirkung zur Verfügung. Genau hier greift das Citalopram ein: Es blockiert die Mechanismen, die das Serotonin wieder in das Innere der Zelle transportieren. Der Gehalt und die Produktion des Botenstoffs steigen.

Wirkung lässt auf sich warten

Auch wenn Citalopram zu den am häufigsten verschriebenen, wirkungsvollsten und nebenwirkungsärmsten Antidepressiva gehört, in einer Hinsicht gleicht es allen anderen Präparaten dieser Wirkstoffklasse: Bis der heiß ersehnte Effekt der Stimmungsaufhellung beginnt, vergehen mindestens 14 Tage. Die volle Wirkung von Citalopram entfaltet sich manchmal erst nach sechs bis acht Wochen. Bleiben Sie geduldig. In den ersten Tagen der Einnahme ist keine positive Wirkung zu erwarten. Und das ist vollkommen normal. Manchmal verschlechtern sich die Symptome gar anfangs.

Da der antriebssteigernde Effekt bereits weit vor der Stimmungsaufhellung einsetzt, besteht eine gewisse Gefahr, dass selbstmordgefährdete Patienten ihre Pläne in die Tat umsetzen. Hier ist eine genaue Beobachtung mitunter überlebenswichtig. Nehmen Sie Citalopram noch mindestens für ein halbes Jahr länger ein, wenn Sie sich wieder gesund fühlen. Ihr behandelnder Arzt kann Sie diesbezüglich beraten. Lange genug eingenommen, ausreichend hoch dosiert und in Kombination mit einer Psychotherapie bestehen beste Aussichten auf Heilung.  

Wie und in welcher Dosierung wird Citalopram eingenommen?

Citalopram wird in Form von Filmtabletten eingenommen. Diese stehen Ihnen in folgenden Dosierungen zur Verfügung:

  • 10 Milligramm Citalopram
  • 20 Milligramm  Citalopram
  • 30 Milligramm  Citalopram
  • 40 Milligramm  Citalopram

Die übliche Tagesdosis sind 20 Milligramm. Je nach Stärke der Beschwerden kann die Dosierung gesteigert werden. Die Höchstdosis beträgt 40 Milligramm pro Tag. Viele Ärzte empfehlen ein langsames Einschleichen mit 10 Milligramm. Umgekehrt sollte die Dosis beim Beenden der Einnahme langsam über einige Wochen reduziert werden. Citalopram wirkt anregend. Nehmen Sie die Tabletten daher morgens ein. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten mit einem Schluck Wasser erfolgen.

Welche Nebenwirkungen verursacht Citalopram?

Verglichen mit den Wirkstoffen der ersten Generation ist Citalopram nebenwirkungsarm. Manche sprechen sogar vom „Antidepressivum mit dem wenigsten Nebenwirkungen“. Tatsächlich tolerieren die meisten Menschen Citalopram sehr gut. Wie bei jedem Medikament können aber Nebenwirkungen auftreten. Beinahe jeder Anwender hat anfangs einen trockenen Mund. Auch Durchfall und starkes Schwitzen können auftreten. Viele Nebenwirkungen schwächen sich mit der Zeit wieder ab. Setzen Sie Citalopram nie eigenmächtig ab sondern fragen Sie Ihren Arzt.

Wie bei allen Antidepressiva treten meist sexuelle Funktionsstörungen auf. Fast immer bewirkt Citalopram beim Mann einen verzögerten Samenerguss. Diese Wirkung von Citalopram wird nicht selten bei Männern, die unter einem vorzeitigen Samenerguss leiden, ausgenutzt. Die Libido geht ebenfalls – gerade bei hohen Dosen – deutlich zurück. Allerdings ist die Lust auf Sex im Rahmen einer starken Depression ohnehin meistens gering. Durch die Besserung der Symptome kann das sexuelle Interesse also durchaus auch steigen.

Weitere mögliche Nebenwirkungen von Citalopram

Häufig können auch weitere Nebenwirkungen auftreten, in den meisten Fällen verschwinden diese aber wieder. Der Körper muss sich schlicht erst an das Medikament gewöhnen.

  • Schlafstörungen
  • Aggressivität
  • Herzrasen
  • Erektionsstörungen
  • ausbleibender Orgasmus
  • Gewichtsveränderung
  • Juckreiz
  • Herzrhythmusstörungen
  • Tinnitus
  • Erhöhung der Leberwerte
  • Konzentrationsstörungen
  • Alpträume
  • vermehrte Suizidalität

Folgen einer Überdosierung: Das Serotonin-Syndrom

Wie erwähnt erhöht Citalopram den Gehalt an Serotonin im Gehirn. Ist das Arzneimittel zu hoch dosiert oder wird mit weiteren Antidepressiva kombiniert, steigt der Serotoninspiegel zu stark. Die Folge ist das Serotonin-Syndrom. Dieser potenziell lebensbedrohliche Zustand zeigt sich insbesondere durch folgende Beschwerden.

  • starker Blutdruckanstieg
  • Schweißausbrüche
  • Durchfall
  • Herzrasen
  • Unruhe
  • Halluzinationen
  • Muskelzuckungen
  • Zittern
  • gesteigerte Reflexe
  • Aggressivität
  • Erbrechen
  • erweiterte Pupillen

Es handelt sich um einen Notfall, der sofort behandelt werden muss! Sie sehen: Das Motto „viel hilft viel“ gilt in der Medizin meistens nicht.

Scheuen Sie sich nicht vor der Einnahme

Halten Sie sich genau an die Einnahme-Empfehlungen Ihres Therapeuten. Dann steht Ihnen mit Citalopram ein hervorragendes Medikament zur Verfügung. Es kann nicht Ihre Lebensumstände ändern. Es kann Ihnen aber helfen, Ihr Leben wieder selber in die Hand zu nehmen. Scham ist hier eindeutig fehl am Platz. Ein Antidepressivum einzunehmen zeugt nicht von Schwäche, sondern vielmehr von Verantwortungsbewusstsein für die eigene Gesundheit.

© 2013-2018 medizin.de (Gunnar Römer)

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Tinnitus

Tinnitus

Sie haben große Angst vor der Stille. Während sich die anderen Menschen im lauten und hektischen Alltag oftmals nach totaler Ruhe und Geräuschlosigkeit sehnen, ist diese Vorstellung für eine mittlerweile sehr große Gruppe von Personen der Horror. Denn dort werden sie besonders von ihrem Störenfried gequält. Die Rede ist von Patienten, die unter einem Tinnitus leiden. Diese Menschen sind einem ständigen Ohrgeräusch ausgesetzt, dass die unterschiedlichsten Formen und Lautstärken annehmen kann. Pfeifen, Rauschen, Klopfen, Brummen – alle diese Beschreibungen hört man, wenn Tinnitus-Patienten über ihr Leiden klagen.

Für viele bedeutet der Tinnitus eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität. Nicht wenige rutschen in die Depression ab. Besonders die vielfach fälschlicherweise vertretene Meinung, ein Tinnitus sei nicht behandelbar, verschlimmert die Verzweiflung der Betroffenen weiter. Oftmals beginnt ein Teufelskreis aus sozialem Rückzug, beruflichem Abstieg und Einsamkeit. Eine gute Gelegenheit für den Tinnitus noch mehr Besitz von seiner Geisel zu nehmen. Dabei ist es das Gegenteil, was die gequälten Personen bräuchten.

Noch immer ist der Tinnitus schwer greifbar. Was passiert da im Ohr? Warum lässt sich der Tinnitus so schwer beeinflussen? Werde ich je wieder ruhig schlafen können? Fragen über Fragen treiben die Tinnitus-Patienten oft um; seriöse Antworten finden sie nur beim Fachmann. Denn das Internet hat den Markt der Verzweifelten längst erschlossen und es wimmelt vor sogenannten „Heilmethoden gegen Tinnitus“. Diese sind in den meisten Fällen nicht nur wirkungslos, sondern wecken in den Patienten Hoffnungen, die unrealistisch sind. In ihrer Verzweiflung sind viele Tinnitus-Patienten sehr bescheiden geworden: Alles, was sie sich wünschen, ist einen Ort der Stille…

Der Tinnitus als Volkskrankheit

Bis zu 20 % der Deutschen sind mehr oder weniger von einem Tinnitus betroffen. 2 – 3 % leiden dabei sehr unter den Folgen der Symptomatik. Fast die Hälfte der Bevölkerung gibt an, bereits einmal unter einem vorübergehenden Tinnitus gelitten zu haben.

Die Ursachen des Tinnitus sind vielseitig

Bei einem Tinnitus handelt es sich nicht um eine Erkrankung im eigentlichen Sinne, sondern um ein Symptom. Ein Tinnitus kann die verschiedensten Ursachen haben und in nicht wenigen Fällen ist gar keine eindeutige Quelle auszumachen. Als besonders häufige Entstehungsursache für einen Tinnitus gelten Durchblutungsstörungen im Innenohr. Diese können durch verschiedenste Faktoren zu Stande kommen; im Prinzip gelten hier die Risikofaktoren, die auch bei anderen Durchblutungsstörungen bekannt sind. Rauchen, hoher Blutdruck und Gefäßerkrankungen (z. B. im Rahmen eines Diabetes mellitus) begünstigen eine Minderdurchblutung in den feinsten Blutgefäßen des Innenohrs.

Der Extremfall eines solchen vaskulären Geschehens im Ohr ist der Hörsturz, bei dem es zu einer völligen lokalen Blutleere kommt. Folge ist auch hier häufig ein Tinnitus. In der Bevölkerung sehr bekannt ist ein Zusammenhang zwischen Stress und Tinnitus. Vermutlich herrscht bei Stress ein allgemein erhöhter Muskeltonus, weswegen auch die gesamten Blutgefäße des Körpers etwas verengt sind. Dies kann dann wiederum zu einer schwächeren Durchblutung des Innenohres und damit zum Tinnitus führen.

Ein Tinnitus ist weiterhin häufig Folge eines Knalltraumas oder einer Ohrverletzung. Plötzlicher großer Lärm führt praktisch immer zu einem zumindest vorläufigen Tinnitus. Durch den Knall registriert das Gehirn eine Schädigung im Innenohr und erzeugt kompensatorisch einen vom Betroffenen wahrgenommenen Ton – den Tinnitus. Oftmals bleibt dieser vom ZNS erzeugte Tinnitus dauerhaft bestehen und begleitet den Menschen auch nach Abheilung des Innenohrschadens weiter.

Eine Mittelohrentzündung, Erkrankungen des Gleichgewichtsorganes (wie z. B. Morbus Menière), verschiedene Formen der Schwerhörigkeit oder Tumore sind ebenfalls Bedingungen, die einen Tinnitus hervorrufen können. Besonders oft kommt es zur Entwicklung eines Tinnitus beim Akustikusneurinom – ein gutartiger Tumor, der den Nervus vestibulocochlearis befällt und u. a. eine Hochtonschwerhörigkeit verursacht.
Die Einnahme bestimmter Medikamente – vor allem bestimmte Antibiotika – führt in einigen Fällen zum Tinnitus, ebenso wie eine Fehlstellung des Kiefers oder Probleme an der der Halswirbelsäule.

Das Pfeifen als Alarmzeichen eines ausgebrannten Körpers

Zweifelsohne ist Stress einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung eines Tinnitus. Wer ständig unter Zugzwang steht und keine Zeit für eine adäquate Entspannung findet, bei dem meldet sich nicht selten der Tinnitus als „Ventil“ des Körpers. Der Tinnitus kann in solchen Fällen durchaus als Hilferuf des überlasteten Organismus angesehen werden. Auch wenn der Leistungsdruck für jeden einzelnen in dieser sich immer schneller drehenden Welt zunimmt – jeder sollte die Warnsignale des Körpers ernst nehmen. Häufig ist ein stressbedingter Tinnitus das letzte Warnzeichen, bevor schlimmere Dinge wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Burn-Out-Syndrom oder die schwere Depression Einzug halten.

Man wird seinen Beruf oder sein Leben nicht um 180 Grad drehen können, wenn der Tinnitus sich meldet. Aber: Schon kleine Änderungen im Lebensstil können Stresssituationen signifikant entschärfen. Das frühere Aufstehen morgens mag eine halbe Stunde Schlaf kosten, man vermeidet dadurch aber vielleicht schon am Beginn eines Tages unnötigen Zeitdruck und Stress. Jeder Mensch kann leicht Entspannungsübungen wie das Autogene Training erlernen – es dauert ungefähr 20 – 25 Minuten. Diese Zeit sollte jeder irgendwie einkalkulieren können. Letztendlich geht es darum, das Warnsignal des Körpers ernst zu nehmen, bevor es zu spät ist.

Wenn das Geräusch nicht mehr gehen will – die Chronifizierung des Tinnitus

Häufig beginnt ein Tinnitus recht plötzlich; entweder über Nacht, oder eben durch ein bestimmtes Ereignis wie plötzlicher starker Lärm oder einen Hörsturz. Generell gilt: Je schneller der Patient in Behandlung kommt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Tinnitus wieder loszuwerden. Denn: Ein Tinnitus neigt praktisch immer dazu, von einer akuten in eine chronische Form überzugehen. Die genauen zugrunde liegenden molekularen Mechanismen sind noch nicht geklärt. HNO-Ärzte gehen davon aus, dass sich das Gehirn nach einer gewissen Zeit an den Tinnitus gewöhnt. Selbst wenn eine mögliche organische Ursache behoben ist, kann der Tinnitus somit weiterbestehen – vergleichbar mit dem Phantomschmerz einer amputierten Extremität. Besteht ein Tinnitus bis zu 3 Monate, spricht der Fachmann noch von der akuten Form, die häufig noch durch entsprechende Therapien in den Griff zu bekommen ist. Dauert das Geräusch länger als 3 Monate, handelt es sich um einen chronischen Tinnitus. Hier ist meistens keine Heilung mehr möglich.

Die Folgen eines unbehandelten Tinnitus

  • Kopfschmerzen
  • Ängste
  • Schlaflosigkeit
  • Depression
  • soziale Isolation
  • Suizidalität
  • Leistungsabfall
  • Müdigkeit

Die Diagnostik eines Tinnitus

  • Audiometrie (Hörtest)
  • Hirnstammaudiometrie
  • Analyse der Resiual-Inhibition
  • Bestimmung der otoakustischen Emissionen
  • Untersuchungen zur Schalleitung
  • gegebenenfalls bildgebende Verfahren zum Ausschluss oder Nachweis von Raumforderungen
  • Blutbild
  • Röntgenaufnahmen von Kiefergelenk und Halswirbelsäule

Das Ziel heißt Heilung – die Therapie des akuten Tinnitus

Gemeinhin gilt in Großteilen der Bevölkerung die Ansicht, ein Tinnitus sei niezu heilen. Diese Hypothese ist genauso falsch, wie auch kontraproduktiv; verunsichert sie die ohnehin schon leidenden Patienten noch mehr. Liegt ein akuter Tinnitus vor, sollte zunächst so schnell wie möglich versucht werden, diesen vollständig zu beseitigen. Dies geschieht für gewöhnlich durch die Gabe von hochdosierten Kortisonpräparaten und durchblutungsfördernden Arzneimitteln, wie z. B. Ginkgo. Im Grunde genommen verfährt der Therapeut hierbei immer gleich, egal ob und wenn ja welche Ursache dem akuten Tinnitus zu Grunde liegt. Häufig verbleibt der Patient für einige Tage auf der HNO-Station und bekommt die genannten Medikamente in mehreren Infusionszyklen.
Nach stationärem Aufenthalt folgen noch einige Wochen, in denen der Patient weiter Medikamente zur Besserung der Innenohrdurchblutung einnehmen muss.

Kampf um die scheinbar verlorene Lebensqualität – die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT)

Da die Wissenschaft bis heute noch nicht genau weiß, wie ein Tinnitus chronisch wird, existiert derzeit leider keine Therapie, die die chronisch gewordene Form heilen kann. Das heißt aber keineswegs, dass sich der Tinnitus-Patient seinem Schicksal ergeben muss. Mittlerweile existiert eine ganze Bandbreite von Möglichkeiten, die Lebensqualität bei Tinnitus zu erhöhen. Dabei lautet die Devise: Den Tinnitus möglichst aus dem Lebensmittelpunkt zu verdrängen und ihm die Aufmerksamkeit zu entziehen.

Als besonders hilfreich hat sich hier die sog. Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) gezeigt, die im Jahr 1990 von den US-amerikanischen Wissenschaftlern Hazell und Jastreboff in Baltimore (Maryland) entwickelt wurde. Es handelt sich um die mit Abstand wirkungsvollste und erfolgversprechendste Behandlungsmethode des chronischen Tinnitus. Mittlerweile wird die Tinnitus-Retraining-Therapie in vielen HNO-Kliniken weltweit angeboten. Das Behandlungskonzept gliedert sich in drei Bausteine:

  • Beratung: Hierbei werden dem Patienten möglichst umfassende Informationen über den Tinnitus gegeben. Aus dem Betroffenen soll eine Art „kleiner Experte“ gemacht werden, da bei möglichst vielem Wissen die Scheu vor dem Tinnitus oft nachlässt. Außerdem dient diese Beratung der Vorbereitung auf den Umgang mit dem Tinnitus.
  • Noiser: Nach Bestimmung der Frequenz des Tinnitus bekommt der Patient hier eine Art Hörgerät, genannt Tinnitus-Noiser, dass einen angenehmen Rauschton aussendet. Dieser darf in seiner Lautstärke nicht höher als der Tinnitus sein. Sinnvoll ist die Beschallung beider Ohren, mindestens 8 Stunden täglich über einen Zeitraum von 9 – 12 Monaten. Das für den Patienten angenehme Geräusch sorgt dafür, dass der Tinnitus zunehmend mehr überhört und an den Rande des Bewusstseins gedrängt wird.
  • Psychotherapie: Hierbei wird durchverhaltenstherapeutische Maßnahmen versucht, dem Patienten bei der Verarbeitung seiner Ängste und Nöte bezüglich des Tinnitus zu helfen. Der Patient erlernt Denkstrategien, mit denen er negativen Gedanken aktiv entgegentreten kann.

In besonders schweren Fällen empfiehlt sich eine Behandlung durch eine spezialisierte Tinnitus-Klinik. Grundsätzlich sollten Tinnitus-Patienten Entspannungstechniken erlernen und Orte mit kompletter Stille meiden. Ebenso bewirkt übermäßiger Lärm oft eine Verschlimmerung des Tinnutus.

Weitere Behandlungsoptionen

Ein Tinnitus entsteht nicht zwangsläufig im Ohr, sondern ist häufig im Gehirn lokalisiert. Diese Tatsache fanden Ärzte und Patienten gleichermaßen heraus, als man noch vor wenigen Jahren vermehrt auf eine operative Durchtrennung des Hörnerves setzte. War der Leidensdruck beim Tinnitus-Patienten sehr groß, entschlossen sich nicht wenige für diesen folgenreichen chirurgischen Eingriff. Das dabei logischerweise auch das Gehör der betroffenen Seite zerstört wurde, nahmen viele Patienten in ihrer Verzweiflung in Kauf. Doch nach der OP erwartete nicht wenige Patienten der Schock: Der Hörnervwar durchtrennt, aber der Tinnitus war weiterhin zu hören.

Eine vorübergehende Verminderung des Tinnitus bringt bei manchen Patienten die Injektion eines Lokalanästhetikums. Dieses blockiert die Natriumkanäle an der Nervenzellmembran und verhindert damit die Ausbildung von Aktionspotenzialen, die ans Hirn weitergeleitet werden. Wird durch diesen Mechanismus auch die Intensität des Tinnitus verhindert? Sichere Antworten gibt es hier noch nicht. Fakt ist: Die Linderung hält nur kurzzeitig an und tritt nicht bei jedem Patient ein.

Die hyperbare Sauerstofftherapie vermag beim akuten Tinnitus häufig zu helfen. Aber auch beim chronisch gewordenen Tinnitus wird regelmäßig versucht, durch dieses Verfahren zu intervenieren. Dabei atmet der Patient für mehrere Stunden hochdosierten Sauerstoff direkt über eine Atemmaske ein. In einigen Fällen kann eine Verminderung des Tinnitus erreicht werden.

Auch der Fernöstlichen Medizin ist nicht entgangen, dass die Nachfrage nach wirkungsvollen Therapien gegen Tinnitus sehr hoch ist. So versuchen einige Therapeuten, ihre vom Tinnitus geplagten Patienten mit Akupunktur zu behandeln. Studien über Erfolge liegen hier kaum vor. Es ist gut vorstellbar, dass diese den gesamten Organismus berücksichtigende Therapiemethode positive Auswirkungen auf Erscheinungen wie den Tinnitus hat. Mit der Tinnitus-Retraining-Therapie zu vergleichen ist die Kunst mit den Nadeln aber keinesfalls.

Schlussendlich bleibt noch eine sehr zukunftsträchtige Therapieoption, bei der schon erste Erfolge im Kampf gegen andere neurologische Störungen wie Parkinson, Epilepsie, Schizophrenie und Demenz erlangt wurden: Die Implantation eines Hirnschrittmachers. Dieses kleine elektrische Gerät sendet speziell definierte Elektroimpulse aus und vermag überaktive Nervenbahnen zu beruhigen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch die Therapie des Tinnitus in den nächsten Jahrzehnten in diese Richtung bewegen wird. Natürlich abhängig von den sich einstellenden Erfolgen.

© medizin.de 2013-2018 (Gunnar Römer)

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Reizdarm - Reizkolon, Colon irritabile

Reizdarm - Reizkolon, Colon irritabile

Reizdarm bzw. Reizdarmsyndrom (Colon irritabile) als Kombination verschiedener Symptome gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Verdauungstrakts – Schätzungen reichen von 5 bis zu 15 Millionen Betroffenen in Deutschland. Typisch für diese sog. funktionellen Darmstörungen sind teilweise schwere, die Patienten belastende Symptome – krampfartige, stechende Bauchschmerzen, Blähbauch; Durchfall und/oder Verstopfung – ohne fassbare organische Veränderungen.

„Ihnen fehlt doch nichts – organisch ist alles in Ordnung“ – viele Patienten sehen sich nach oft langwierigen Untersuchungen mit dieser „Diagnose“ konfrontiert, die Angst, es könnte doch etwas Ernstes sein, und die Beschwerden bleiben.

Bevor die Diagnose „Reizdarmsyndrom“ gestellt wird, müssen andere, organische Erkrankungen ausgeschlossen werden, da verschiedene Ursachen oft ähnliche Symptome zeigen. Nach einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch (der sog. Anamnese) und einer eingehenden körperlichen Untersuchung wird der Stuhl auf Blut und Krankheitserreger untersucht. Blutuntersuchungen und eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) der Bauchorgane geben Aufschluss über organische Veränderungen. Zum Ausschluss bösartiger oder entzündlicher Erkrankungen sollte auf jeden Fall eine Darmspiegelung erfolgen.

Worauf beruht letztendlich die Diagnose „Reizdarm“ (Reizdarmsyndrom), nachdem keine organischen Ursachen festgestellt werden konnten? Auf 2 Konferenzen in Rom (deshalb Rom-Kriterien) haben sich Fachärzte auf eine Liste von Anzeichen geeinigt, die für Reizdarmsyndrom typisch sind:

Reizdarm? – Check-up

Haben Sie Bauchschmerzen oder Beschwerden, die
  • nach dem Stuhlgang besser werden
  • mit Veränderungen der Häufigkeit und /oder der Form des Stuhlgangs (Durchfall/Verstopfung) einhergehen
Zwei oder mehr der folgenden Beschwerden (als Begleitsymptome) an mind. 12 Wochen im Jahr
  • Aufgeblähter Bauch mit teils stechenden Schmerzen
  • Veränderte Häufigkeit des Stuhlgangs (mehr als 3 x / Tag oder weniger als 3 x / Woche)
  • Veränderte Stuhlform (wässrig oder sehr hart)
  • Veränderte Stuhlgewohnheiten (Zwang zum Pressen, starker Stuhldrang, Gefühl der unvollständigen Entleerung
  • Schleimabgang
  • Antibiotika-Therapie (auch länger zurückliegend)

(3 oder mehr der o.g. Symptome können auf einen Reizdarm hindeuten)

Treten Symptome wie Schmerzen, Veränderungen in der Häufigkeit des Stuhlgangs oder Beschwerden beim Stuhlgang entweder andauernd oder regelmäßig in gewissen Zeitabständen auf, so liegt ein Reizdarmsyndrom nahe.

Weitere Anhaltspunkte sind eine Besserung der Beschwerden bei längerer Entspannung (z.B. im Urlaub) und eine Verschlechterung unter Stress.

Interessanterweise können sich nach einer Darmspiegelung die Beschwerden wochenlang bessern, da bei der Untersuchung oft Verkrampfungen gelöst werden und der Darm in sich gedehnt und entspannt wird. Steht die Diagnose „Reizdarm“ fest, sollten eingreifende Untersuchungen nicht ständig wiederholt, sondern nur in mehrjährigem Abstand zur Vorsorge durchgeführt werden. Solange keine weiteren Symptome dazukommen, die den Verdacht auf eine organische Ursache geben, besteht kein Grund zur Besorgnis, wichtig ist dann vielmehr die Betroffenen von ihren Beschwerden zu befreien.

Was sind die Ursachen des Reizdarmsyndroms?

Verschiedene Faktoren können bei der Entstehung eine Rolle spielen, eine eindeutige Ursache gibt es nicht.

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  • Bei Patienten mit Reizdarm ist die Schmerzempfindlichkeit des Darms und der umgebenden Schleimhäute erhöht, darüber hinaus scheint die Schmerzverarbeitung im Gehirn und Rückenmark verändert zu sein, mit der Folge, dass viel geringere Schmerzreize ausreichen, schwere Beschwerden hervorzurufen, oft genügt schon ein enger Hosenknopf oder einschneidender Rockbund, dass der in Alarm befindlichen Darm schmerzhaft reagiert. Die „Schmerzschwelle“ liegt einfach niedriger.
  • Stress oder seelische Belastungen können diese Empfindlichkeit erhöhen. Serotonin, ein Botenstoff, der zu 90 % im Darm gebildet wird und für die Schmerzweiterleitung zuständig ist: beim Reizdarmpatienten befindet sich dieses System fast dauernd im Alarmzustand.
  • Die Beweglichkeit des Darms ist beim Reizdarmsyndrom verändert. Normalerweise führt eine immer wiederkehrende Bewegung (Peristaltik) vom Dünn- zum Dickdarm zu einem Vorwärtstransport des Speisebreis. Beim Reizdarmpatienten ist oft nur eine kurz andauernde, rasch aufeinander folgende Bewegung feststellbar, der Darminhalt rauscht entweder zu schnell durch (Durchfall) oder er bleibt schwer wie Blei liegen (Verstopfung).
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten – z.B. die Unverträglichkeit von Milchzucker (Lactose) oder dem Süßstoff Sorbit und die Nebenwirkung von Medikamenten. Schmerzmittel, Antidepressiva und Blutdrucksenkende Medikamente können eine Verstopfung verursachen, während andere Arzneimittel wie u.a. Antibiotika direkt abführend wirken.
  • Patienten mit Infektionen und die mit Antibiotika behandelt wurden (teilweise auch nach länger zurückliegender Antibiotikaeinnahme) haben ein dreimal höheres Risiko ein Reizdarmsyndrom zu entwickeln – manchmal erst Monate und Jahre später. Die Antibiotika unterscheiden nicht nach guten und schlechten Darmbewohnern, sie schädigen auch die „friedliche“, nützliche „Wohngemeinschaft“ –Fehlbesiedlung mit schädlichen Fremdkeimen sind die unangenehme Folge.

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Welchen Einfluss hat die Darmflora?

Schon früh in unserem Leben – etwa gegen Ende des 2. Lebensjahres - stellt sich ein Gleichgewicht zwischen den Darmbewohnern ein. Gute und schlechte Einflüsse prägen damit das ganze spätere Leben, entscheiden, ob wir ein David oder Goliath in Sachen Verdauung sein werden. Im Darm eines Erwachsenen leben etwa 100 Billionen (100 000 000 000 000!) Mikroorganismen (Darmbakterien), bis zu 500 verschiedene Arten, 10-mal mehr als wir Körperzellen besitzen, in friedlicher Koexistenz zusammen – sie vertragen sich miteinander und unterstützen sich gegenseitig. Besonders Escherichia-coli-Bakterien, die bereits den Säuglingsdarm besiedeln, schaffen die richtigen Lebensbedingungen im Darm. Ballaststoffe beispielsweise können von den körpereigenen Verdauungsenzymen nicht abgebaut werden, erst im Dickdarm mit Hilfe der dort vorhanden Darmflora werden die Ballaststoffe aufgespalten – Abbauprodukte, die für die Ernährung, Durchblutung und Schutz der Dickdarmschleimhaut von ausschlaggebenderBedeutung sind.

reizdarm
Abb. 1 Mikrokosmos Darm – die Abwehrlinien sind störanfällig

Diese „Wohngemeinschaften“ – die Darmflora – sind bis zum mittleren Lebensalter normalerweise ohne Einwirkung von außen stabil. Erst im Alter kommt es zu einer Veränderung der Zusammensetzung der Keime. Leider vertreiben wir die guten Darmbewohner schon früher durch eine Reihe von negativen Einflüssen – unser moderner Lebensstil, fehlende Ballaststoffe, Stress – gefährden die Existenz einzelner Bakterienarten und die friedliche Koexistenz. Dann erobern die krank machenden „Durchreisenden“ das Terrain, die Fehlbesiedelung des Darms ist vorprogrammiert: mit weit reichenden Folgen für die Verdauung, die körpereigene Abwehr und die Stoffwechselleistungen des Darms. Chronisch geworden mündet eine solche aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora in Folgebeschwerden wie Verstopfung, Infektionen mit Durchfall, Entzündungen, Allergien, Abwehrschwäche, Pilzbefall und das Reizdarmsyndrom.

Was hilft beim Reizdarm?

Viele Patienten fühlen sich mit der Diagnose „Reizdarm“ allein gelassen – doch es gibt Hilfe: eine gute Lebensführung und probiotische Keime bringen den Darm wieder ins Gleichgewicht und beruhigen den gereizten Bauch.

Wer unter Reizdarm leidet, sollte auf eine „darmfreundliche“ Kost mit Sauermilch-produkten, Gemüse, Obst und ausreichende Ballaststoffe achten. Fettreiche, blähen-de Speisen (z.B. Hülsenfrüchte), scharfe Gewürze, kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol und Weißmehlprodukte sollten eher selten auf dem Speiseplan stehen. Das Gleiche gilt für Süßigkeiten. Jeder sollte seine persönlichen „Reizauslöser“ ausfindig machen!

Hilfreich kann regelmäßiger, maßvoller Sport (z.B. Fahrradfahren, Schwimmen, Walking), „Auszeiten“ zur Entspannung und zum Abbau des „negativen“ Stresses (Yoga, Entspannungsübungen oder autogenes Training) sein. Jeder weiß am besten, was ihm beim „Auftanken“ hilft.

Probiotische Keime, Laktobazillen und Bifidusbakterien für den Dünndarm, E.coli Stamm Nissle 1917 für die Dickdarmflora helfen dem Darm wider ins Gleichgewicht zurück – ohne Nebenwirkungen. Eine Reihe von Untersuchungen (ganz aktuell Plassmann D & Schulte-Witte H, Therapie des Reizdarmsyndroms mit E.coli Stamm Nissle 1917 (EcN) – eine retrospektive Untersuchung, Med Klin 2007, 102, 888-892) zeigten bei Reizdarmpatienten, die unter Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung und/ oder Durchfall litten, Verbesserungen durch die mehrwöchige Gabe der „guten“ Keime. Alle Symptome wurden signifikant verbessert bzw. normalisierten sich, u.a. bilden diese hilfreichen Darmbakterien beim Abbau vonKohlenhydraten (organische) Säuren, die wiederum den Wasserhaushalt und die Beschaffenheit des Stuhls beeinflussen können, ein niedriger pH-Wert durch Säuren vertreibt viele schädliche „ungebetene“ Keime. Die Therapie mit lebenden Bakterien ist kein neuer Therapieansatz – der Freiburger Hygieniker Prof. Alfred Nissle (1874-1965) berichtete bereits seit ca. 1920 über die erfolgreiche Behandlung verschiedener Darmerkrankungen, dazu gehörten die Symptome des Reizdarmsyndroms (Blähbauch, Durchfall und Verstopfung), Darminfektionen, Allergien und Entzündungen des Dickdarms. Den Keim, den er für diese Therapie einsetzte, war ein E.coli Stamm, den Prof. Nissle 1917 aus dem Stuhl eines Soldaten isoliert hatte, der im Gegensatz zu all seinen Kameraden gesund geblieben war und dem keine der vielen Darminfektionen etwas anhaben konnte. Das war die Geburtsstunde von E.coli Stamm Nissle 1917. Bis heute ist dieses probiotische Arzneimittel im Dienste der Darmgesundheit aktiv und stete Forschung erschließt immer neue Anwendungsgebiete.

In diesem Sinne bleiben und werden Sie gesund.

Quellen:

Henker J, Blokhin B, Bolbot J, et al. The probiotic E.coli Nissle 1917 stops acute diarrhoea in infants and toddlers. Eur Pediatr 2007;

Krammer HJ, Käniper H, Bünau R von, et al. Probiotische Azneimitteltherapie mit E.coli Stamm Nissle 1917 (EcN): Ergebnisse einer prospektiven Datenerhebung mit 3807 Patienten. Z Gastroenterol 2006, 44: 651-656;

Krammer HJ, Schlieger F, Härder H, et al. Probiotics as therapeutic agents in irritable bowel syndrome. Z Gastroenterol 2005, 43: 467-471;

Thompson WG, Longstreth GF, Drossman DA, et al. Functional bowel disorders and functional abdominal pain. Gut 1999; 45: Suppl 2: 43-47.

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Bluthochdruck

Bluthochdruck

Was versteht man unter Bluthochdruck?

Unser gesamter Körper, fast alle Gewebe und Zellen sind auf eine andauernde Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen angewiesen. Ebenso ist der Abtransport von Abfallprodukten des Stoffwechsels und die Verteilung von Hormonen für unser Leben essentiell. Zu diesem Zweck muss unser Transportorgan – das Blut – mit genügend Druck durch unseren Körper gepumpt werden, um auch wirklich alle Gewebe ausreichend zu versorgen. Ist dieser sogenannte Blutdruck aber ständig und ohne physiologische Ursache (z. B. Anstrengung oder Stress) erhöht, hat dies weitreichende Konsequenzen für unsere Gesundheit. Bluthochdruck und seine Folgeerkrankungen zählen anhand der Todesfälle gemessen zu den tödlichsten Erkrankungen in unserer Zivilisation. Jedes Jahr sterben alleine in Deutschland 400.000 Menschen an den Folgen zu hohen Blutdruckes.

Bluthochdruck ist nahezu symptomfrei

Bluthochdruck selber verursacht dabei meistens keinerlei Symptome. Allenfalls ein Gefühl des Schwindels oder Kopfschmerzen können Anzeichen sein. Zu spüren bekommt der Patient erst die Folgeerscheinungen. Die bekanntesten Folgen von Bluthochdruck sind Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber die schleichende Volkskrankheit zerstört noch wesentlich mehr Organe: Niere, Augen, Gefäße – alles leidet unter der andauernden mechanischen Druckbelastung. Häufig findet sich keine eindeutige Ursache für die Hypertonie. Trotzdem muss sich kein Patient seinem Schicksal ergeben: Bluthochdruck lässt sich heute relativ gut behandeln. Oftmals lässt sich sogar eine dauerhafte Einnahme von Medikamenten verhindern.

Ab wann spricht die Medizin von Bluthochdruck?

Um diese Frage genau zu beantworten muss man wissen, dass es zwei Blutdruckwerte gibt. Diese haben eine unterschiedliche Bedeutung und geben zeitlich getrennt die Blutdruckverhältnisse im arteriellen Gefäßsystem wieder. Die zwei Blutdruckwerte werden als Systole und Diastole bezeichnet:

  • Systole: Die Systole ist immer der „obere“ oder „erste“ Wert, den ein Blutdruckmessgerät anzeigt. Sie ist stets höher als die Diastole und gibt die arteriellen Druckverhältnisse während der Kontraktion des Herzens wieder. D. h. die Systole ist der Moment in dem das Blut aus der linken Herzkammer in den Blutkreislauf herausgepresst wird. Unter physiologischen Normalbedingungen ohne körperliche Anstrengung sollte dieser Wert zwischen 110 und 130 mmHg liegen.
  • Diastole: Die Diastole – der „untere“ Blutdruckwert – dokumentiert die Druckverhältnisse zwischen den Herzschlägen, also in der Entspannungs- bzw. Füllungsphase. Die Werte sind demnach immer niedriger als die Systole. Die normalen Werte im entspannten Wachzustand liegen bei 60 – 85 mmHg.

Von Bluthochdruck spricht man wenn:

  • der systolische Wert dauerhaft über 140 mmHg liegt, (in USA beträgt der Gernzwert 130 mmHg)
  • der diastolische Wert dauerhaft über 90 mmHg liegt.

Ursachen von Bluthochdruck

Bei rund 90 % der Patienten findet sich keine eindeutige einzelne Ursache. Hier liegt meistens eine Kombination verschiedener Auslösefaktoren vor. In diesem Fall spricht der Mediziner von primärem Bluthochdruck. Bei einem sekundären Bluthochdruck liegt eine eindeutig feststellbare Ursache für die Hypertonie vor. Hier gilt es in erster Linie die Grunderkrankung zu therapieren. Zu den typischen Auslösern von Bluthochdruck gehören:

  • Adipositas
  • genetische Prädisposition
  • zu hoher Konsum von Kochsalz
  • Rauchen
  • Alkoholismus
  • Stress
  • Stimulantien (z. B. Koffein oder Taurin)
  • Hormonstörung (Überschuss an Katecholaminen)
  • Vegetative Störungen, wie das Hyperkinetische Herzsyndrom
  • bestimmte Medikamente (orale Kontrazeptiva, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Kortisonpräparate)
  • Nierenerkrankung
  • Stenose von Nierenarterien
  • Überaktivität von Nierennerven
  • Arteriosklerose
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Tumore die Katecholamine produzieren (z. B. das Phäochromozytom)
  • Schlafapnoe-Syndrom
  • Aorten-Isthmusstenose
  • Hyperlipidämie

Welche Symptome löst Bluthochdruck aus?

Eine der heimtückischen Eigenschaften der Volkskrankheit Bluthochdruck ist gerade die Tatsache, über einen langen Zeitraum hinweg keinerlei Symptome auszulösen. Daher wissen viele Menschen über Jahrzehnte gar nicht, dass sie an der unheilvollen Erkrankung leiden. Gegebenfalls können bei sehr hohem Blutdruck einige Krankheitszeichen ausgelöst werden:

  • Schwindel
  • Nasenbluten
  • Kopfschmerzen
  • Tinnitus

Diese klinischen Zeichen können allerdings alle auch auf eine andere Erkrankung hindeuten. Bekannt und typisch sind die Spätfolgen, die ein Bluthochdruck mit sich bringen kann:

  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • Angina pectoris
  • Kurzatmigkeit
  • Luftnot
  • Niereninsuffizienz
  • Sehstörungen

Kommt es akut zu einer massiven Erhöhung der Blutdruckwerte auf über 230/130 mmHg handelt es sich um einen hypertensiven Notfall bzw. eine hypertensive Krise. Es besteht akute Lebensgefahr, da zahlreiche Organe nachhaltig geschädigt werden können.

Die Diagnose von Bluthochdruck

Um Bluthochdruck zu diagnostizieren ist die Blutdruckmessung Mittel der Wahl. Hiermit kann überprüft werden, ob der Blutdruck in der Norm oder darüber ist. Als Faustregel für die Diagnose gilt:

Der Blutdruck muss bei mindestens zwei verschiedenen Messungen an zwei verschiedenen Tagen zu hoch sein, um einen Bluthochdruck diagnostizieren zu können. Allerdings sollte auch dies erst einmal eine Verdachtsdiagnose sein, da für die endgültige Bestätigung noch weitere Untersuchungen notwendig sind.

Hier sind insbesondere zwei besondere Varianten der Blutdruckmessung zu nennen:

  • Die 24-Stunden-Blutdruckmessung: Hierzu trägt der Patient eine Blutdruckmanschette über 24 Stunden am Arm, während in regelmäßigen zeitlichen Abständen der Blutdruck gemessen wird. In der Regel geschieht dies am Tag alle 15 Minuten und nachts alle halbe Stunde. Die Blutdruckwerte werden in einem zur Blutdruckmanschette gehörenden Gerät gespeichert und vom Arzt ausgewertet. Um den Blutdruck genauer interpretieren zu können ist es ratsam, dass der Patient notiert was er den Tag über getan hat. So ist es selbstredend, dass der Blutdruck beim Treppensteigen höher sein kann, als die Ruhewerte es sind.
  • Das Belastungs-EKG zeichnet neben den eigentlichen elektrischen Ableitungen des Herzens auch die Blutdruckwerte unter Belastung auf. Hierbei ist besonders entscheidend, wie lange der Blutdruck braucht um sich nach der körperlichen Belastung wieder zu beruhigen.

Ist der Bluthochdruck als solches eindeutig diagnostiziert gilt es, eventuelle auslösende Faktoren zu suchen. Sind diese für den Bluthochdruck verantwortlich sollte genau dort die Therapie ansetzen. Ein Bluthochdruckpatient sollte seinen Blutdruck auch regelmäßig selber zu Hause überprüfen. Um hier falsche Werte zu vermeiden, sollte vor der Messung 3 – 5 Minuten Ruhe gehalten werden.

Weiterführende Diagnostik

  • Ultraschall von Herz, Nieren und Schilddrüse
  • Blutuntersuchung (Nachweis von evtl. Hormonstörungen, Diabetes und Fettstoffwechsel- bzw. Elektrolytstörungen)
  • Urinuntersuchung
  • Glukosetoleranztest
  • Röntgenaufnahme des Brustkorbes

Wie wird Bluthochdruck therapiert?

Die Therapie von Bluthochdruck richtet sich nach der Ursache. Konnte keine eindeutige Grunderkrankung gefunden werden, sollte der Lebensstil umgestellt werden. Im Folgenden sollen die wichtigsten Therapiemöglichkeiten von Bluthochdruck genannt werden:

  • Gewichtsreduktion
  • regelmäßiges Ausdauertraining
  • fettarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin
  • Stressabbau (Autogenes Training, progressive Muskelentspannung)
  • Salzkonsum verringern
  • regelmäßige Blutspende

Die medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Therapie wird mit sog. Antihypertensiva durchgeführt. Dies sind Medikamente, die sich blutdrucksenkend auswirken. Hierzu gehören insbesondere folgende Gruppen:

  • Betablocker: Diese Wirkstoffe blockieren die Betarezeptoren am Sympathikus und am Herzen. An diese Rezeptoren würden normalerweise Adrenalin- und Noradrenalin-Moleküle andocken und damit eine Blutdruckerhöhung und Pulssteigerung vermitteln. Betablocker senken sowohl Blutdruck als auch die Herzfrequenz.
  • ACE-Hemmer: Antihypertensiva dieser Klasse senken den Blutdruck durch Einflussnahme auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System der Niere. Genauer gesagt hemmen sie das Angiotensin Converting Enzyme. Als Folge hieraus entsteht weniger gefäßverengendes Angiotensin II, dadurch sinkt der Blutdruck.
  • AT1-Antagonisten: Diese Arzneimittel blockieren die Rezeptoren für Angiotensin II und verringern somit – ähnlich den ACE-Hemmern – die Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur.
  • Diuretika: Sie fördern die Ausscheidung von Flüssigkeit und entlasten damit das Herz-Kreislaufsystem.
  • Calciumantagonisten: Hier gibt es verschiedene Mechanismen zur Blutdrucksenkung. Wirkstoffe aus der Gruppe der Dihydropyridine sorgen für eine Erschlaffung der Arteriolen. Folge ist eine geringere Nachlast, das Herz muss im Rahmen der Systole weniger Druck aufbauen. Medikamente vom Typ der Phenylalkylamine verursachen durch Blockade der Calciumkanäle am Herzen eine geringere Schlagkraft. Einige Calciumantagonisten kombinieren beide Wirkungsmechanismen.
  • Nitropräparate: Diese sorgen für eine sofortige Erweiterung der Herzkrankzgefäße und werden meistens als Spray verabreicht.

Optimal ist meistens eine Kombination aus pharmakologischer Therapie, regelmäßigem Ausdauertraining, Änderung der Lebensgewohnheiten und konsequentem Stressabbau. In jedem Fall lohnt es sich, Bluthochdruck rechtzeitig zu bekämpfen. Kaum eine Erkrankung hat so viele, teilweise fatale Folgen. Und wenige Erkrankungen sind oft so effektiv therapierbar.

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Arteriosklerose

Arteriosklerose

Der Blutfluss wird gestört

Wir nennen es den Saft des Lebens: Zwischen 5 und 7 Liter Blut bewegen sich jeden Tag unseres Lebens pausenlos durch den Körper.

Ohne Blut ist jedes menschliche Leben undenkbar. Die Flüssigkeit versorgt den Körper permanent mit den Dingen, die Gewebe und Zellen zum Überleben benötigen: Sauerstoff und Nährstoffe. Gleichzeitig werden Abbauprodukte und Abfälle des Stoffwechsels durch Blut abtransportiert. Weder das Immunsystem, noch die meisten Hormone könnten ohne den Transport durch die Gefäße an den Ort ihres Geschehens gelangen. Schlussendlich wäre nicht einmal eine konstante Körpertemperatur ohne das flüssige Organ möglich.

Was aber, wenn dem Blut plötzlich der Weg abgeschnitten wird? Wenn einige Bereiche unseres so komplexen Organismus auf einmal nicht mehr mit den lebensnotwendigen Stoffen versorgt werden? Das Blut fließt nicht einfach so durch unseren Körper: Es ist auf ein umfangreiches Leitungssystem aus Gefäßen angewiesen. Diese Blutbahnen können bei gewissen Erkrankungen verengt werden – Fremdstoffe lagern sich an die Gefäßwände. Der Weg des Blutes wird somit immer weiter eingeengt mit möglicherweise katastrophalen Folgen für das hinter der Engstelle liegende Gewebe. Der Fluss des Lebens gerät ins Stocken – die Arteriosklerose nimmt ihren Anfang.

Arteriosklerose: Tödlicher als Krebs, Suizid und Verkehrsunfälle zusammen

Bereits im Jugendalter beginnt die Arteriosklerose durch Ablagerung von Partikel an der Arterienwand. Bis zu einem gewissen Grad ist dies vollkommen normal. Es ist selbstredend, dass die Blutgefäße eines 85-jährigen Mannes nicht mehr so frei und sauber sein können wie die eines Säuglings. Eine gewisse Arteriosklerose ist also normal. Bestimmte medizinische Faktoren können die Arteriosklerose allerdings signifikant beschleunigen und verstärken. Dabei können alle Arterien betroffen sein. Beschwerden verursacht die Arteriosklerose erst dann, wenn es zu einer deutlichen Unterversorgung des entsprechenden Körperareals mit Blut kommt. Häufig ist dann bereits Gewebe abgestorben und irreparable Schäden sind die Folge.

Die bekanntesten Folgen einer Arteriosklerose sind Herzinfarkt und Schlaganfall. In beiden Fällen ist die Blutzufuhr durch Arteriosklerose zu einem Teil des jeweiligen Organs unterbunden – die Folgen sind Lebensgefahr und Organschäden. Derzeit sterben in Deutschland jährlich rund 342.000 Menschen direkt oder indirekt an Arteriosklerose. Neben Bluthochdruck ist Arteriosklerose der Todmacher schlechthin, mit allen Folgen für Gesellschaft und Gesundheitssystem.

Die tödliche Verschmutzung der Blutbahn – Wer ist besonders gefährdet?

Eine gewisse Arteriosklerose ist dem Alterungsprozess geschuldet und zunächst einmal nicht alarmierend. Bestimmte körperliche Voraussetzungen können die Arteriosklerose aber beschleunigen. Bekannt ist, dass erhöhte Blutfettwerte und Tabakgenuss Arteriosklerose fördern. Sicherlich sind dies auch die bedeutendsten Risiken für Arteriosklerose. Aber es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Arteriosklerose-Risikofaktoren.
Männer haben grundsätzlich ein erhöhtes Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken. Wissenschaftlich konnte dies bisher noch nicht zweifelsfrei geklärt werden, vieles spricht aber für hormonelle Ursachen. Ein fortgeschrittenes Alter stellt auch einen nicht beeinflussbaren Risikofaktor für Arteriosklerose dar – ebenso wie eine genetische Veranlagung.

Gutes und schlechtes Cholesterin

Grundsätzlich stellt ein erhöhter Cholesterinspiegel als solches noch nicht unbedingt ein großes Problem dar, vielmehr ist das Verhältnis zwischen den beiden Komponenten dieser Verbindung entscheidend für die Entstehung von Arteriosklerose:

  • das HDL-Cholesterin besitzt eine vor Arteriosklerose schützende Funktion, in dem es abgelagertes Cholesterin von den Wänden der Gefäße bindet und zur Leber transportiert, wo es weiter verarbeitet wird. HDL ist also eine Art „Gefäßreiniger“, folglich sollte dessen Blutspiegel ausreichend hoch sein (> 40 mg/dl).
  • das LDL-Cholesterin hat die Aufgabe, von der Leber gebildetes Cholesterin durch die Blutbahn in die Peripherie zu den Zellen zu transportieren. Dort wird es über Rezeptoren ins Zellinnere aufgenommen und verarbeitet. Ist der Gehalt an Cholesterin zu hoch und kann nicht ausreichend verarbeitet werden, lagert es sich an den Gefäßwänden ab und trägt zur Arteriosklerose bei. Demnach sollte zum Schutz vor Arteriosklerose der Wert unter 130 mg/dl gehalten werden.

Weitere Risikofaktoren der Arteriosklerose:

  • Grundsätzlich fördert Tabakgenuss Arteriosklerose besonders stark. Die im Zigarettenrauch enthaltenen Verbindungen, allen voran Teer, lagern sich im Epithel der Arterien ab. Insbesondere in Verbindung mit einem erhöhten LDL-Cholesterinspiegel steigt das Risiko für Arteriosklerose um den Faktor 10.
  • Blutfette aller Art korrelieren oft mit dem Anteil an Körperfett. Insofern ist mangelnde Bewegung und Übergewicht grundsätzlich ein Arteriosklerose begünstigender Faktor. Ein Mensch mit Adipositas muss zwar nicht zwangsläufig erhöhte Blutfette und Arteriosklerose haben, in vielen Fällen ist dies aber so.
  • Diabetes mellitus (I oder II) ist ein großer Risikofaktor für Arteriosklerose. Zuckerkristalle in Augen und Nieren führen zur Arteriosklerose mit den entsprechenden Folgen.
  • Bluthochdruck sorgt für eine Überbelastung der Arterien. Langfristig bilden sich so kleine Läsionen in der Gefäßwand. Fatale Folge: Diese anfangs sehr kleinen Risse bieten im Blut zirkulierenden Partikeln die ideale Möglichkeit, hängen zu bleiben und sich dort abzulagern und eine Arteriosklerose auszulösen. In der Folge sammeln sich immer mehr Plaques um die Risse, welche ihrerseits immer weiter aufplatzen, wodurch sich die Asrteriosklerose verschärft. Diese Stellen im Gefäß sind oft früher oder später von einem kompletten Gefäßverschluss betroffen.
  • einige internistische Erkrankungen bedingen auch ein erhöhtes Arteriosklerose-Risiko. Dazu gehören: Schilddrüsenüberfunktion, Chronisches Nierenversagen, Gicht, Rheumatoide Arthritis
  • schlussendlich fördert auch Stress die Arteriosklerose, ebenso wie bei Frauen ein Mangel an Östrogen während der Wechseljahre

Komplizierte biochemische Prozesse führen zur Katastrophe

Man darf sich die Arteriosklerose nicht als simplen Prozess vorstellen, in dem irgendwelche im Blut herum schwimmenden Partikel einfach an den Gefäßwänden hängenbleiben. Arteriosklerose ist ein hochkomplexer Vorgang:

  • Durch jahrelangen Bluthochdruck, Viren, bakterielle Gifte oder Entzündungen liegen kleine mechanische Schäden an der innersten Schicht der Arterie – wissenschaftlich als Intima bezeichnet – vor. Kleine Risse oder Löcher in der Gefäßwand sind Voraussetzung für den Beginn der Arteriosklerose.
  • Die kleinen Unebenheiten in der Intima sorgen für das Hängenbleiben und Anheften von bestimmten Typen weißer Blutkörperchen, den Monozyten. Diese reichern sich zunächst an den Läsionen an, werden zahlreicher und verstärken die Arteriosklerose.
  • Die Monozyten besitzen die Fähigkeit, sich in sogenannte Fresszellen zu verwandeln. Nachdem dieses zahlreich geschehen ist, dringen jene Fremdkörper aktiv weiter in das Gefäßepithel ein und vergrößern dadurch die bereits vorhandene Arteriosklerose bzw. Schädigung.
  • In die nun größere Öffnung der arteriellen Wand strömen neben weiteren Blutkörperchen auch massenhaft Zellen und Partikel. Dies sind v. a. das Arteriosklerose-fördernde LDL und Bindegewebsteilchen, die im Blut zirkulieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die gebildeten Fresszellen an ihrer Oberfläche zahlreiche LDL-Rezeptoren besitzen und damit mengenweise weiteres Cholesterin anziehen und fest binden.
  • Die Fresszellen versammeln unzählige Cholesterinteilchen um sich herum und werden so zu größeren, sogenannten Schaumzellen.
  • Diese Schaumzellen verursachen eine heftige Entzündungsreaktion, die zunächst auf die innere Gefäßschicht beschränkt ist, sich aber mit der Zeit auf die weiteren Kompartimente ausdehnt. Zuerst ist die mittlere, aus Muskulatur bestehende Schicht (Media) betroffen, ehe sich das entzündliche Geschehen auf die aus Bindegewebe bzw. Kollagen bestehende Außenschicht (Adventitia) ausdehnt.
  • Die in der gesamten Gefäßwand angehäuften Schaumzellen und die bestehende Entzündung bewirken einen allmählichen bindegewebigen Umbau der Arterie mit steigender Spannung auf die entsprechende Stelle.
  • Ab einem gewissen Zeitpunkt zerplatzt die gesamte entzündliche Stelle und ragt direkt in das Innere der Blutbahn hinein. Hier sammeln sich nun rasch weitere Fettmoleküle, rote Blutkörperchen und Bindegewebszellen, bis das Gefäß letztlich komplett verschlossen ist oder sich evtl. eine Thrombose bildet. Das Vollbild der Arteriosklerose ist erreicht.
  • Das hinter dem Verschluss liegende Gewebe wird nicht mehr mit Blut versorgt und kann dauerhaft geschädigt bleiben.

Kleiner Durchmesser – hoher Druck: Teulfelskreis Arteriosklerose

Bereits während des Prozesses der Arteriosklerose passieren unweigerlich zwei Dinge:

  • der Gefäßdurchmesser nimmt kontinuierlich ab
  • die Arterienwand verliert immer mehr an Elastizität

Folge dieser beiden Geschehen ist ein schnellerer und heftigerer Anstieg des Blutdruckes. Dies wiederum begünstigt die Entstehung weiterer Schädigungen und Blutleeren im Körper. Ein Teufelskreis hat begonnen….

Der stumme Killer und seine Folgen: Was richtet die Arteriosklerose an?

Die bekanntesten Folgen der Arteriosklerose sind – wie erwähnt – Herzinfarkt und Schlaganfall. In beiden Fällen kommt es als Konsequenz einer Gefäßengstelle zu einer Unterversorgung des muskulären bzw. neuronalen Gewebes. Sowohl Muskel- als auch Nervenzellen haben die Eigenschaft, sich nach Ende der embryonalen Entwicklung nichtmehr zu teilen, d. h. die Zellen, die nach einem Infarkt untergegangen sind, werden nicht mehr ersetzt. 80 % der Schlaganfälle entstehen auf diese Art. Die restlichen 20 % entstehen durch eine Hirnblutung, wobei auch hier die Ursache in einer Arteriosklerose liegen kann. Schon bevor ein Herzinfarkt eintritt, verursacht die Arteriosklerose Anfälle von Brustschmerzen. Ein Phänomen, das als Angina pectoris bzw. Koronare Herzkrankheit (KHK) bekannt ist.

Auch die übrigen Gefäße können von Arteriosklerose betroffen sein. Besonders bekannt sind Arteriosklerose-Herde in den Beinen, die im schlimmsten Fall zum Absterben der Extremitäten führen können. Mediziner nennen das Phänomen die Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAV). Häufig von Arteriosklerose betroffen ist auch die Niere, die auf eine Minderdurchblutung mit Unterfunktion reagiert. Aber bereits bevor es zu den lebensgefährlichen Arteriosklerose-Folgen kommt, zeigen sich die ersten Anzeichen einer Arteriosklerose beim Mann an einer anderen Stelle: Erektionsstörungen sind oft die ersten Vorboten einer Arteriosklerose.

Wie wird eine Arteriosklerose diagnostiziert?

  • Erhebung der Krankengeschichte
  • Blutuntersuchung
  • Herzkatheter
  • Angiographie
  • Ultraschall der Halsschlagader
  • Belastungs-EKG

Es muss nicht soweit kommen: Vorbeugende Maßnahmen

Arterioklerose kann jeden treffen. Gerade ein genetisch hoher Cholesterinspiegel stellt ein Problem dar, dem der Betroffene frühzeitig begegnen sollte. Prinzipiell empfiehlt sich eine fettarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Alkohol sollte nur in Maßen genossen und auf Tabak komplett verzichtet werden. Regelmäßiger Sport ist der beste Weg, Arteriosklerose zu vermeiden. Hierzu eignet sich am besten Ausdauertraining, mehrmals wöchentlich. Dies beugt auch Bluthochdruck und Übergewicht vor. So schwierig es ist: Jeder sollte versuchen, Stress möglichst zu umgehen. Ist der Alltag auch immer schneller und kurzlebiger, mit genügend Ausgleich und Entspannungsübungen kann übergroßer Stress vermieden werden.

Statine – Helfer im Kampf gegen Arteriosklerose

Im Falle einer familiären Hypercholesterinämie kann es passieren, dass der Cholesterinspiegel trotz gesunder Ernährung und  Sport nicht unter ein Arteriosklerose-fördernden Pegel gesenkt werden kann. Hier kann durch Arzneistoffe aus der Gruppe der Statine nachgeholfen werden. Statine sind Medikamente, die die Blutfette durch verschiedene Mechanismen senken und so vorbeugend bezüglich einer Arteriosklerose wirken. Als besonders wirksam haben sich Pharmazeutika mit der Wirkstoffkombination aus Simvastatin und Ezetimib erwiesen.

Die entsprechenden Arzneimittel sind bei Weitem nicht mehr so voller Nebenwirkungen und werden in den meisten Fällen gut vertragen. Liegt bereits ein Herzinfarkt oder Schlaganfall vor, so ist die Einnahme der Lipidsenker essentiell. In diesem Fall ist die Frage nach einer operativen Aufweitung der von Arterioklerose betroffenen Gefäße zu diskutieren. In jedem Fall sollte neben den genannten Änderungen der Lebensweise und Einnahme von Statinen eine dauerhafte Therapie mit Acetylsalicylsäure begonnen werden. Diese verringert das Risiko eines Blutgerinnsels und verringert so die Wahrscheinlichkeit eines erneuten kardiovaskulären Geschehens. Eines sollte jeder Patient unbedingt verinnerlichen: Es ist niemals zu spät, den Kampf gegen die Arteriosklerose aufzunehmen.

© medizin.de 2013-2018 (Gunnar Römer)

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